Nachfrage und Preis bei Braugerste hoch

Landessortenversuche Sommerbraugerste 2021

Die Anbaufläche für Sommergerste ist 2021 in Deutschland und in Rheinland-Pfalz stark eingebrochen. Bundesweit sinkt der Anbau um 17 Prozent, in Rheinland-Pfalz sogar um 27 Prozent (vorläufiges Ergebnis Stat. Landesamtes, Bad Ems). Die Erträge und Qualitäten schwanken dieses Jahr durch die schleppende, durch Niederschläge immer wieder unterbrochene Ernte stark. Nach vorläufigen Angaben liegen die Erträge in Rheinland-Pfalz im Schnitt bei 60 dt/ha. Aktuell ist die Nachfrage nach Braugerste groß und die Erzeugerpreise haben die 300-Euro-Marke überschritten.

Die ausreichende Wasserversorgung sorgte für eine gute Bestockung der LSV, so dass befriedigende Erträge erreicht wurden.

Foto: Hüppe, LLH

2021 wurden in den Landessortenversuchen neun Sorten an drei zentralen Versuchsstandorten geprüft. Im Prüfsortiment befindet sich auch die Neuzulassung Lexy, dessen Mälzungs- und Braueigenschaften derzeit im Rahmen der Praxisgroßversuche des Berliner Programms untersucht werden. Im Februar 2022 wird entschieden, ob eine Verarbeitungsempfehlung für diese Sorten ausgesprochen wird. Die Prüfkandidaten werden in den Landessortenversuchen grundsätzlich in zwei Intensitätsstufen angebaut. In der Intensitätsstufe 1 wird auf Wachstumsregler und Fungizide verzichtet, um die Krankheitsanfälligkeit der Sorten zu prüfen. Daneben soll diese Stufe eine Einschätzung des Ertragspotenzials unter extensiven Anbaubedingungen ermöglichen. Die Intensitätsstufe 2 zeigt das Leistungspotenzial der Sorten bei optimaler Bestandesführung. Die Düngung, der Herbizid- und Insektizideinsatz sind in beiden Stufen einheitlich.

Ergebnisse der Landessortenversuche

Die Aussaat der Landessortenversuche erfolgte zwischen dem 2. März (Wärmelagen) und dem 30. März (Höhenlage). Die kühle Witterung von Ostern bis Ende Mai sorgte für einen Entwicklungsrückstand, so dass die Prüfsorten ihre Ähren etwa eine Woche später schoben als in den Vorjahren 2020 und 2019. Die ausreichende Wasserversorgung vom Auflaufen bis Ährenschieben bot optimale Bedingungen für eine gute Bestockung, so dass hohe Bestandesdichten und damit befriedigende Erträge erreicht wurden. Mit den Unwettern im Juni stieg das Lagerrisiko: Mittleres bis starkes Lager trat an den Standorten Biedesheim und Ober-Flörsheim auf. Die Ernte der Landessortenversuche erfolgte Ende Juli bis Mitte August (Höhenlage). Die Kornerträge der Verrechnungssorten (VRS) Quench, Avalon und RGT Planet liegen 2021 im Mittel der drei Prüforte in der Intensitätsstufe 1 bei 59,0 und bei 68,3 dt/ha (=relativ 100 Prozent) in der Intensitätsstufe 2. Die Ertragsunterschiede zwischen den Prüforten sind dieses Jahr gering. Bei optimaler Bestandesführung erreichen Prospect, RGT Planet, Amidala (wurde entsprechend Züchter-Antrag mit 15 Prozent höherer Saatstärke ausgesät) und die Neuzulassung Lexy die höchsten Relativerträge. Die Ertragsunterschiede zwischen diesen führenden Sorten sind bei einer Grenzdifferenz von 6 Prozent statistisch nicht abgesichert. KWS Jessie kann die guten Vorjahresleistungen nicht bestätigen. Leandra schneidet durchschnittlich ab.

Höhere Vollgerstenanteile als in der Praxis

Eine erfolgreiche Vermarktung steht und fällt bei Braugerste vor allem mit der Qualität. Die wichtigsten Qualitätskriterien sind der Eiweißgehalt im Korn, der Vollgerstenanteil und die Keimfähigkeit. Da bei Rohproteingehalten von über 11,5 Prozent die Brauqualität vermindert wird, liegt der Zielkorridor zwischen 9,5 und 11,5 Prozent Rohprotein. Die Rohproteingehalte lagen 2021 im Versuchsdurchschnitt bei knapp 11 Prozent. Nur in Biedesheim wurden einige Sorten mit höheren Eiweißgehalten gedroschen. In der Praxis sind die Vollgerstenanteile in diesem Jahr oftmals unbefriedigend. Mit im Schnitt knapp 84 Prozent Vollgerstenanteil liegt die rheinland-pfälzische Ernteware 2021 unter dem geforderten Soll von 90 Prozent und schneidet deutlich schlechter ab als im Vorjahr. In den Landessortenversuchen hingegen liegen die Vollkornanteile bei optimaler Führung der Bestände deutlich über 90 Prozent und damit auf einem sehr guten Niveau.

Dr. Herbert von Francken-Welz, Katja Lauer, Marco Goetz, Fachgruppe Pflanzenbau, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück – LW 2/2022