Naturschutz durch Nutzung

Gegensätzlicher können die Urteile zur Nutzung des deutschen Waldes nicht sein: Umweltverbände fordern, die alten Buchenwälder aus der Nutzung zu nehmen und beschuldigen die bayerischen Staatsforsten, dass sie diese Bestände nicht ausweist. Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft stellte auf ihrer Wintertagung fest, dass es nicht nachzuvollziehen ist, warum der Wald nicht in dem Maße genutzt werde, wie es seinem Potenzial unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit entspreche. Die Holzpreise sind gut und dennoch werde sehr viel weniger Holz genutzt als zuwächst. Das stelle langfristig eine Gefahr für die Stabilität der Wälder dar. „Nur ein im ökonomischen Kontext gesunder Forstbetrieb kann die sozialen und ökologischen Funktionen lang­fris­tig garantieren“, dieser Satz stammt aus einem Positionspapier des NABU und würde von allen Experten der Forstwirtschaft unterschrieben werden.

Warum dann immer wieder die Forderungen nach Stilllegung, nach Nationalpark ohne Nutzung, nach ökologischen Vorrangflächen? Alles nur Klientelpolitik? Inzwischen haben selbst einige der Grünen begriffen, dass die ökologische Käseglocke dem Umwelt- und dem Artenschutz nichts bringen, dass auch der Prozessschutz von Menschen erledigt werden muss – die Umweltaktivisten stellen sich höchstens für eine PR-Aktion draußen hin – und dass der Vertragsnaturschutz eine Lösung darstellt. Da stellt sich dann schon die Frage, ob es überhaupt notwendig ist, dass Flächen zum Ausgleich aus der forst- oder landwirtschaftlichen Nutzung genommen werden müssen, obwohl viele forst- und landwirtschaftliche Kulturen gerade erst zum Artenschutz beitragen, wie kürzlich eine floristische Studie beim Erwerbsobstbau zeigte. Diese Leistungen der Forst- und Landwirtschaft sollten in Zukunft anerkannt werden – auch dass die Buchen so alt wurden.

Elke Setzepfand