Öffentlichkeits-Arbeit ist Teil des Alltags-Geschäftes

KBV Kassel und Werra-Meißner arbeiten eng zusmmen

In den zurückliegenden Jahren hat die Darstellung der Landwirtschaft nach außen durch die Landwirte selbst stark an Bedeutung gewonnen. Im Norden und Osten Hessens haben sich die Kreisbauernverbände (KBV) Werra-Meißner und Kassel zusammengetan und arbeiten nachbarschaftlich eng miteinander. Zur Planung eines Konzeptes und dessen Umsetzung teilen sie sich seit mehr als sieben Jahren eine Mitarbeiterin für diesen Schwerpunkt. In dem Großprojekt einer Beilage zur Tageszeitung HNA haben sich die beiden KBV zusätzlich mit dem RBV Kurhessen zusammengetan, um die nötige Schlagkraft zu entfalten, die ein einzelner KBV nicht auf die Waage bringen kann.

Ãœber die selbst erstellte Broschüre mit dem Titel „Landwirtschaft in Nordhessen“, die der Hessisch Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) und der Werra-Rundschau beigelegt wird, erreichen die Bauernverbände mittlerweile in der dritten Auflage 110 000 Haushalte und damit rund 330 000 Leser in Nordhessen.

Foto: Wittich

Wie Geschäftsführer Uwe Roth gegenüber dem LW erklärte, sind mittlerweile in den letzten beiden Jahren schon einige Projekte entstanden. Da ist zum einen die Plakataktion „Wir machen das! Deine heimischen Landwirte.“ mit zwölf Landwirten der Region aus allen Produktionsrichtungen als Model. Die Auftaktveranstaltung „Startschuss“ im November 2016 war mit zahlreichen Politikern (Kreis-, Landes-, und Bundesebene), Sponsoren, Fernsehen, Radio und Zeitung sehr gut besucht. Die Plakate werden immer noch an verschiedenen Stellen im Werra-Meißner-Kreis aufgehängt.

Plakataktion mit bundesweiter Resonanz

Die Aktion stieß auf bundesweite Resonanz. Es wurde darüber auch in Top Agrar und Agrar heute berichtet. Der Startschuss dazu war zugleich der Starttermin für die Facebookseiten.

Die jährliche Feldrundfahrt mit regionalen Landtagsabgeordneten und weiteren politischen Verantwortlichen aus dem Kreis (siehe LW 40/2020, Seite 46) hat bereits seinen festen Platz im Veranstaltungskalender eingenommen. Jedes Jahr wird ein anderer Schwerpunkt und eine andere Gemarkung (Landwirtschaft am Stadtrand, Landwirtschaft im Nebenerwerb, Landwirtschaft 4.0, Grundwasserschonende Landwirtschaft) präsentiert.

Vor der Landtagswahl 2018 fand eine Podiumsdiskussion im Rahmen eines Sonntagsbrunch mit den Kandidaten auf einem landwirtschaftlichem Betrieb statt, sodass jeder interessierte Landwirt Fragen an die Kandidaten stellen konnte.

Öffentlichkeitsarbeit findet auch im Rahmen des Festivals Open Flair mit 20 000 Besuchern jedes Jahr statt (2020 Corona-bedingt ausgefallen). Der Kreisbauernverband organisiert hierbei den Campingplatz, begleitet das Festival medial (Imagefilm, Film über Müllvermeidung im Camp, das auf einer Ackerfläche aufgebaut ist), die Helfer werden mit regionalen Produkten verpflegt, es gibt Social media-Beiträge mit sehr hohen Reichweiten (über 70 000 Klicks), Landwirte schleppen bei schlechtem Wetter Autos der Festivalbesucher vom Parkplatz.

Großprojekt Beilage in HNA und Werra-Rundschau

Einen anderen Weg, die Menschen in der Region über die heimische Landwirtschaft zu informieren, beschreiten die KBV Kassel, Werra-Meißner und der RBV Kurhessen gemeinsam. Ãœber eine selbst erstellte Beilage in Broschürenform unter dem Titel „Landwirtschaft in Nordhessen“, die den regionalen Tageszeitungen Hessisch Niedersächsische Allgemeine (HNA) und Werra-Rundschau beigelegt wird, erreichen die Bauernverbände mittlerweile in der dritten Auflage 110 000 Haushalte im Schwalm-Eder-Kreis, dem gesamten Landkreis Kassel und dem Werra-Meißner-Kreis. Die HNA rechnet mit drei Lesern pro Ausgabe.

Sonderseite in HNA und Werra-Rundschau

Die Bauernverbände haben die alleinige redaktionelle Verantwortung. Die dritte Ausgabe erschien am Ostersamstag 2020, eine weitere Ausgabe ist im kommenden Jahr geplant. Außerdem erschien eine Doppelseite in der Tageszeitung im gleichen Erscheinungsgebiet zum Thema Biodiversität/Blühflächen, die redaktionelle Verantwortung für diese Sonderseite lag ebenfalls bei den drei Verbänden.

Vernetzung von Landwirten und Küchenchefs

Vor der letzten Landtagswahl hatten die Landwirte im Rahmen eines Sonntagsbrunches Gelegenheit, ihre Fragen unmittelbar an die Kandidaten zu stellen. Im Bild von links Hartmut Rautenkranz, Knut John (SPD), Nina Rautenkranz, Lena Arnoldt (CDU), Torsten Möller, Aribert Kirch (FDP), und Hans-Jürgen Müller (Bündnins 90 Die Grünen).

Foto: Wittich

Liebe geht durch den Magen, heißt es im Volksmund. Und so beteiligen sich die beiden KBV an der Aktion „Kantine sucht Region“. Gemeinsam mit der Ökolandbau-Modellregion (ÖMR), der Vereinigung ökologischer Landbau in Hessen (VÖL) und den beiden Kreisbauernverbänden gibt es diese einzigartige Zusammenarbeit bereits seit drei Jahren. In den Regionalforen „Kantine sucht Region“ werden Landwirte und Küchenchefs miteinander vernetzt und Lieferbeziehungen aufgebaut.

Es gab bereits Vortragsveranstaltungen, Speed-Datings für Landwirte und Küchenchefs, ein regionales Menü zum Verköstigen mit Vorstellung der Produzenten, Betriebsbesuche und und und. Ziel der KBV ist es, eine vielfältige Landwirtschaft zu erhalten, die Wertschöpfung zu erhöhen und ein Zusatzeinkommen für die Landwirte zu generieren.

„An diesem Beispiel wird deutlich, dass eine rege, zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit die wirtschaftliche Betätigung landwirtschaftlicher Unternehmer unmittelbar begünstigt. Der Ãœbergang ist fließend. Die Öffentlichkeitsarbeit trägt unmittelbar Früchte“, so Reinhard Schulte-Ebbert, Geschäftsführer des KBV Kassel.

Regionale Lebensmittel erhöhen die Wertschöpfung in der Region, sind frisch, da sie kurze Transportwege haben und schonen so die Umwelt. Durch diese Initiative wurde der Arbeitskreis „Nachhaltige Küchen Nordhessen“ aus der Taufe gehoben, der von VÖL, ÖMR und KBV begleitet wird.

Schulverpflegung durch Kreisbauernverbände

Aus der Aufklärung über regionale Lebensmittel ist eine eigene Schulverpflegung entstanden: Die Verpflegung der Kleeblattschule in Wehretal-Reichensachsen liegt in den Händen der Kreisbauernverbände: Sieben Landwirte aus der Region beliefern die Schule mit regionalen Produkten (Nudeln, Eier, Wurst, Fleisch von Rind und Schwein, Kartoffeln, Milch und Milcherzeugnissen), die von einer eigens angestellten Köchin zu schmackhaften Gerichten zubereitet werden.

Gemeinsam mit den Regionalforen „Kantine sucht Region“ und der Arbeitsgruppe „Gesund genießen – regionale Schulverpflegung im Werra-Meißner-Kreis“ soll so regionale Verpflegung in die Fläche gebracht werden.

In Verbindung mit Betriebsbesuchen soll den Kindern mehr Wissen und Wertschätzung der Lebensmittel vermittelt werden (Kartoffeln ernten und am nächsten Tag auf den Teller bringen). Die Arbeitsgruppe „Gesund genießen“ setzt sich zusammen aus dem Werra-Meißner-Kreis, der Ökomodellregion, den Landfrauen und dem Kreisbauernverband.

Bauernhof als Klassenzimmer

Im Rahmen der Aktion Bauernhof als Klassenzimmer werden hauptsächlich vor den Ferien Schulen direkt eingeladen. Die KBV unterstützen die Akteure vor Ort bei der Organisation. Auch themenbezogener Unterricht findet auf den Höfen statt. Dafür gibt es eine starke Nachfrage seitens der Schulen.

Lehrerfortbildung auf Landwirtschafts-Betrieben

Im Rahmen der örtlich verbreiteten Ferienspiele bringt sich der Berufsstand ein bei der Gestaltung eines Tags der Landwirtschaft. Genauso wichtig wie die Schüler als Adressaten für Informationen über die moderne Landwirtschaft sind aber auch die Lehrer. Für diese Gruppe werden deshalb Lehrerfortbildungen auf landwirtschaftlichen Betrieben organisiert, zuletzt gemeinsam mit dem Umweltbildungszentrum Licherode.

Zum Routinegeschäft der KBV gehört seit Jahren schon, verlässlicher Ansprechpartner für die Vertreter von Presse, Funk und Fernsehen zu sein. „Den Journalisten zu jeder Tages- und Nachtzeit fachlich fundierte Auskünfte zu geben trägt dazu bei, tendenziöser oder sachlich falscher Berichterstattung vorzubeugen. Journalisten der lokalen Medien sind meist froh, wenn ihre Texte in der Sache zutreffend sind und einer nachträglichen Ãœberprüfung standhalten“, so Roth.

Dienstleister für Rundfunksender

Kassels Landrat Uwe Schmidt ließ sich gemeinsam mit Erich Schaumburg und den Vorständen der KBV Werra-Meißner, Kassel und dem RBV Kurhessen die Bratwurst schmecken. Im Rahmen des bundesweiten Aktionstages des DBV verwandelten die Verbände kurzerhand den Opernplatz in Kassel in eine gemütliche sommerabendliche Grillkulisse.

Foto: Wittich

In der Begleitung von hr, FFH, SAT1 und RTL zu verschiedenen Themen können die KBV ein gerüttelt Maß an Erfahrung vorweisen. Diese Dienstleistung für Rundfunksender mit landesweiter Reichweite kommt letztlich allen Mitgliedern des Hessischen Bauernverbandes zugute.

Die Kreiserntedankfeste auf landwirtschaftlichen Betrieben mit allen landwirtschaftlichen Institutionen, auf denen regelmäßig mit allen politisch Verantwortlichen von Kreis, Land und Bund das persönliche Gespräch gepflegt wird, gehören zum festen Bestandteil der regionalen Veranstaltungskalender. Besucherzahlen von mehr als 500 zeigen, dass die Menschen der Region gerne zu ihren Bauern gehen.

„Seit zwei Jahren zeigen die angebotenen Blühstreifen-Patenschaften mit steigenden Patenzahlen das große Interesse an den Bienen- und Insektenschutzmaßnahmen der Landwirte. Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung sind durchweg positiv. Sponsoren, Landtagsabgeordnete und ganze Schulklassen beteiligen sich eifrig“, so Schulte-Ebbert.

Hilfestellung für Mitglieder und andere Einrichtungen

Neben den beschriebenen herausragenden Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit unterstützen die KBV eine Vielzahl von Einzelaktionen mit Hilfestellungen, die mittlerweile von Mitgliedern oder anderen Einrichtungen gerne in Anspruch genommen werden.

Sie erleichtern die Organisation von Veranstaltungen spürbar. Dazu gehören beispielsweise die Organisation von Pfarrkonferenzen (Besichtigung eines Bauernhofes), die Mitgestaltung des Energiewegs in Wolfhagen, die Organisation eines Regionalmarktes im Rahmen der Gesundheitstage Nordhessen, die Entstehung der Schablone „Rücksicht macht die Wege breit“, verschiedene Feldrundgänge „Was wächst denn da?“ (unter anderem gemeinsam organisiert mit den Landfrauen Altendorf), die Teilnahme an Klimamessen der Schulen oder vieles andere mehr. Darüber hinaus nutzen die KBV gemeinsam mit ihren Mitgliedern die neuen Medien wie Facebook, Homepage, Whatsapp-Gruppen oder Mitgliederinformation für die Kommunikation mit landwirtschaftlich Interessierten und untereinander.

LW – LW 41/2020