Niedriger Blutdruck

Lebensverlängernde Befindlichkeitsstörung mit Schattenseite

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bei Frauen einen Blutdruck von unter 100/60 mmHg und bei Männern von weniger als 110/70 mmHg als niedrigen Blutdruck definiert. Im Gegensatz zum Bluthochdruck (Hypertonie) ist der niedrige Blutdruck (Hypotonie) nicht lebensbedrohlich. Im Gegenteil: Niedriger Blutdruck ist eigentlich eine Art Lebensversicherung. Wer seinen Blutdruck dauerhaft kaum über die oben genannten Werte bringt, bleibt von Herz-Kreislauf-Erkrankungen meist verschont.

Die Ursachen für zu niedrigen Blutdruck können vielfältig sein – bei Beschwerden sollten sie vom Arzt abgeklärt werden.

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Es gibt verschiedene Ursachen für den niedrigen Druck in den Gefäßen. Etwa zwei bis vier Prozent der Allgemeinbevölkerung haben einen niedrigen Blutdruck auf Grund von Veranlagung (konstitutionelle Hypotonie). Laut Deutscher Herzstiftung ist dieser, medizinisch als Befindlichkeitsstörung gewertete niedrige Blutdruck, harmlos und betrifft häufig junge, schlanke Frauen. Dennoch können die Beschwerden erheblich sein: Die Betroffenen fühlen sich müde, schlapp und lustlos. Hinzu können Schwindel und Konzentrationsstörungen kommen. Wenn durch den niedrigen Blutdruck ein erhöhter Leidensdruck besteht, sollte man gegensteuern. Medikamente sind dafür nur selten nötig, vielmehr helfen schon allgemeine Maßnahmen, wie ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Ausdauertraining und Wechselduschen. Auch die Hochlagerung der Beine und Wadenmuskel­gymnastik sind hilfreich. Pflanzli­che Arzneimittel, wie Extrakte aus Besenginsterkraut, Maiglöckchen, gelbem Jasmin oder echtem Rosmarin sowie Weißdornblätter, sind ebenfalls bei niedrigem Blutdruck nützlich. Kampher gilt als schnell wirkendes pflanzliches Antihypotonikum. Die pflanzlichen Arz­neimittel sind in der Regel rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.

Niedriger Blutdruck kann aber auch die Folge einer organischen Grunderkrankung sein (symptomatische Hypotonie). Zu nennen wären hier beispielsweise Blutarmut, Unterfunktion der Schilddrüse oder schwere Herzschwäche. Deshalb ist es ratsam, dass der Arzt solche organischen Ursachen ausschließt.

Bei einer weiteren Form der Hypo­tonie versackt das Blut beim raschen Aufsetzen oder Aufstehen in den Beinen. Bei dieser sogenannten „orthostatischen Hypotonie“ kommt es zu einem plötzlichen Blutdruckabfall mit Schwindel und Benommenheit. Gerade bei älteren Menschen kann der schnelle Druckabfall bis zu einer Ohnmacht führen. Nicht selten sind bei Senioren Medikamente an der Hypotonie schuld, wie beispielsweise Diuretika, Psychopharmaka oder Parkinsonmittel. Um die erhöhte Sturzgefahr zu bannen, sollte überlegt werden, ob die Arzneimittel umgestellt werden können. Wenn bei älteren Menschen weder eine Grunderkrankung noch Medikamente hinter dem niedrigen Blutdruck stecken, gilt auch für sie: Erhöhte Flüs­sigkeitsaufnahme, regelmäßi­ges körperliches Training und Wech­selduschen bringen den Kreis­lauf sicher wieder in Schwung. dgk