Anbaufläche und Ertrag sind gesunken
Ergebnisse des Landessortenversuchs Hafer 2020
Nach dem Rückgang der Haferanbaufläche in den letzten Jahren stieg der Anbau 2020 wieder um etwa 23 Prozent auf 155 800 ha in Deutschland. In Hessen hingegen nahm der Anbau um etwa 500 ha weiter ab. So stand Hafer nur noch auf etwa 9000 ha unseres Bundeslandes. Dies entspricht nur knapp 3 Prozent der Getreidefläche.

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Die Hafermühlen müssen Ware importieren
Nach Angaben des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) ist der Qualitätshaferbedarf der Mühlen seit 2008 um etwa 70 Prozent gestiegen. Jährlich werden rund 500 000 t Hafer zu Lebensmittel verarbeitet. Der Aufwärtstrend ist nicht nur auf den gestiegenen Konsum von Haferflocken und Müslis zurückzuführen. Auch die Vielfalt an Haferprodukten hat zugenommen wie zum Beispiel Hafer-Protein-Riegel und Porridge-Mischungen. Auch Milchersatzprodukte auf Haferbasis finden immer mehr Einzug in die Lebensmittelläden. Beim Verbraucher spielen hierbei oft umweltbezogene und gesundheitliche Motive eine Rolle.
Durch den gestiegenen Bedarf können die deutschen Hafermühlen ihren Haferbedarf nicht mehr ausschließlich aus deutschem Anbau decken und müssen Hafer importieren. Seit 2008 hat sich die Einfuhr von Hafer auf etwa 560 000 t verdoppelt (VGMS, 2019), wobei der größte Anteil aus Skandinavien und auch aus osteuropäischen EU-Staaten stammt.
Die Verarbeiter geben die Sorten vor
Entscheidet man sich für den Schälhaferanbau, sollte man sich zunächst mit der aufnehmenden Hand im Vorfeld abstimmen. Die Verarbeiter geben überwiegend die Sorten vor. Ohne Vertragsbindung sollte zumindest vorab mit den potenziellen Abnehmern geklärt werden, wie die gewünschten Qualitätsanforderungen definiert sind. Eine gute Schälbarkeit, geringe Spelzenanteile, ein Hektolitergewicht von mindestens 52 kg/hl und die Korngrößensortierung sind bedeutende Parameter.
Daneben sollte die Mykotoxinbelastung möglichst gering sein. Hafer ist eine Getreideart der feucht-kühleren Anbaugebiete, und nur mit günstigen Witterungsbedingungen bis zur Abreife können diese Qualitätsanforderungen erreicht werden. Trockenphasen können zu einer schlechten Kornausbildung führen. Standorte mit schlechter Wasserversorgung besitzen somit ein höheres Anbaurisiko und sollten möglichst zum Anbau von Qualitätshafer vermieden werden. Aufgrund des höheren Wasserbedarfs reagiert Hafer auf Wassermangel in der generativen Phase neben Qualitätsverlust auch mit deutlichen Ertragseinbußen.
Hafer weist auch eine Reihe an pflanzenbaulichen Vorteilen auf, die den Anbau interessant machen. Hafer verfügt über eine hohe Konkurrenzkraft gegen Unkräuter. Zu beachten ist jedoch, dass es keine Möglichkeit der chemischen Ackerfuchsschwanzbekämpfung gibt, wodurch nur der Striegeleinsatz zur Verfügung steht. Der Anbau kann aufgrund der geringen Krankheitsanfälligkeit sehr ressourcensparend und umweltverträglich gestaltet werden. So führte eine Fungizidapplikation in den Landessortenversuchen nicht immer zu Mehrerträgen.
Christian Kirchner, Gabriele Käufler, LLH – LW 4/2021