Parlamentarischer Abend der Landwirtschaft in Wiesbaden
Unvollständige Erntekrone für Ministerin Priska Hinz
Letzten Mittwoch trafen sich Mitglieder der Landesregierung und des Parlaments mit Vertretern der Agrarwirtschaft anlässlich des vom Hessischen Bauernverband veranstalteten Parlamentarischen Abends, um sich über aktuelle Themen auszutauschen. Einen besonderen Akzent setzte die Landjugend mit der Überreichung einer halben Erntekrone an Landwirtschaftsministerin Priska Hinz.

Foto: Büsse
Die Landwirtschaft sehe sich heute großen Herausforderungen gegenüber und benötige dazu auch politische Unterstützung. „Sie sind uns wichtig und werden immer ein offenes Ohr bei uns finden“, betonte Wallmann. Sie freue sich besonders, in diesem Jahr erstmals die Erntekrone der Landjugend entgegennehmen zu können. Sie wünschte allen Besuchern für den weiteren Abend gute Gespräche und bescheinigte der Veranstaltung, eine hervorragende Möglichkeit zur Kontaktpflege zu sein.
Landwirtschaft sichert gesellschaftliche Stabilität
Ministerpräsident Boris Rhein lobte in seinem Grußwort den konstruktiven Austausch mit dem hessischen Bauernverband. „Es gibt natürlich auch unterschiedliche Positionen, und auf viele Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Wichtig ist es, hierbei im Gespräch zu bleiben.“ Rhein erläuterte zur Bedeutung der Landwirtschaft für das Land Hessen: „Sie schaffen mit Ihrer Arbeit die Lebensgrundlagen für unsere Gesellschaft und leisten damit auch einen wichtigen Beitrag zur politischen Stabilität unserer Demokratie.“ Hessens Bauern arbeiteten viel und mit großem wirtschaftlichen Risiko, sicherten Arbeitsplätze und machten Hessen zu einem starken Agrarland.

Foto: Büsse
Ein Musterbeispiel dafür, wie sich junge Leute engagieren, sei die hessische Landjugend. „Die packen an, wahren Traditionen und bewegen getreu ihrem Motto das Land“, lobte Rhein die selbstständige HBV-Jugendorganisation für ihren Einsatz.
„Wir Landwirte sind bereit, die Herausforderungen der Zeit anzunehmen“, sagte der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal. Neben dem Klimawandel seien hier die explodierenden Preise, Anforderungen der Verbraucher und des Lebensmitteleinzelhandels sowie die Vorgaben der Agrarpolitik zu nennen. Mit Blick auf die zahlreichen anwesenden Abgeordneten forderte er vor allem Verlässlichkeit bei der Ausgestaltung von Verordnungen und bei Förderprogrammen ein. Dies sei leider ein enormes Problem, als Beispiele hierfür nannte Schmal die unfertige GAP oder den völlig praxisfremden Entwurf der EU-Pflanzenschutzverordnung. Letztere kritisierte er wegen der pauschalen Reduktionsziele als „Enteignung der Landwirte.“
Die Landwirtschaft ist Teil der Lösung
„Unsere deutsche und hessische Landwirtschaft sichert die Ernährung und fördert gleichzeitig Klimaschutz sowie Artenvielfalt; außerdem liefert sie Energie und Rohstoffe.“ Der HBV-Präsident stellte hierzu fest: „Die Landwirtschaft ist Teil der Lösung“, werde aber dabei nicht ausreichend berücksichtigt, beispielsweise bei der Produktion von Biogas, die politisch kleingehalten werde.
„Mit neuen Technologien in der Tierhaltung und im Ackerbau bieten wir Lösungen an, die eine effizientere, umweltschonendere und tiergerechtere Landwirtschaft ermöglichen. Damit wir Hessens große Vielfalt an nachhaltig, umwelt- und ressourcenschonend erzeugten Agrarprodukten weiterhin genießen können, brauchen wir jedoch eine Politik mit Augenmaß, die Zukunftsperspektiven eröffnet, verlässliche Rahmenbedingungen schafft und Planungssicherheit gewährleistet“, so Schmal abschließend.
Erntekrone mit klarer Botschaft
Nach den Grußworten wurden von der Hessischen Landjugend an Landtagspräsidentin Astrid Wallmann und Staatsministerin Priska Hinz, Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV), je eine Erntekrone übergeben. Ministerin Hinz erhielt allerdings nur eine unfertige Erntekrone, als Zeichen dafür, dass politisch noch viel getan werden muss, damit die heimischen Betriebe weiterhin volle Ernten einfahren können.
Die Landesvorsitzenden Lisa Kamm und Torben Eppstein erläuterten in ihren Statements, mit der nur zur Hälfte mit Ähren besetzten Erntekrone wolle man ein Zeichen setzen und sich gegen eine ideologisch geprägte und nicht fachgerechte Agrarpolitik aussprechen. „Die Erntekronen sind eine gute Tradition und werden in viel Handarbeit von den Landjugendmitgliedern angefertigt – diesmal auch von der ganz neuen Gruppe Rheingau-Taunus“, so Lisa Kamm. Torben Eppstein forderte, den gut ausgebildeten Junglandwirten Perspektiven für eine künftige Betriebsübernahme zu eröffnen. An Ministerin Hinz richtete er den Appell: „Sorgen Sie dafür, dass in Hessen auch künftig noch Erntekronen gebunden werden. Sie haben hier eine große Verantwortung für die Landwirtschaft und die Bevölkerung.“
KB – LW 39/2022