„Zwischenfrüchte passen nicht ins Greening“

Zwischenfrüchte schützen Wasser und Boden

Dass Zwischenfrüchte gut ohne den Pflug etabliert werden können und durch die Nährstoff-fixierende Wirkung sowohl für den Grundwasserschutz als auch zur Einhaltung der Düngeverordnung genutzt werden können, wurde auf einer Veranstaltung der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung deutlich. In Birstein-Mauswinkel wurde aber auch gezeigt, dass der Einsatz von Glyphosat je nach Situation weiterhin ein wichtiger Baustein in pfluglosen Anbausystemen ist.

Am Bodenprofil wurde über die Standorteigenschaften diskutiert.

Foto: Becker

Dr. Dietmar Schmidt, GKB-Mitglied aus Buseck-Beuern, moderierte die Veranstaltung und stellte zu Beginn die Frage in den Raum, ob Zwischenfrüchte ein praktikabler Glyphosat-Ersatz sein können? Wie sich im Laufe des Tages herausstellte, können sie es – manchmal. Dr. Jana Epperlein, Geschäftsführerin der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung (GKB) in Neuenhagen bei Berlin umriss kurz die Ziele des Vereins: Die GKB wolle über die Vorteile der konservierenden Bodenbearbeitung und der Direktsaat aufklären, den Erfahrungsaustausch zwischen Landwirten, Beratern, Wissenschaftlern und Industrievertretern fördern und Projekte zur Verbesserung des Bodenschutzes und der Bodenschonung unter anderem mit Demonstrationsvorhaben für Landwirte und Berater initiieren.

Erosionsmindernder Anbau von Zwischenfrüchten ohne Pflug

In diesem Zusammenhang wurde auch der Feldtag in Bierstein-Mauswinkel durchgeführt. Hier hat Dieter Fuchs, Betriebsleiter des gastgebenden Hofgutes Entenfang und Vorsitzender der GKB in Hessen, in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) Versuche zum pfluglosen Anbau von Zwischenfrüchten und zur Weizenaussaat nach Zwischenfrüchten angelegt. Fuchs eröffnete den Vortragsteil mit einer Betriebsvorstellung und einem Referat zum Thema „Erosionsmindernde Bodenbearbeitung mit Zwischenfrüchten“. Er hat den Betrieb Entenfang vor vier Jahren übernommen und auf pfluglose Bearbeitung umgestellt, stammt aber aus dem 45 km entfernten Niederrodenbach bei Hanau. Auch dort bewirtschaftet die Familie Fuchs weiterhin ihren Ackerbaubetrieb, der seit über 25 Jahren pfluglos geführt wird. Mittlerweile wohnt die Familie im beschaulichen südlichen Vogelsberg.

„So wie im Kinzigtal auf 120 m über Null kann man hier im Vogelsberg auf 380 m über dem Meeresspiegel nicht arbeiten. Im Tal bauen wir Mais Winterweizen, Sojabohnen, Winterweizen, Raps und wieder Winterweizen an. Hier oben beschränkt sich die Fruchtfolge auf Raps, Winterweizen, Sommergerste und wieder Winterweizen“, erläuterte Fuchs. Auch der Zwischenfruchtanbau gestalte sich wegen der kürzeren Vegetationszeit und der hohen Niederschläge von rund 800 mm im Jahr im Vogelsberg schwieriger. „In diesem Jahr sind bisher knapp 1000 Liter Niederschlag gefallen, und das hat auch den Zwischenfrucht-Versuchen, die wir für die GKB angelegt haben, zugesetzt“, so Fuchs. Als vordringliche Ziele des Zwischenfruchtanbaus in seinem Betrieb zählte der Landwirt folgende Punkte auf:

  • Unterdrückung von Unkräutern, Ungräsern und Durchwuchs,
  • Verringerung des Krankheitsdruckes (Feldhygiene),
  • Förderung der Bodenfruchtbatkeit und des Bodenlebens,
  • Gewässerschutz und
  • Erosionsschutz

Zum letzten Punkt merkte er an, dass Bodenabtrag nicht nur auf besonders gefährdeten Flächen oder bei Mais vorkomme, sondern immer und überall auftreten könne, wenn der Boden nicht durch eine Pflanzendecke beziehungsweise Mulchauflage geschützt sei.

Zwischenfruchtversuche im Vogelsberg

Fuchs stellte die in Zusammenarbeit mit GKB und LLH angelegten Versuche zur Eignung von Zwischenfrüchten im Vogelsberg dar. Dazu wurden in 80 m lange und 16 m breite Parzellen quer zur Bearbeitungsrichtung verschiedene Zwischenfrüchte beziehungsweise Mischungen ausgesät; außerdem wurden zwei der 80-m-Streifen nicht bearbeitet, die übrigen fünf erfuhren eine Stoppelbearbeitung. Am 25. August erfolgte die Einsaat der Sommerzwischenfrüchte mit einer Väderstad Rapid. Als Zwischenfrucht-Varianten wurden Phacelia und Klee vor dem Mähdrusch in die Vorfrucht Sommergerste gesät, als zweites Ramtillkraut nach dem Drusch in Direktsaat ausgebracht und ebenfalls nach der Gerstenernte Senf, Buchweizen, Phacelia, Ölrettich und die „Vita Max“-Mischung der DSV mit der Sämaschine gedrillt.

Hohe Niederschläge und kurze Vegetationszeit

Durch witterungsbedingte Probleme am Standort (hohe Mengen Ausfallgerste durch Hagel, 80 mm Niederschlag zwischen Ernte und Zwischenfruchtsaat, nochmal 30 mm nach der Zwischenfruchtaussaat) hatten sich die meisten Varianten eher schlecht als recht entwickelt. „Am besten haben noch die Direktsaatvariante, also das Ramtillkraut, der Buchweizen und der Senf, mit Abstrichen auch der Ölrettich ausgesehen. Phacelia hat in diesem Jahr überhaupt nicht funktioniert.“ Insgesamt kam Betriebsleiter Dieter Fuchs bei der Begehung der Flächen am Nachmittag zu dem Schluss, dass sich Sommerzwischenfrüchte an diesem Standort, der außerdem zu Staunässe neigt, deutlich schwieriger anzubauen sind als in günstigeren Lagen. „Aber wir bleiben dran und suchen nach dem geeignetsten System.“

Am Standort Rodenbach habe sich dagegen ein 1 m hoher Ramtill-Bestand mit sehr guter Unkrautunterdrückung etabliert, in welchen kürzlich der Winterweizen gedrillt worden sei. Auch der Rapsdurchwuchs sei nach einmaligem Grubbern kein Problem. Weiterhin wurden Versuchsvarianten zur Weizenaussaat nach den Zwischenfrüchten angelegt: Direktsaat mit Totalherbizid, Direktsaat ohne Totalherbizid, Aussaat mit Vorwerkzeug (Kurzscheibenegge) ohne Totalherbizid und Aussaat mit Grubber und Vorwerkzeug mit Totalherbizid. Wie sich diese bestände entwickeln, soll im kommenden Jahr dokumentiert werden.

Zwischenfrüchte sparen Dünger in der Folgekultur ein

Johannes Orth vom Ingenieurbüro Schnittstelle Boden untersuchte, wieviel Stickstoff Zwischenfrüchte über den Winter retten können. Er schärfte den Blick dafür, dass im Herbst – je nach Witterung und Bodenbearbeitungsintensität – eine deutliche N-Mineralisation stattfindet, die unbedingt in der Fläche gehalten werden sollte. Orth konnte anhand von Messergebnissen zeigen, dass beispielsweise Gelbsenf 2016 bei einem Frischmasse-Aufwuchs von 230 dt/ha (10,2 TS) 75 kg N, 23 kg P und 77 kg K pro Hektar konserviert hatte. Bei Phacelia lagen die Werte etwa doppelt so hoch. Die gebildete Wurzelmasse wurde außer Acht gelassen. Sein Fazit: Zwischenfrüchte liefern über 20 t Frischmasse/ha und nehmen dabei 3 bis 4 kg N/t FM auf (bzw. 10 bis 12 kg N/10 cm Wuchshöhe). „So sparen sie Mineraldünger in der Folgekultur ein und halten Grundnährstoffe pflanzenverfügbar“, so der Referent. Voraussetzung für einen erfolgreichen Zwischenfruchtanbau sei eine zeitige Aussaat (vor dem Raps), und „dass eine Zwischenfrucht mit dem gleichen Ehrgeiz angebaut wird wie eine Hauptfrucht.“

Strohverteilung ist der erste Schritt

Prof. Ulrich Groß, FH Triesdorf, referiert über die Verfahrenstechnik beim Zwischenfruchtanbau. Neben den schon genannten Aspekten betonte er, dass Zwischenfrüchte und deren Mischungen bei der Aussaat gleichmäßig auf der Fläche verteilt werden müssen. Grundvoraussetzung hierzu sei eine gleichmäßige Strohverteilung. Für die Ausbringung von Mischungen seien Düngerstreuer wegen der unvermeidlichen Entmischung beim Werfen nicht geeignet. Außerdem müsse bei der Ablage von Mischungen immer eine Kompromisstiefe gewählt werden.

Als alternative Verfahren, um die Zwischenfrüchte möglichst früh zu etablieren, nannte er einerseits die (riskante) Vorerntesaat in das stehende Getreide und zweitens die Mähdruschsaat während der Ernte – beispielsweise mit einem Behälter und Verteiler am Schneidwerk des Mähdreschers. Zur Regulierung eines Zwischenfruchtbestandes vor der Einsaat der nachfolgenden Hauptkultur empfahl der Referent den Einsatz einer Messerwalze. Die nicht schneidenden Werkzeuge knickten die Pflanzen mehrmals und es verbleibe eine abgestorbene Mulchdecke auf der Fläche; Ausfallgetreide und Unkräuter könnten so unterdrückt werden. Ein Wiederaustrieb der Zwischenfrucht sei nicht zu befürchten. Außerdem könne durch die parallele Ausrichtung der gewalzten Pflanzen die nachfolgende Sämaschine störungsfrei arbeiten – auch die Arbeitserledingung in einer Überfahrt sei hier möglich.

Aus Versuchen zur Zwischenfruchteinarbeitung in Triesdorf zog Prof. Groß folgende Schlüsse: Bei schwachen Beständen ist kein Mulchen nötig, aber sie haben auch keinen Einfluss auf die Arbeitsqualität der Geräte. Massige Bestände sollten bearbeitet werden, die Messerwalze eignet sich gut hinsichtlich Arbeitsqualität und Verfahrenskosten. Der Einsatz eines Flachgrubbers setzt ein vorheriges Mulchen voraus, die Scheibenegge ist hier die bessere Wahl (nur ein Arbeitsgang notwendig).

Die Zwischenfrucht muss acht Stunden nach der Ernte drin sein

Der GKB-Vize-Vorsitzende Burghard Fromme aus Scheppau bei Braunschweig stellte seine Anbauphilosophie vor, die seit 15 Jahren keinen Pflugeinsatz mehr vorsieht. „Wir bearbeiten unsere 380 Hektar, vornehmlich Tonböden, pfluglos und 150 davon in Direktsaat. Eine Zielsetzung dabei ist es, das Bodenleben, vor allem die Regenwürmer zu fördern, was für eine bessere Abtrocknung und Befahrbarkeit der Flächen sorgt.“ Auf 100 Hektar baut der Betrieb Zwischenfrüchte an und zwar eine auf den Standort angepasste Mischung aus Sommerwicke (50 %), Erbsen (30 %), Ackerbohnen (7 %), Bitterlupine (5 %), Sonnenblumen (3 %), Phacelia (3 %) und Öllein (2 %). „Die Artenmischung sorgt dafür, dass in ganz unterschiedlichen Jahren immer ein zumindest passabler Zwischenfrucht-Bestand aufwächst“, so Fromme. „Bei unserer Flächenausstattung muss das System möglichst einfach und schnell sein. Die einheitliche Mischung reduziert das Anbaurisiko und ermöglicht uns, die Zwischenfrucht mit hoher Schlagkraft bis maximal acht Stunden nach der Ernte ohne weitere Bearbeitung in die Erde zu bringen, so Fromme. So könne die Restfeuchte optimal genutzt werden.

Zwischenfrüchte ja, aber nicht als Greening

„Obwohl wir standardmäßig Zwischenfrüchte anbauen, erfüllen wir die Greening-Verpflichtungen über andere Maßnahmen; Zwischenfrucht und Greening passt nicht zusammen, denn für die gewünschte Unkrautunterdrückung muss ein optimaler Bestand im Feld stehen“, machte Fromme klar. Seiner Erfahrung nach brauche aber Gerste- oder Weizendurchwuchs fast immer eine Glyphosat-Behandlung. Hinsichtlich der Zwischenfrucht-Nutzung versucht der Ackerbauer gerade, wie sich Schafe auf die Fläche auswirken. „Das wird gerade probiert und es zeigt sich, dass die Tiere etwa die Hälfte fressen und die andere zertreten.“ Als Fazit betonte Moderator Schmidt, dass auch der Zwischenfruchtanbau vollste Aufmerksamkeit verdient, um seine Stärken ausspielen zu können. „Man muss da voll reingehen.“

KB – LW 44/2017