Öko-Dinkel mit guten Erträgen

Spelzweizen mit guten Anlagen für den Öko-Anbau

Ackerbauern, die ökologisch wirtschaften, benötigen Sortenempfehlungen, die unter den Bedingungen des Öko-Landbaus gewonnen wurden, denn die Einschätzung der Leistungsfähigkeit von Sorten, wie sie der Beschreibenden Sortenliste zu entnehmen sind, basieren auf Versuchen, die etwa bei der Düngung der konventionellen Praxis entsprechen. Dr. Thorsten Haase vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen fasst die Ergebnisse des hessischen Öko-Landessortenversuches zu Öko-Dinkel aus den vergangenen drei Jahren zusammen.

Dinkel wird im Ökologischen Landbau gerne angebaut, weil er im Vergleich zu Winterweizen weniger Stickstoff benötigt und trotzdem relativ hohe Feuchtklebergehalte liefert.

Foto: agrarfoto

Die Öko-LSV Wintergetreide rotieren in Alsfeld-Liederbach auf den Betriebsflächen des seit 1989 biologisch-dynamisch bewirtschafteten Betriebs Kasper und stehen stets im ersten Jahr nach zweijährigem Feldfutterbau. Aufgrund der integrierten Viehhaltung (0,4 GV/ha) ist auf den Versuchsflächen die Grundnährstoffversorgung mit Phosphor, Kalium und Magnesium auf den meisten Schlägen im optimalen Bereich (Versorgungsstufe C). Der Dinkel steht in den Öko-Landessortenversuchen in Alsfeld-Liederbach zusammen mit den anderen Wintergetreidearten nach zweijährigem Kleegras. Diese eher ungewöhnliche Fruchtfolgestellung fördert die Stickstoffversorgung und ermöglicht eine strenge Prüfung des Sortiments auf Lagerneigung.

Spelzweizen weist Besonderheiten auf

Dinkel, auch als Spelzweizen bezeichnet, wird im Ökologischen Landbau gerne angebaut, weil er im Vergleich zu Winterweizen weniger Stickstoff benötigt und trotzdem relativ hohe Feuchtklebergehalte liefert. Dinkel drischt nicht frei, das heißt im Gegensatz zum Weizen zerbrechen beim Drusch die Ähren in sogenannte Vesen. Diese bestehen aus einem Ährenspindelstück, das mit zwei von Spelzen umhüllten Körnern besetzt ist. In einem zusätzlichen Schälgang (Gerben) müssen Korn und Spelz mittels spezieller Entspelzungsanlagen voneinander getrennt werden. Die im Vergleich zum Winterweizen deutlich längeren Pflanzen neigen eher zum Lager und sind daher im Stickstoffmanagement sehr vorsichtig zu führen. Eine um 10 Prozent höhere Bodenbedeckung gegenüber dem Winterweizen in der Bestockungsphase stellt einen der Vorzüge dieser Getreideart für den ökologischen Landbau dar.

Das Prüfsortiment im Kurzporträt

Die Kornerträge lagen 2016 in Alsfeld-Liederbach mit durchschnittlich 45,3 dt/ha (dreijähriger Durchschnitt der Sorten Franckenkorn, Zollernspelz und Ebners Rotkorn) auf einem durchschnittlichen Niveau. Die zehn angebauten Sorten können auf Grundlage der Versuche wie folgt beschrieben werden:

Franckenkorn steht bereits langjährig in den Öko-Sortenprüfungen und hat sich als ertragssichere Sorte bewährt. Auch 2016 setzte die Züchtung diesen positiven Trend mit Spitzenerträgen fort. Die pflanzenbaulichen Parameter wie Winterfestigkeit, Standfestigkeit und Blattgesundheit sind ausgesprochen gut. Vom Gelbrost blieb die Sorte in diesem Jahr erneut weitestgehend verschont. Die Feuchtkleberwerte bewegen sich, wie in den Vorjahren, unter dem Mittelwert. Einem Anbau steht nach wie vor nichts im Wege. Zollernspelz kann wie Franckenkorn schon mehrere Prüfjahre vorweisen und überzeugt mit überwiegend stabilen Erträgen. Auch in diesem Jahr wurde wieder ein guter Kornertrag erzielt. Die Sorte ist winterfest, mittellang im Wuchs und halmstabil. Auch die Blattgesundheit überzeugt. Hervorzuheben ist die sehr gute Toleranz gegenüber Gelbrost. Zollernspelz gehört aufgrund der überwiegend positiven Eigenschaften ohne Zweifel in die engere Wahl.

Ebners Rotkorn stammt aus Österreich und wurde unter biologisch-dynamischen Bedingungen gezüchtet. Diese frohwüchsige und langstrohige Sorte hat bereits mehrere Prüfjahre absolviert und überzeugt stets mit hohen Feuchtklebergehalten. Die Erträge bewegen sich allerdings weit unter dem Schnitt. Auch die sehr hohe Gelbrostanfälligkeit stellt die Anbauwürdigkeit der Sorte in Frage. Das Interesse der Praxis an einem Anbau dürfte aufgrund des verheerenden Abschneidens in den „Gelbrostjahren 2014 bis 2016 nicht mehr sehr ausgeprägt sein. Der Kornertrag der Sorte Baden­stern lag in zwei von drei Jahren auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Badenstern ist mittellang im Wuchs und standfest. Die Gelbrostanfälligkeit ist auf einem mittleren Niveau. Bemerkenswert sind die intensive Bodendeckung, Wüchsigkeit und eine planophile Blattstellung, was ein gutes Unkrautunterdrückungsvermögen erwarten lässt. Die Feuchtkleberwerte fallen unterdurchschnittlich aus.

Emiliano ist eine weitestgehend spelzfreidreschende Sorte. Beim Drusch lösen sich etwa 70 Prozent der Körner aus den Vesen. Das Erntegut muss später von den verbleibenden bespelzten Körnern mit einem Tischausleser abgetrennt werden. Die übrigen Vesen sind wie normaler Dinkel zu schälen. Die Sorte ist vom Bundessortenamt als Erhaltungssorte zugelassen. Im Kornertrag enttäuschte Emiliano in den Jahren 2015 und 2016. Auffallend ist die gute Gelbrosttoleranz. Weitere Informationen sind bei der Getreidezüchtungsforschung Darzau erhältlich. Attergauer Dinkel hat das zweite Jahr im Prüf-Sortiment absolviert und ist eine österreichische Züchtung. Laut Züchterangaben ist diese Sorte ebenfalls ein „reiner Dinkel“. 2016 lag der Ertrag unter dem Durchschnitt. Ein Manko ist bei diesem langstrohigen Dinkel zudem die erhöhte Gelbrost- und Lageranfälligkeit. Die überdurchschnittlichen Feuchtkleberwerte fielen dagegen sehr positiv auf.

Oberkulmer Rotkorn gehört ebenfalls in das Segment der „reinen Dinkel“. Das Ertragspotentzial dieser Sorte liegt aber deutlich unter dem von Franckenkorn und Zollernspelz. Hervorzuheben sind bei dieser Züchtung die weit überdurchschnittlichen Feuchtklebergehalte. Die Gelbrostanfälligkeit liegt auf mittlerem Niveau. Für den Anbau kann Oberkulmer Rotkorn weiterhin gewählt werden, nur die Lageranfälligkeit ist zu beachten. Für die Sorte Badenkrone liegen vom Standort Liederbach bislang nur einjährige Ergebnisse vor. Die relativ kurze Sorte weist eine mittlere Lageranfälligkeit auf, bei mäßiger Winterhärte, sie ist recht blattgesund und wies den höchsten Kornertrag des geprüften Sortiments auf. Weitere Prüfjahre bleiben abzuwarten.

Die beiden Sorten Tauro und Titan von der Getreidezüchtung Peter Kunz wurden 2016 wieder ins Prüfsortiment aufgenommen. Im Ertrag enttäuschte Tauro, während Titan überzeugte. Weitere Prüfjahre bleiben auch hier abzuwarten. Wer Bedarf an Öko-Saatgut hat, kann sich im Internet auf der Seite www.organicxseeds.com über verfügbare Sorten und deren Anbieter informieren. Die Ergebnisse der hessischen Öko-Landessortenversuche können auf http://www.llh.hessen.de/oekologischer-landbau/oekologischer-pflanzenbau.html abgerufen werden.

 – LW 41/2016