Pflegende Angehörige brauchen Verschnaufpausen

Die Pflege von Familienangehörigen benötigt viel Zeit, Kontinuität, Aufmerksamkeit und emotiona­le Zuwen­dung. Dennoch ist es für viele Familien nach wie vor unvorstellbar, ihren zu pflegen­den Angehörigen in ein Pflegeheim zu geben. Sie stellen sich lieber selbst der Herausforderung „Pflegealltag“ – eine mutige familiäre Einstellung, die zudem viel Energie benötigt, denn die Pflegesituation kann Jahre dauern.
Mit der Pflege verändert sich der Alltag für die ganze Familie grundlegend. Lange gelebte Rollen werden in Frage gestellt und müssen neu definiert werden. Damit ein Pflegefall kein „Ãœber­raschungsfall“ wird, sollten Familien realistisch in die Zukunft sehen. Die Pflegebereitschaft sollte daher schon frühzeitig – in gesunden Tagen – im Familienverbund durchdacht und geklärt werden. Offene Gespräche helfen, Kompromisse zu finden, die auch langfristig tragfähig sind – für alle Beteiligten. So kann vermieden werden, dass die Pflege zur Ãœberschätzung der eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten führt.
Doch Vorsicht: Bei der Fülle an Aufgaben auf dem Hof, in der Familie sowie bei der Pflege wird schnell übersehen, dass Pflegende ihre eigenen Bedürfnisse vernach­lässigen und sich für den zu Pflegenden aufopfern. Pflegende An­gehörige brauchen Erholung. Wer sich nicht regelmäßig Verschnaufpausen gönnt, läuft Gefahr, auszubrennen. Die seelischen und körperlichen Belastungen in der Pflege fordern dann ihren Tribut und enden mit eigenen ge­sundheitlichen Beein­träch­tigun­gen. Nicht von ungefähr werden pflegende Angehörige auch als „heimliche Patienten“ bezeichnet. Familien sollten sich daher nicht scheuen, vorhandene Hilfsangebote anzunehmen.

Stephanie Lehmkühler