Massenbetrügereien den Weg geebnet

Würde es sich nicht um einen schwerwiegenden Betrug handeln, so könnte man das Gespür für Amtsdeutsch, Timing und die in der Landwirtschaft diskutierten Themen bewundern, mit der in dieser Woche der oder die Täter gefälschte Beitragsbescheide mit einem kopierten Briefkopf der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) an eine bislang unbekannte Zahl von Landwirten bundesweit versendet haben.
So forderten die Betrüger auf Grundlage des frei erfundenen Bundes-Havarieschutzgesetzes einen Beitrag zum Klimawandel-Entschädigungsfonds, und zwar in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes der erhaltenen EU-Zahlungen (siehe Exemplar im Internet unter LW-heute). Und sie rechneten wohl damit, dass viele Landwirte noch im alten Jahr ihre Rechnungen begleichen wollen.
So wie es aussieht, wird die Aktion aber (hoffentlich) weitgehend ins Leere laufen. Die BLE ist mit den Banken, bei denen die Betrüger-Konten eingerichtet wurden, in Kontakt. Verdient hat bislang also lediglich die Post an den nicht unerheblichen Portokosten.
Gleichwohl bleibt ein übler Beigeschmack. Denn möglich wurde dieser Betrug nur, weil die persönlichen Daten der Landwirte als Empfänger von EU-Zahlungen im Internet veröffentlicht waren. Dem Missbrauch wird Tür und Tor geöffnet. Mit einem einfachen EDV-Programm lassen sich Massenbetrügereien in Gang setzen.
Dieser Fall sollte der Politik zu denken geben, gerade jetzt, wo die Veröffentlichung der EU-Zahlungsempfänger im Internet erneut diskutiert wird und zudem die Unterscheidung zwischen juristischer Person und Privatperson in Bezug auf die Persönlichkeitsrechte offensichtlich nicht klar ist.
Cornelius Mohr