Marktfruchtbetriebe brauchen mehr als 80 dt Körnermais

Landessortenversuche Körnermais 2013

In Hessen ging die Anbaufläche für Körnermais einschließlich Corn-Cob-Mix erwartungsgemäß zurück, nachdem sie 2012 aufgrund von Auswinterungsschäden an den Wintergetreidearten ausgedehnt wurde. Nach Erhebungen des DMK lag die Körnermaisfläche in Hessen mit etwa 6600 ha auf dem Niveau von 2010.

Vermehrt nutzen Marktfruchtbetriebe den Körnermaisanbau, um die engen Raps-Getreidefruchtfolgen aufzulockern.

Foto: agrar-press

Körnermaisanbau wird in Marktfruchtbetrieben vermehrt bei der Fruchtfolgegestaltung als Möglichkeit gesehen, die engen Raps-Getreidefruchtfolgen aufzulockern. Die Kulturart weckt durch Ertragssteigerungen in den vergangenen Jahren, durch gute Mechanisierbarkeit beim Anbau, Entzerrung von Arbeitsspitzen und die vergleichsweise niedrige Pflanzenschutzintensität zunehmendes Interesse. Allerdings ist die Wirtschaftlichkeit des Anbaus von den am Standort erreichbaren Kornerträgen und den Trocknungskosten abhängig.

Auf Basis mittlerer Trocknungskosten ist Körnermais nach DMK-Berechnungen bei einem Ertragsniveau von 80 dt/ha unwirtschaftlich, während die Stückkosten bei 110 dt Kornertrag einem mittleren Weizenertrag entsprechen. Wird Körnermais innerbetrieblich zu Futterzwecken eingesetzt, bietet sich eine kostensparende Säurekonservierung an.

Innerbetriebliche Verwertung interessant

Das Ertragsniveau des Vorjahres (Basis 86 Prozent Korn-TS) wurde auf den hessischen Prüfstandorten 2013 nicht erreicht. Der Vergleich mit den Ergebnissen aus den Vorjahren macht deutlich, dass für eine qualifizierte Sortenbeurteilung mehrjährige Prüfergebnisse zu Grunde gelegt werden müssen. Nur so lassen sich aus den vielfältigen Sortimenten die für die Körnermaisproduktion und den jeweiligen Standort geeignete Sorten auswählen. Neben hoher Kornertragsleistung kommt es auf frühe und sichere Abreife, Standfestigkeit und Krankheitstoleranzen an.

Die bei der Zulassungsprüfung ermittelte Körnerreifezahl für eine Sorte ist ein wichtiger Parameter, der sich am TS-Gehalt im Korn bei Ernte orientiert und im Vergleichsanbau mit bekannten Standardsorten festgelegt wird. Dabei bedeuten zehn Einheiten in der Reifezahl eine Abweichung von 1 Prozent in der Korn-TS, beziehungsweise zwei bis drei Tage frühere oder spätere Abreife.

Verläuft die TS-Zunahme im Korn witterungsbedingt langsam, wird das Ernteergebnis zunehmend von der Standfestigkeit und Gesundheit einer Sorte bestimmt. Die Druscheignung bei hoher Kornfeuchte lässt sich am Bruchkornanteil erkennen. Ein geringer Bruchkornanteil trägt zur Wirtschaftlichkeit bei.

Vier Versuchsstandorte in der Auswertung

Die Landessortenversuche mit Körnermais wurden 2013 an vier Orten angelegt und beerntet. Am Standort Bad Hersfeld/Eichhof kamen zehn frühe Sorten (K 210-220) und am Standort Butzbach/Nieder-Weisel 24 mittelfrühe Sorten (K 230-250) zur Ansaat. In Groß-Gerau wurden 20 mittelspäte Sorten (K 260-290) auf ihre Anbaueignung getestet. Die LSV-Kernsortimente Körnermais mittelfrüh und mittelspät werden mit den zuständigen Stellen in Rheinland-Pfalz abgestimmt und gemeinsam geprüft.

Die hessischen Standorte weisen folgende Merkmale auf:

Groß-Gerau: 90 m ü.NN, Jahresmitteltemperatur 9,8°C, Niederschlagsmenge 603 mm, sandigerLehm, AZ 60, Anbaugebiet 9, Beregnungsstandort.

Butzbach/Nieder-Weisel: 155 m ü.NN, Jahresmitteltemperatur 9,3°C, Niederschlagsmenge 610 mm, sandiger Lehm, AZ 70, Anbaugebiet 7.

Bad Hersfeld/Eichhof: 200 m ü.NN, Jahresmitteltemperatur 8,7°C, Niederschlagsmenge 605 mm, sandiger Lehm, AZ 49, Anbaugebiet 7.

Der Standort in Rheinland-Pfalz:

Germersheim/Minfeld: 130 m ü.NN, Jahresmitteltemperatur 10°C, Niederschlagsmenge 650 mm, sandiger Lehm, AZ 80, Anbaugebiet 9.

Entwicklungsrückstand im Frühjahr

Die Aussaat der Körnermaisprüfungen begann am 23. April an den Standorten Nieder-Weisel und Groß-Gerau. An den Prüforten Eichhof und Minfeld wurde am 24. April ausgesät. Die für die Keimung erforderlichen Bodentemperaturen waren erreicht und genügend Feuchtigkeit im Keimhorizont führte zu gleichmäßigen Aufgängen. An allen Standorten waren die Prüfsorten zwischen dem 7. und 10. Mai ohne nennenswerte Mängel aufgelaufen. Am Standort Nieder-Weisel traten Pflanzenverluste durch Drahtwurmbefall auf.

Sehr hohe Niederschlagsmengen in der letzten Maidekade verursachten überall Bodenverschlämmungen und -verdichtungen. In Verbindung mit vorherrschend niedrigen Tagestemperaturen führten das Sauerstoff- und Wärmedefizit im Boden und Nährstoffverlagerung aus dem Wurzelbereich zu Stress oder gar Entwicklungsstillstand bei den Maispflanzen. Eine zügige Weiterentwicklung war nach deutlichem Temperaturanstieg ab Mitte Juni zu beobachten. Der Entwicklungsrückstand konnte jedoch nicht mehr eingeholt werden.

Im Vergleich zum Vorjahr begann die Maisblüte etwa zehn bis zwölf Tage später und fiel Ende Juli in eine trockene und sehr heiße Wetterphase. Zur Blüte haben die Bestände mit bis zu 6 l Wasser pro m² und Tag den höchsten Wasserbedarf. Steigen bei Trockenheit die Temperaturen weit über 30°C an, kann es aufgrund von verminderter Pollenschüttung und rasch eintrocknenden Narbenfäden zu Befruchtungsstörungen kommen. Die Prüfsorten blieben von diesem Stress weitgehend verschont, so dass trotz Wachstumsbeeinträchtigungen in der Jugend sich die Ertragseinbußen gegenüber den sehr guten Kornerträgen des Vorjahres in Grenzen hielten.

Ende Juli verursachte ein Gewitter mit heftigen Windböen Lager im gesamten mittelfrühen Prüfsortiment am Standort Nieder-Weisel, das nicht eindeutig sortenspezifisch einzuordnen war. Offensichtlich haben die schlechten Wachstumsbedingungen im Mai und Juni zu insgesamt schwächeren Pflanzen mit dünneren Stängeln geführt und damit die Lageranfälligkeit erhöht. Im Anbaujahr 2013 lagen die Wärmesummen in allen Anbauregionen Ende September unter den Werten der Vorjahre.

2013 ohne auffällige Bonituren

Pflanzenverfärbungen, Wachstumsstockungen, Blattaufhellungen oder auch Anthocyanverfärbungen gelten als Indiz für Kälteempfindlichkeit in der Jugend. Nach der Saat in der dritten Aprildekade traten keine Frostgrade mehr auf, und Kälteschäden wurden auf hessischen Standorten nicht bonitiert.

Auch die Neigung zur Bestockung war sehr klein. Nur im mittelspäten Sortiment in Groß-Gerau trat das Merkmal auf, mit durchschnittlich 1,0 Prozent den mittelspäten Sorten allerdings auf niedrigem Niveau. Am stärksten betroffen waren P9494 mit 5,3 Prozent, Konkretis mit 3,3 Prozent und P 9578 mit nur 2,8 Prozent der Pflanzen.

Wie in den Vorjahren war der Maiszünsler in Hessen auch 2013 zu beobachten, dank durchgeführter Bekämpfungsmaßnahmen allerdings auf sehr niedrigem Niveau. Am osthessischen Standort Eichhof trat er an durchschnittlich 0,7 Prozent der Pflanzen auf, im mittelfrühen Sortiment in Nieder-Weisel gar nicht und in Groß-Gerau nur an 0,9 Prozent der Pflanzen.

Ähnlich unbedeutend war in diesem Jahr auch Maisbeulenbrand. Am Standort Eichhof waren durchschnittlich 1,4 Prozent der Pflanzen befallenen, Monasterium mit 4,8 Prozent am stärksten. Auf den übrigen Standorten trat die Krankheit gar nicht auf. Stängelfäule trat in vernachlässigbarem Ausmaß in Bad Hersfeld (0,1 ) und in Groß-Gerau (0,1 Prozent) auf, in Nieder-Weisel wurde sie nicht festgestellt.

Auch das Merkmal Bruchkorn variiert 2013 kaum. Die Spanne reicht im frühen Sortiment von 2,5 bis 5,5 Prozent mit Ricardinio (2,5 Prozent), LG 30222 (2,6 Prozent) und ES Techno (2,8 Prozent) an der Spitze, im mittelfrühen Sortiment von 1,6 bis 3,5 Prozent und im mittelspäten Sortiment von 1,2 bis 3,9 Prozent.

Abreife und Kornertrag

Feuchtkühle Witterung im Oktober sorgte dafür, dass trotz später Erntetermine (Bad Hersfeld 31.10.; Nieder-Weisel 11.11.; Groß Gerau 30.10.) nur unterdurchschnittliche Korn-TS-Werte erzielt wurden. Im Versuchsmittel waren es auf dem Eichhof 66,3 Prozent, in Nieder-Weisel 72,6 Prozent und auf dem südhessischen Standort Groß-Gerau 74,9 Prozent. Die Mais-Kornerträge schwanken von Jahr zu Jahr erheblich. Im Jahr 2013 wurden auf allen Standorten die Vorjahreserträge nicht erreicht. Mit minus 2 Prozent fiel die Einbuße am Eichhof vergleichsweise klein aus, mit -26 Prozent in Nieder-Weisel und -15 Prozent in Groß Gerau war das Ertragsdefizit dort größer.

Bei einem durchschnittlichen TS-Gehalt der Verrechnungssorten von 66,4 Prozent variieren die frühen Sorten von relativ 98 bis 103. Dabei weisen Sorten mit niedriger Körnerreifezahl erwartungsgemäß zumindest tendenziell den höchsten TS-Gehalt auf: Amagrano mit relativ 103, Monasterium mit relativ 103 und Farmstar mit relativ 102. Höchsten Kornertrag liefern Ricardinio (K 220) mit relativ 105, Amagrano (K 210) mit relativ 102 und Colisee (K 220) mit relativ 99. Mit Ausnahme von Amagrano weisen sie unterdurchschnittliche Korn-TS-Gehalte auf.

Bezieht man den Standort Minfeld ein, sind die Sorten des mittelfrühen Sortiments mit überdurchschnittlicher Korn-TS ES Cluedo (103), Rivaldinio (103), ES Cirrius (103), KWS 1325 (102) und MAS 25 T (102). Höchsten Kornertrag bringen KWS 1325 (107), ES Cirrius (104), P 8433 (104), Millesim (104) und Claudinio (103). Mit Ausnahme von ES Cirrius allesamt neue Sorten im ersten Prüfjahr. Nur KWS 1325 und ES Cirrius kombinieren überdurchschnittliche Kornabreife mit hohem Kornertrag.

Im mittelspäten bis sehr späten Sortiment ist die Beziehung Körner-Reifezahl/Abreife nicht so eindeutig. Höchste TS-Werte mit relativ 104 bis 105 weisen Palmares, Pomeri CS, DKC 3411, DKC 4197, KWS 9361, P 8609, Konkretis und DS 0471 B mit Reifezahlen von K 260 bis K 280 auf. Die signifikant höchsten Kornerträge, betrachtet über beide Standorte, liefern DS 0471 B mit relativ 111, P 9494 mit 108, Futurixx mit 107, DKC 4117 mit 105, Palmares mit 105 und Konkretis mit 104.

Sortenempfehlungen zur Aussaat 2014

Die verschiedenen Sorten werden nach der Neuzulassung, oder im Falle der EU-Sorten nach den Ergebnissen von Voruntersuchungen, in die Landessortenversuche aufgenommen. Varianten mit schwacher Leistung fallen bereits nach dem ersten Jahr aus der Prüfung heraus. Nur die besten erreichen das zweite und dritte Prüfjahr und können empfohlen werden. Mehr als drei Prüfjahre sind nicht vorgesehen.

Empfohlen werden Sorten nach dreijähriger Prüfung mit dem besten Korn-Ertrag unter Einbeziehung der Abreife (TS-Gehalt bei der Ernte) und der Standfestigkeit. Die Ertragswertzahl (EWZ), die sich für Könermaissorten aus diesen drei Parametern berechnen lässt und in den Tabellen mit aufgeführt ist, stellt also kein eigenständiges Leistungsmerkmal dar, sondern lediglich eine Zusammenfassung der wertbestimmenden Eigenschaften.

Nachfolgend die Sortenempfehlung für Körnermais 2014, die sich zusammensetzt aus den Empfehlungen für das Vorjahr (Anbaujahr 2012 und 2013) und den Ergebnissen der hessischen Landessortenversuche 2013. Eine Ergänzung um Ergebnisse aus Rheinland-Pfalz wurde für das mittelfrühe und das mittelspäte Sortiment vorgenommen. Geeignete Daten für frühe Sorten standen 2013 leider nicht zu Verfügung. Zur Orientierung werden die Sorten mit der besten Leistung bereits nach einem oder zwei Prüfjahren mit aufgeführt. Die Sorten sind nach der EWZ (Mittel aus ein, zwei beziehungsweise drei Versuchsjahren) absteigend rangiert.

Dr. Richard Neff, Georg Prediger, LLH, Eichhof, Bad Hersfeld – LW 1/2014