Nitratwerte sind besser als es scheint

Hat Nitrat das Zeug zum neuen Glyphosat? Wenn es vermeintlichen Umwelt-Aktivisten mit ihrer Panikpropaganda tatsächlich gelingt, die Zulassung eines seit langem bewährten und erwiesenermaßen unbedenklichen Pflanzenschutzmittels zu Fall zu bringen, was wird dann deren nächstes Ziel sein? Ein Verbot von in seiner krebsauslösenden Wirkung höher eingestuftem Alkohol? Slogan: Lieber tot sein als Rotwein? Wohl kaum, das würde sie ja selbst treffen.

Als nächstes Ziel ist das ach so schädliche Nitrat zu vermuten und damit nach dem Pflanzenschutz die Düngung. Anlass für Kritiker könnte eine aktuelle Klage der EU gegen Deutschland sein, das angeblich die Nitratrichtlinie nicht einhält. Diese hat zum Ziel, die Wasserqualität zu verbessern, indem die Nitrat-Einträge aus der Landwirtschaft in Grund- und Oberflächengewässer verringert und die gute fachliche Praxis in der Landwirtschaft gefördert werden.

Das hat Deutschland umgesetzt, es gibt nur ein Problem: Die Nitratwerte in den nach Brüssel gemeldeten Brunnen sind nicht entsprechend gesunken. Das liegt vor allem daran, dass Deutschland besonders belastete Messstellen als Grundlage gewählt hat, weil es bei diesen theoretisch am schnellsten zu Verbesserungen kommen müsste, wenn man nur entsprechend die Bewirtschaftungsmaßnahmen auf den umliegenden Äckern anpasst.

Warum das so nicht funktioniert, zeigt das Beispiel Otzberg-Habitzheim bei Darmstadt: Obwohl dort im Rahmen eines Beratungsprojektes seit über 20 Jahren grundwasserschonend gewirtschaftet wird, sind die Ni­tratwerte des dortigen Brunnens deutlich zu hoch. Die Nmin-Werte der Landwirte sind vorbildlich.

Jetzt will man die Ursachen ermitteln und hat aufwändig den tatsächlichen Abfluss unter den verschiedenen Flächen gemessen. Es zeigt sich offenbar, dass nichtlandwirtschaftliche Punktquellen und Grundwasserströme aus anderen Gebieten die Werte in die Höhe treiben (S. 21). Leider ist gerade dieser Brunnen Bestandteil des deutschen EU-Messnetzes. Handlungsauftrag: Messnetz an die Wirklichkeit anpassen und Panikmachern den Wind aus den Segeln nehmen.

Karsten Becker – LW 20/2016