Neuer Bullenmaststall mit Biogasanlage

Tag der offenen Tür in Schenklengsfeld-Wüstfeld

Veränderungen hin zu mehr Tierwohl mit betriebswirtschaftlichen Zielen zu vereinbaren, war die Absicht beim Neubau eines Bullenmaststalles für 280 Tiere auf Tretmist mit angegliederter Biogasanlage auf dem Betrieb Reinhardt und Bock GbR am Ortsrand von Schenklengsfeld-Wüstfeld. Am 28. August lädt der Betrieb zu einem Tag der offenen Tür ein.

Der neue Bullenmaststall mit Biogasanlage der Reinhardt und Bock GbR in Schenklengsfeld-Wüstfeld. Hier stehen 280 Tiere auf Tretmist, dieser wird als Substrat in der Biogasanlage eingesetzt.Foto: Burkhardt

Im neuen Stall der Reinhardt und Bock GbR (v.r: Karl, Marlene und Nadine Reinhardt sowie Marcel Bock) finden 280 Tiere Platz.

Foto: Burkhardt

Karl (56) und Marlene Reinhardt (52) gaben 2006 ihre Milchviehhaltung auf. Sie stellten in den seitherigen und weiter genutzten Ställen auf Bullenmast um. Da sich deren Tochter Nadine (24) schon immer für die Landwirtschaft interessierte, engagierte und zudem Agrarwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studierte, lag es nach ihrem dortigen Abschluss nahe, in den elterlichen Betrieb „einzusteigen“. Ihr Lebensgefährte, Marcel Bock (26), ein Mechaniker und ebenbürtiger „Vollblutlandwirt“, betreute bereits zwei Biogasanlagen.

Biogasanlage von Gülle und Tretmist gespeist

Den Mist treten die Bullen automatisch auf den mit 4 bis 6 Prozent Gefälle je nach Tiergröße angelegten Buchtenflächen nach unten, wo man ihn täglich mit dem Frontlader abschiebt.

Foto: Burkhardt

Es entwickelte sich eine Ausrichtung auf einen neuen Bullenmastbetrieb mit Biogasanlage. Ausreichende landwirtschaftliche Fläche – davon 14,3 Prozent Grünland – steht für die Haltung aller Tiere nach VE/ha zur Verfügung. Entstanden sind laut Karl Reinhardt auf einer zuvor gepachteten, danach erworbenen Fläche unweit des 2002 geschaffenen Getreidelagers ein 65 x 24,5 Meter großer Bullenmaststall für 280 Tiere auf Tretmist, eine 36 x 15 Meter große Strohhalle, ferner Silagesilos und Güllebehälter (für eine 9-monatige Lagerung ausgerichtet), Festmistlager sowie eine 75 kW Biogasanlage. Diese wird gespeist von der auf dem Althof anfallenden Gülle sowie vom Tretmist aus dem neuen Stall. Am 29. Dezember 2015 ging die Anlage ans öffentliche Stromnetz. Der QS-Betrieb bezieht seine 80 bis 90 kg schweren Fleckviehkälber in 40er Gruppen. Zunächst werden diese in Teiloffenstallhaltung mit Einstreu (eine Telefernüberwachung ist vorgesehen) im dafür vorgesehenen Bereich in der Strohlagerhalle untergebracht. Zwei für je 15 Tiere große Kälberiglus sind diesem angegliedert. Nach einer sich wiederholenden Grippeimpfung erhalten die Kälber in den beiden ersten Tagen nur Elektrolyte und Stroh. Danach gehen sie zum Milchautomaten, wo sie mittels Transponder ihre Rationen zugeteilt bekommen.

Regelmäßiges Wiegen der Tiere wichtig

Es folgt eine Totalmischration, erklärt Nadine Reinhardt. An einer optimalen Zusammenstellung der Futterkomponenten, die sich auf das Leistungsniveau in der Vor- und Endbullenmast auswirken, arbeite man noch. Dabei sei das regelmäßige Wiegen auf der Tierwaage „ein Muss“. Nach der Umstallung in den Bullenmaststall bewegen sich die Tiere weiterhin auf Stroh, das täglich dort hineingeblasen wird. Jährlich benötigt man rund 1 500 Rund- (für den Einstreuautomaten) und Gerstenstroh-Quaderballen (vermischt im Futtermischwagen).

Tag der offenen Tür

Zur Einweihung ihres neuen Bullenmaststalls auf Tretmist und der 75 kW-Biogasanlage lädt der Betrieb Reinhardt und Bock GbR zu einem „Tag der offenen Tür“ am 28. August von 11 bis 17 Uhr nach Schenklengsfeld-Wüstfeld im Landkreis Hersfeld-Rotenburg ein. Für das leibliche Wohl mit Kaffee, selbstgebackenem Kuchen und Gegrilltem ist bestens gesorgt.

Karl-Heinz Burkhardt

Dem Tierwohl gebührend sind die Plätze im neuen Bullenmaststall mit 4,5 Quadratmeter/Tier ausgerichtet. Die Tiere fühlen sich in dem mit Stroh aufbereiteten Ruhebereich mit besten Abliege- und Aufstehvermögen wohl und können von hier jederzeit an den von diesem abgegrenzten stallmittig angelegten Futtertisch herantreten. Den Mist treten sie dabei automatisch auf den mit 4 bis 6 Prozent Gefälle je nach Tiergröße angelegten Buchtenflächen nach unten, wo man ihn täglich mit dem Frontlader abschiebt.

Der neue Stall ist lichtdurchflutet. Auf die klimatischen Verhältnisse wurde besonderes Augenmerk gelegt. Das auf Be­tonfundamenten ruhende, in Stahl- und Holzkonstruktion ausgeführte Gebäude ermöglicht mit seinen vollautomatisch gesteuerten Lüftungssystemen ein optimales Klima zu allen Jahreszeiten sowie eine ausreichende Frischluftzufuhr.

Karl-Heinz Burkhardt – LW 33/2016