Phytosanitäre Düngungsstrategie 2020 mit Kalkstickstoff

Zuckerrüben-Anbau neu denken

Die Zuckerrübenfläche hat sich bei knapp 400 000 ha stabilisiert. Dennoch wird immer wieder über die Wertigkeit des Rübenanbaues diskutiert – vor allem im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit. Leider werden die Fruchtfolgevorteile und der geringe relative Wasserverbrauch pro kg Trockenmasse Ertrag zu selten bedacht.

Die Kalkstickstoff-Kopfdüngungs-Varianten in BBCH 14-16 waren wegen der nassen, kalten Witterung zur Anwendungszeit ein Verträglichkeits-Härtetest. Es kam zu Aufhellungen, die sich aber überraschend schnell auswachsen konnten, wie dieses Bild aus Butzbach-Niederweisel vom 19. Juni 2019 belegt.

Foto: Ebert

Hinzu kommt, dass gerade im Hinblick auf die Verschärfung der DüV die Rüben durch ihr gutes Nährstoff-Aneignungsvermögen eine hohe Effizienz der eingesetzten Nährstoffe erzielt. Das bringt für den Anbauer unter anderem mehr Spielraum in den betrieblichen Nährstoffbilanzen.

2019 Schäden bis hin zu Umbrüchen

Durch die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaftsbetriebe verbunden mit einem hohen Anbau Know-how wurden 2019 im Vergleich zu 2018 zwar standortabhängig gute Erträge erzielt, dennoch ergaben sich bedingt durch die geringere Beizausstattung viele spezielle Probleme im Anbau.

Die Zuckerrüben-Aussaat 2019 erfolgte meist unter günstigen Bedingungen. Die nachfolgende kalte und nasse Witterung verzögerte aber den Auflauf, was das Auftreten verschiedener Schaderreger begünstigte. In einigen Fällen kam es sogar zu Umbrüchen und erneuter Aussaat.

Was ist 2020 zu beachten?

Für den Anbauer stehen 2020 vor allem Fragen zur Anbausicherheit im Vordergrund: Wie kann der Auflauf der Rüben verbessert werden? Welche Möglichkeiten habe ich noch im Bereich der Schaderregerkontrolle? Wie sicher kann ich die Unkräuter regulieren? Welchen Einfluss habe ich noch bei einem Auftreten von pilzlichen Erregern?

Diese und andere Fragen haben schlussendlich einen maßgeblichen Einfluss auf das wirtschaftliche Ergebnis im Rübenanbau. Daher sollte über die Grundlagen im Anbau wieder neu nachgedacht werden.

Bodenvorbereitung und Aussaat

Alle Bearbeitungsmaßnahmen müssen dafür sorgen, dass die Rübe mit ihrer Pfahlwurzel tatsächlich auch den Boden erschließen kann. Alle Bearbeitungen, die zu Strukturproblemen führen, sind unbedingt zu vermeiden gerade auch im Hinblick auf den relativen Wasserverbrauch. Das heißt, dass in strukturgeschädigten Böden der relative Wasserverbrauch pro Tonne Trockensubstanz Zuwachs deutlich (bis hin zu einer Verdoppelung) ansteigt.

Das Rübensaatgut muss auf einen lockeren, rückverfestigten Boden abgelegt werden. Verdichtungen durch die Aussaat müssen vermieden werden. Der Zeitpunkt der Bestellung sollte so gewählt sein, dass die Rübe zügig auflaufen kann; im Auflauf gestresste Rüben werden anfälliger für Schaderreger. Eine etwas spätere Aussaat kann hierbei hilfreich sein übrigens sind warme Böden auch weniger druckempfindlich.

Pflanzenschutz und Düngung

Alle Maßnahmen müssen auch im Hinblick auf die Rübenverträglichkeit gesehen werden. Es ist oft besser, eine zusätzliche Überfahrt zu wählen als mit Mehrfachmischungen zu arbeiten. Jede auch nur ansatzweise auftretende Phytotoxizität stresst die Rübe und macht sie krankheitsanfälliger.

Voraussetzung ist der Blick in den Boden. Alle Werte sollten im Bereich der Versorgungsstufe C liegen. Eine Nmin-Untersuchung gibt zusätzlich Sicherheit bei der Bemessung der N- Düngung. Denn ein zu viel oder auch ein zu wenig an Stickstoff hat nicht nur Auswirkungen auf den Zucker-Ertrag, sondern auch auf den Gesundheitsstatus der Rübe.

Die Frage, was und wann sollte gedüngt werden und wie sollte die einzelne Gabenverteilung sein, ist immer wieder Gegenstand der Diskussion. Grundsätzlich eignen sich alle Stickstoffdünger. Stabilisiert wirkenden N-Formen sollten eher vor der Saat in den Boden gedüngt werden. Ammonitrathaltige N-Formen können auch gut als Kopfdünger eingesetzt werden.

Kalkstickstoff erfordert eine modifizierte Düngungsstrategie

Eine Ausnahme bei der Versorgung von Zuckerrüben-Beständen stellt der Kalkstickstoff dar. Sein hoher Kalk­anteil verbunden mit der nachhaltigen Ammonium-betonten Stickstoffwirkung erfordert eine modifizierte Düngungsstrategie. Dadurch kann die boden- und pflanzensanitäre Wirkung der Cyanamid-Phase gut genutzt werden.

Die AlzChem Trostberg GmbH hat 2019 in 45 Rübenbetrieben Testanwendungen mit Kalkstickstoff durchgeführt. Hier wurden sowohl die traditionellen Vorsaatanwendungen mit und ohne Wartezeit als auch Kopfdüngungsvarianten mit 200 bis 300 kg/ha Kalkstickstoff in BBCH 14 bis BBCH 20 auf Rübenverträglichkeit geprüft. Hinzu kamen Gesundheitsvarianten mit einer Kalkstickstoff /DAP Unterfußdüngung plus Kalkstickstoff-Kopfdüngung.

Die Kalkstickstoff Kopfdüngungsvarianten in BBCH 14 bis 16 waren wegen der nassen, kalten Witterung zur Anwendungszeit ein Verträglichkeits-Härtetest. Es kam zu Aufhellungen, die sich aber überraschend schnell auswachsen konnten. Auch Kalkstickstoff-Anwendungen als Kopfgabe zu Rüben in BBCH 18 bis 20 waren sehr gut verträglich und können bedenkenlos empfohlen werden.

Ergebnisse des Monitorings zur Kalkstickstoff-Anwendung

Der Einsatz von Kalkstickstoff vor der Saat mit Wartezeit brachte die gewünschten Erfolge zur Sicherung des Auflaufes; ohne Wartezeit allerdings sollten je nach Bodenart nur mit maximal 100 bis 150 kg/ha ausgebracht werden.

Eine Anwendung von 200kg/ha in BBCH 18 bis 20 bestätigte die positiven Erfahrungen aus den jahren 2016 bis 2018 auch bezüglich der Reduzierung des Cercospora-Befalls und führte zu überdurchschnittlichen Erträgen. Bei dieser Anwendung sollte ergänzend ein Ammonnitrat-Dünger zur Saat gedüngt werden.

Die Ausbringung von Kalkstickstoff/DAP-Mischdünger im Unterfuß-Verfahren in 5cm Abstand zur Saatreihe, dazu Kalkstickstoff in BBCH 18 bis 20 gedüngt, stellt eine Gesundvariante dar und brachte bei einer um 32 Prozent reduzierten N-Düngung wirtschaftlich mit die höchsten Deckungsbeiträge.

Ewald Ebert, AlzChem GmbH, Landesarbeitskreis Düngung Hessen-Rheinland Pfalz-Saarland – LW 7/2020