Milchviehstall mit Doppel-AMS im vorderen Odenwald

Tag der offenen Tür im Betrieb Schmidt in Hornbach

Der am Ortsrand von Hornbach gelegene neue Milchviehstall der Familie Schmidt wird am Sonntag, dem 3. April von 10.30 bis 17 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt. Nachdem der Betrieb bereits in Berlin auf der Grünen Woche per Webcam live zu sehen war, öffnet er nun im Rahmen eines Tages der offenen Tür seine Pforten. An diesem Tag wird auch die hofeigene „Milchtankstelle“ eingeweiht.

Einen besonders artgerechten Milchviehstall mit viel Licht und Luft für 145 Kühe plus Nachzucht hat kürzlich der Betrieb Schmidt in Hornbach im Odenwald fertiggestellt. Der Stall wird im Rahmen eines Tages der offenen Tür der Öffentlichkeit vorgestellt.Foto: Langhuth

Der Ursprungsbetrieb der Familie Schmidt liegt im Ortskern von Birkenau-Hornbach, eine zweite Betriebsstätte befindet sich in Biblis-Nordheim. 1970 waren auf dem Betrieb 30 Kühe im Anbindestall untergebracht. Bereits 10 Jahre später wurde auf der bisherigen Hofstelle die Anbindehaltung der Kühe aufgegeben und ein Boxenlaufstall errichtet. Zum Zeitpunkt der Planung des neuen Boxenlaufstalles waren bereits 79 Kühe plus der Nachzucht vorhanden. Um den Betrieb weiterzuentwickeln und dem Hofnachfolger Daniel Schmidt damit eine Existenzgrundlage zu bieten, hat die Familie im Außenbereich von Hornbach einen neuen Boxenlaufstall mit Automatischem Melksystem (AMS) gebaut. Der vorhandene Boxenlaufstall wird für die Nachzucht weiter genutzt.

Doppelboxenanlage wurde eingebaut

Zwischen den ersten Planungsgesprächen und dem Abschluss des Projekts liegen drei Jahre. Das Baugrundstück war planerisch eine Herausforderung. Durch die Hanglage kam nur eine langgestreckte Gebäudeform in Frage. Der Stall wurde zudem komplett unterkellert, um sich dem Grundstück anzupassen. Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen hat sich die Familie Schmidt für ein AMS entschieden. Eingebaut wurde eine Doppelboxenanlage von Gea. In der Kombination mit einem schlüssigen Konzept für einen gelenkten Tierverkehr, einschließlich Vor- und Nachselektion, ist ein individuelles und euterschonendes Melken möglich. Wobei auch der ortsnahe Service einen großen Einfluss auf die Entscheidung für das Melksystem hatte. Die Funktionalität des Stalles wurde bereits im Vorfeld detailliert mit dem LLH (Thomas Bonsels) und verschiedenen Melkroboterherstellern besprochen.

Der neue Stall der Familie Schmidt bietet einen sehr guten Arbeitskomfort. Gemolken wird mit einem Melkroboter (v.r.: Gerold, Cornelia sowie Daniel Schmidt mit Lebensgefährtin). Die Betriebsleiterfamilie und die am Bau beteiligten Firmen werden am 3. April beim Tag der offenen Tür vor Ort über das Projekt informieren. Auch für das leibliche Wohl wird bestens gesorgt sein.

Foto: Langhuth

Der Platz für eine dritte Melkbox ist vorgesehen und Bestandteil des Gesamtkonzepts. Bedenken, ob wohl die eigene Kuhherde das neue Melksystem und Stallkonzept annehmen wird, erwiesen sich als völlig unbegründet.

Neben einer Effizienzsteigerung in der Arbeitswirtschaft konnten mit dem Stallumbau die Haltungsbedingungen der Kühe verbessert werden. Das Gebäude ist lichtdurchflutet und zeichnet sich durch die hohen Traufen aus, welche eine gute Luftzirkulation gewährleisten. Die Laufflächen und der Warteraum vor dem AMS sind sehr großzügig bemessen und ermöglichen eine stressfreie Begegnung der Tiere. Für griffige und saubere Bewegungsräume sorgt der S-Rone- Spaltenroboter, welcher sich durch eine große Reinigungsbreite von bis zu 2 m auszeichnet und durch sein hohes Eigengewicht für eine hohe Abschiebeleistung sorgt.

Im Liegebereich wurde mit dem 2-D-Optima-Bügel eine Boxenabtrennung eingebaut, welche zwar die Kuh beim Ablegen lenkt, aber ihr durch die „Knick“-Form viel Freiraum für Seitwärtsbewegungen und den Kopfschwung ermöglicht. Ein PVC-Bugrohr (160 mm) verhindert, dass die Kuh in der Box zu weit nach vorne rutscht, ermöglicht ihr aber die komfortable Liegeposition mit ausgestreckten Beinen. Ein Nackenrohr mit Abstandhalter rundet den Tierkomfort im Boxenbereich ab. Wichtig war den Betriebsleitern der großzügige Strohbereich mit 178 m² für Trockensteher, Transit- und abkalbende Kühe. Dieser liegt in unmittelbarer Nähe zum AMS und ist in das automatische Selektionssystem integriert. Eine zusätzliche Hilfestellung für das Kuhmanagement, neben den klassischen Melkdaten, bietet das Herdenmanagement-Programm „DairyPlan C21, welches modular aufgebaut ist und Tier und Technik koordiniert.

Auch im Fressbereich wurde versucht, Arbeitskomfort und Tierwohl unter einen Hut zu bringen. Für die Zukunft ist es angedacht, den Tieren über ein Weidetor Auslauf auf das an­grenzende Grünland zu bieten. Baulich wurden bereits bei der Planung die nötigen Vorkehrungen getroffen. Das Stallkonzept entspricht den Kriterien einer artgerechten Tierhaltung. Das Projekt wurde im Rahmen des AFP (Agrarinvestitionsförderungsprogramm) gefördert und vom Landrat des Kreises Bergstraße bewilligt. Die Baubetreuung wurde vom Serviceteam Alsfeld übernommen. Zum Tag der offenen Tür sind Interessierte herzlich eingeladen.

Ute Langhuth, STA  – LW 12/2016