Guter Start konnte nicht ins Ziel gebracht werden
Ergebnisse des Landessortenversuchs Sommergerste 2021
Sommergerste stellt die wichtigste Kultur unter den Sommerungen für den hessischen Anbau dar. Hauptziel des Anbaus ist häufig die Braugerstenerzeugung. Die Anforderungen an das Erntegut sind hoch; spezifische Qualitätsanforderungen müssen für die Mälzer- und Brauereien zur weiteren Verarbeitung gegeben sein. Umso wichtiger ist es, auf eine geeignete Sorte zu setzen. Welche Eigenschaften und Leistungen die aktuellen Sorten unter hessischen Anbaubedingungen mitbringen, zeigen die Ergebnisse der Landessortenversuche Sommergerste 2021.
Die Anbaufläche von Sommergerste war im vergangenen Erntejahr bundesweit rückläufig. In Hessen zeigte sich dies besonders deutlich, da im Vergleich zum Vorjahr rund ein Viertel weniger Fläche für den Anbau von Sommergerste genutzt wurde. Der überwiegende Anteil des Gerstenanbaus fokussiert sich auf den Wintergerstenanbau, sodass weniger als 20 Prozent der gesamten Gerstenanbaufläche in Hessen im Sommeranbau stattgefunden hat.Preis für Braugerste hat sich verdoppelt
Klassischerweise lagen die Erträge 2021 rund 11 dt/ha unterhalb der Wintergerstenerträge. Gründe hierfür sind sicherlich die bessere Ausnutzung der Winterfeuchtigkeit zur Ertragsbildung durch die längere Vegetationszeit. Wenngleich sich das Ertragsniveau der Sommergerste zum Vorjahr verbessert hatte, fiel dennoch die Gesamterntemenge um 20 000 t geringer aus. Mit Blick auf die Vermarktung wird die Sommergerste klassischerweise für die Braugerstennutzung angebaut. Auch die damit einhergehenden Restriktionen in der Bestandesführung führten zu diesem Ergebnis. Dem entgegnen steht die überaus positive Entwicklung der Marktnotierung für Braugerste. Wegen der hohen Nachfrage sowie der Angebotsknappheit am europäischen Markt hat sich im Vergleich zur ersten Kalenderwoche des Vorjahres der Preis für eine Tonne Braugerste frei Lager verdoppelt (KW 1/ 2021: 166,25 Euro/t; KW 1/2022: 338,6 Euro/t). Damit führt die Braugerste aktuell auch weit vor den anderen Getreidearten die Preisliste an. Folglich sind auch weiterhin ausreichend Anreize, sowohl aus pflanzenbaulicher als auch wirtschaftlicher Perspektive, für den Sommergerstenanbau gegeben.
Landessortenversuche Sommer(brau)gerste 2021
Der Landessortenversuch (LSV) Sommergerste wird in Hessen an zwei Standorten durchgeführt. Im Jahr 2021 wurden jeweils am südhessischen Standort Griesheim sowie am osthessischen Standort Bad Hersfeld neun Sorten in Hinblick auf eine Braugerstennutzung geprüft. Eine gesonderte Prüfung als Futtergerste findet in Hessen nicht statt, da sich die Sorten aufgrund des hohen Ertragspotenzials bei entsprechender Bestandesführung auch zur Futternutzung eignen. Die Aussaatbedingungen zeigten sich 2021 zunächst gut und die Bestände liefen gut auf. Am Standort Griesheim erfolgte die Aussaat termingerecht Anfang März, in Bad Hersfeld verzögerte sich diese auf Anfang April. Im Frühjahr waren ausreichend Niederschläge zu verzeichnen, sodass optimale Bedingungen zur Jugendentwicklung gegeben waren und sich die Bestände rasch und üppig entwickelten. Durch die ausreichende Wasserversorgung war, entgegen der von Trockenheit geprägten Vorjahre, am Standort Griesheim keine Bewässerung des LSV Sommergerste notwendig. Somit waren weitläufig auch in der Praxis positive Ertragsprognosen gegeben.
Ernteergebnisse blieben hinter den Erwartungen zurück
Gemäß dem Sprichwort „man soll den Tag nicht vor dem Abend loben“, zeigten sich schlussendlich jedoch enttäuschender Weise zur Ernte massive Ertragseinbußen. Entscheidend für den Kornertrag ist die Phase nach der Blüte. Gerade die Vollgerstenanteile lagen teilweise unterhalb der Erwartungen, was auf Probleme während der Kornfüllung hinweist. Für eine gute Braugerstenqualität muss zu diesem Zeitpunkt ausreichend Wasser zur Verfügung stehen. Aber auch die fehlenden Sonnenstunden im Juni trugen sicherlich einen maßgeblichen Teil dazu bei. Des Weiteren verzögerte sich aufgrund der anhaltenden Niederschläge die Ernte mancherorts deutlich. Zwischen den Ernteterminen der Versuche am Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) lagen vier Wochen. Während der Landessortenversuch (LSV) am Standort Griesheim in der zweiten Julihälfte geerntet wurde, konnte der Standort Bad Hersfeld erst Mitte August beerntet werden. Die massiven und immer wiederkehrenden Niederschläge führten darüber hinaus zu Problemen in der Strohstabilität, sodass vielerorts gesamte Bestände von Halmbruch- und Lager betroffen waren. Dieser Umstand führte zusätzlich zu Defiziten der Ernte- und für die Braugerste vor allem wichtigen Qualitätsergebnisse.
Cecilia Hüppe, Fachinformation Pflanzenbau, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen – LW 2/2022