Melken rund um die Uhr

Melkroboter-Hoftag in Diemelsee-Sudeck am Sonntag, 22. Juli

In Diemelsee-Sudeck hat das Lely Center Ehrhard zwei Betriebe mit Automatischen Melk­systemen (AMS) ausgestattet. Gemeinsam mit den Familien Brocke und Grebe werden zwei Varianten am kommenden Sonntag, dem 22. Juli, von 10 bis 18 Uhr beim Hoftag beider Betriebe vorgestellt.

Die Betriebsleiter Friedrich-Wilhelm Brocke und Hofnachfolger Friedrich Brocke haben sich für den Neubau entschieden. Der helle, hochmoderne Stall wurde für 150 Kühe gebaut. Zurzeit stehen darin 130 Kühe bei einer Herdenleistung von über 9 000 kg/Kuh. Der Hof ist in Züchterkreisen auch für sein HF- und Braunvieh bekannt.

Foto: Moe

Im Mittelpunkt des gemeinsa­men Hoftags steht, dass sich an Automatischen Melksystemen interessierte Land­wirte in Praxisbetrieben einerseits über eine Neu­baulösung, bei der zwei Melk­­­roboter im komplett neu gebauten Milchbetrieb installiert wurden, anschauen können. Andererseits wird eine sogenannte Altbaulösung vorgestellt, bei der ein neuer Melkroboter in einem 15 Jahre alten Liegeboxenlaufstall im früheren Fischgrätenmelkstand eingebaut worden ist.

Im Begleitprogramm informieren am Bau beteiligte Firmen, örtliche Vereine sorgen für das leibliche Wohl und für Unterhaltung von Groß und Klein.

Tag der offenen Tür auf Betrieben Brocke und Grebe

Im Vorfeld des Melkroboter-Hoftages der beiden Betriebe, welche in Diemelsee-Sudeck nur fünf Gehminuten voneinander entfernt liegen, hat das LW die Familien besucht und die Landwirte nach den Motiven für ihre jeweils getroffene betriebliche Entscheidung befragt. Wichtigster Grund ist demnach der Faktor Zeit: So stoßen gerade Familienbetriebe, die Landwirtschaft weiterhin im Haupterwerb betreiben wollen, immer häufiger in ihren Arbeitskapazitäten an Grenzen.

AMS passen gut in Familienbetriebe

Die Betriebe Grebe und Brocke sind Beispiele, dass Automatische Melksysteme besonders gut in moderne Familienbetriebe passen, auch weil sie den Betrieben „Luft zum Wachsen lassen“, wie der 29-jährige Agrarbetriebswirt und Hofnachfolger, Friedrich Brocke, beim Betriebsrundgang deutlich machte. In der Tat sind die mit der Entscheidung, den Landwirtschaftsbetrieb weiterführen zu können, ver­bun­de­nen Investitionen gewaltig: So kostet beispielsweise ein Melkroboter, der etwa 60 bis 70 Kühe melkt, circa 150 000 Euro. Gleichzeitig geben Auto­matische Melksys­teme gerade wachstumsorientierten Betrieben eine echte Perspektive. Denn häufig besteht die Gefahr, mit einer betrieblichen Erweiterung auch sukzessive in die Arbeitsfalle zu geraten und den Betrieb dann ineffizient zu betreiben, weil die Zeit für andere wichtige Arbeiten im landwirtschaftlichen Unternehmen wie Büroarbeit oder Ein- und Verkauf und auch die Freizeit für die Familie und zum Erholen fehlt. So sind Melkrobo­ter inzwischen in Hessen auf rund 150 Betrieben wichtige und im Zuge der technischen Reife auch verlässliche „Mitarbeiter“.

Eine „Altbaulösung“, also der Einbau eines Melkroboters in einem bereits vorhandenen Kuhstall, werden kommenden Sonntag Heinz und Serena Grebe in Sudeck vorstellen.

Betrieb Grebe: AMS am Platz des alten Fischgrätenmelkstandes

Im Betrieb Grebe ist Ende vorigen Jahres ein Lely As­tronaut A4 im alten Fischgrätenmelk­stand eingebaut worden. Mit Sohn Jan und mithilfe der Eltern sind in ihrem 65-ha-Betrieb, in dem 70 Kühe plus weibliche Nachzucht gehalten werden, drei Generationen aktiv. Heinz Grebe ist mit der Altbaulösung, also dem Melk­roboter im 1997 gebauten Stall mit Melk­stand sehr zufrieden. Und zwar auch deswegen, weil der Roboter frostsicher im früheren Melk­raum und damit außerhalb des im Winter zeitweise gefrierenden Berei­ches steht. Im Milchbetrieb Grebe kann auch der neu angeschaffte Spaltenroboter besichtigt wer­den, der stets für saubere Laufflächen sorgt und zu gesunden Klauen der Kühe beiträgt.

Mehr Zeit für Herdenmanagement und Zuchtarbeit

Feldarbeiten und die Außenwirtschaft können auch wegen des Ro­bo­ters fast komplett von den Landwirten selbst erledigt werden. Beispielsweise vergeben Grebes zur Feldgrasernte nur die Bergung mit dem Kurzschnittladewagen sowie beim Silomais das Maislegen und -häckseln an ein landtechni­sches Lohnunternehmen. So wer­den die Flächen komplett für den Futterbau zu etwa einem Drittel mit Mais und zu rund zwei Drittel durch Dauergrünland genutzt. Den Betrieben Grebe und Brocke stehe mit der Melk­au­­to­matisierung nun mehr Zeit auch für das Her­denmana­gement und die züchterische Arbeit zur Verfügung, berichteten die Landwirte.

Komplett-Neubau im Betrieb Brocke

Im gemeinsam geführten Betrieb von Friedrich-Wilhelm mit Sohn Friedrich Brocke in Sudeck läuft das AMS seit Ende März im neu­en Milchviehstall. Mit dem Bau ist dort im August vorigen Jahres begonnen worden. Binnen eines halben Jahres wurde der Stall bezogen, sodass seit dem Frühjahr 130 Kühe durch das AMS mit zwei Melkrobotern über eine Zentraleinheit gemolken werden.

Jan Grebe erläutert die ausgeklügelten Funk­tio­nen der Zentraleinheit. Ausgerüstet mit einem 12 Zoll großen Display können nun bereits im Stall die Auswertungen eines Herdenmanagerprogramms direkt abgerufen werden. Zuvor konnten die aktuellen Melkdaten der Kuh erst am Betriebs-PC analysiert werden.

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Beim Astronaut A4 betritt die Kuh den Melkplatz gerade und verlässt ihn nach dem Melken in gerader Richtung. Das Anlernen von Färsen ist so einfacher und der Kuhverkehr verläuft zügig. Bei vorheri­gen Bautypen mussten sich die Kühe in der Box durch einen Ausfallschritt erst richtig positionieren.

Foto: Moe

Der Betrieb Brocke bewirtschaftet 85 ha auf Schiefer-Verwitterungs­boden bei nur 16 Bodenpunkten, von denen 65 ha Grünland und 20 ha Silo­mais­anbau sind. Obwohl bereits 130 Kühe gehalten werden, kann auch hier die Außenwirtschaft fast komplett selbst erledigt werden. In der Rinderzucht ist die Familie ebenso engagiert. Vor zwei Jahren brachte der Betrieb eine 100 000-Liter-Kuh hervor. Brockes halten schwarz- und rot­bun­te Holstein-Friesians und auch Braunvieh seit 2001. Inzwischen ist der Braun­viehanteil auf rund ein Drittel in der Herde ge­wachsen. Dafür haben die Landwirte hand­feste Gründe: So sei die Milchleis­tung der Braunviehkühe im Bestand vergleichsweise so hoch wie die der HF-Kühe, jedoch bei einem höheren Eiweißgehalt, woraus ein um fast 2 Cent pro Liter höherer Milch­aus­zahlungspreis hervorginge. Vom Braunvieh sind die Betriebsleiter auch deshalb überzeugt, weil sich die Rasse im Vergleich zu den Holstein-Friesian-Kühen durch stärkere Klauen auszeichne und es so weniger zu Problemen der Tiere auf den Spalten komme. Einschließlich des AMS mit einer Zentraleinheit bei zwei Melk­­ro­botern, die spiegelbildlich eingebaut sind, für das etwa 250 000 Euro anzusetzen seien, habe der Neubau des Stalles, von der Erschließung bis zum Bau der Futtersilos je Kuhplatz circa 9 000 Euro gekostet, wie die Betriebsleiter mitteilten.

Beim Umstellen der Kühe im März auf den Roboter hätten die Tiere die neue Technik schnel­ler akzeptiert als erwartet. Die Kühe seien beim Melkvorgang entspannt und insgesamt ruhiger. In der Milchkammer steht schon jetzt ein 13 000 Liter fassender Milchtank; künftig wollen Brockes 150 Kühe melken.

Moe