Plädoyer für den Pflanzenschutzmittel-Einsatz

Die zahlreichen Niederschläge und mit ihnen die feuchte Luft und die wasserbenetzten Blattflächen haben in diesem Jahr für einen Krankheitsdruck in den Ackerkulturen, in den Sonderkulturen und im Weinbau gesorgt, wie es ihn lange nicht gab. Kulturen, die gegen Pilzkrankheiten nicht behandelt wurden oder behandelt werden konnten, fallen im Ertrag und auch in der Qualität besonders stark ab.

Die Situation ist ein klares Plädoyer für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Mit der Behandlung konnten auch in diesem Jahr der Ertrag und die Qualitäten insgesamt abgesichert und somit die heutzutage selbstverständliche Versorgungssicherheit mit hochwertigen Lebensmitteln gewährleistet werden. Mit Blick auf den einzelnen Betrieb wurden die hohen Investitionen an Saatgut und Dünger sowie an eingesetzten Maschinen und Arbeit durch den Pflanzenschutz erhalten.

Was passiert, wenn Pflanzenschutzmittel nicht eingesetzt werden dürfen oder keine geeigneten zur Verfügung stehen, wurde besonders im Weinbau deutlich: Während konventionell wirtschaftende Betriebe den Falschen Mehltau, wenn auch mit großen Mühen, bekämpfen konnten, fehlte den Ökobetrieben diese Möglichkeit. Die derzeit zugelassenen Mittel waren durch die ständigen Niederschläge in ihrer Wirksamkeit beschränkt. Die schlimme Folge: Viele Ökowinzer werden keinen Wein des Jahrgangs 2016 anbieten können. Drastisch ist auch die Situation bei den Kirschenproduzenten. Bei Süßkirschen wird mit Ausfällen von einem Drittel der Erntemenge gerechnet, bei Sauerkirschen könnten es noch mehr sein, weil gegen den Schädling Kirschessigfliege keine geeigneten Pflanzenschutz­mittel zur Verfügung stehen.

Der Mangel an wirksamen Pflanzenschutzmitteln wird für alle Bereiche immer größer. Große Ertragsausfälle könnten in Zukunft auch auf die Flächenkulturen zukommen. Die Politik muss sich deshalb endlich zum Pflanzenschutz bekennen und für die Verfügbarkeit einer möglichst großen Vielfalt an Mitteln eintreten, auch wenn sie damit bestimmten Organisationen auf den Schlips treten.

Cornelius Mohr – LW 30/2016