Powerpflanzen unter den Wildkräutern

Löwenzahn und Rotklee im Porträt

Geradezu in Mode gekommen ist das Verwerten von Wildkräutern und Blüten in der Küche. Nicht nur vom gesundheitlichen Aspekt und fürs Auge ist deren Verwendung empfehlenswert. Auch kulinarisch hat der „Wildwuchs“ eine Menge zu bieten. Ãœber den essbaren Löwenzahn und Rotklee informiert Maria Weiser.

Nicht nur Feinschmecker sehen in Rotklee und Löwenzahn eine Delikatesse. Auch Bienen freuen sich über die nektarreichen Blüten im Garten.

Foto: Maria Weiser

Kaum eine Pflanze ist in Europa so bekannt und verbreitet wie der Löwenzahn. Weil er überreichlich vorkommt, wird er meist nicht so geschätzt, wie er es verdient hätte. Für manchen Gärtner ist er häufig nur ein Massenunkraut. Doch als essbare Wild- und Heilpflanze hat er eine Menge zu bieten.

Der Löwenzahn hat viele Namen

Schon kleine Kinder kennen die leuchtend geben Löwenzahnsonnen und erfreuen sich an den lustigen Pusteblumen, die ihre Samen wie zarte Fallschirmchen durch die Luft tragen. Der Löwenzahn, nach seinen spitz gezahnten Blättern und den einer Löwenmähne nicht unähnlichen Blüten benannt, hat sehr viele Namen.

Allein im deutschsprachigen Raum existieren über 500 Volksnamen wie Butterblume, Kuhblume, Milchbusch, Röhrliblume, Maiblume, Sonnenwirbel, Pfaffenkraut, Mönchskopf – auch weniger schmeichelhafte wie Bettpisser, französisch Pissenlit.

Ãœber die Herkunft des botanischen Namens Taraxacum officinale besteht keine Einigkeit. Möglicherweise stammt er vom arbischen „al-taraxacon“ und bedeutet „eine Augenkrankheit heilen“. Der zweite Teil des Namens deutet darauf hin, dass die Droge in der Apotheke (officina) erhältlich ist.

Diese Pflanze hat es in sich!

Im Frühjahr wird das Kraut gerne für Frühjahrskuren genommen. Es hat eine ausgeprägte blutreinigende Wirkung und belebt durch die Bitterstoffe den Körper in allen Funktionen. Die Verdauungsorgane sowie die Niere und die Blase werden angeregt. Dadurch werden Stoffwechselgifte aus dem Körper gespült. Aus diesen Gründen wird es auch bei rheumatischen Beschwerden empfohlen.

Ständig kränkelnden Menschen, die sich abgeschlagen und müde fühlen, empfahl die Kräuterfrau Maria Treben eine 14-tägige Kur mit frischen Löwenzahnstängeln. Täglich bis zu zehn Stängel gegessen, solle die Lebensgeister wecken. Der weiße Milchsaft ist nicht giftig, wie oft behauptet wird. Aber er hinterlässt auf der Haut und der Kleidung dunkle Flecken. Tipp: Mit Milch lassen sich diese am besten von der Haut entfernen.

Auch die Wurzel ist ein gutes Verdauungstonikum, der Wurzeltee wird bei Gallen- und Leberbeschwerden angewendet.

Das Wildkraut aus dem eigenen Garten

Knospen, Blüten und Blätter können in der Küche verwertet werden. Aus der Löwenzahnwurzel lässt sich zudem koffeinfreier Kaffee-Ersatz gewinnen. Neben der kulinarischen Verwertung finden die Pflanzenteile auch in der Medizin Anwendung.

Foto: Maria Weiser

Jahrhundertelang stand der Löwenzahn auf dem Speisezettel unserer Vorfahren. Noch im Mittelalter war er ein beliebtes Salatkraut in der Küche, aber im Lauf der Jahrhunderte wurde er von Endivien, Kopfsalat oder Spinat immer mehr verdrängt. Anders ist das in Frankreich und Italien, wo er äußerst beliebt ist und in großen Mengen kultiviert wird. Mittlerweile gibt es auch bei uns Zuchtformen, die auf Wochenmärkten angeboten werden. Sie sind milder im Geschmack als der wilde Löwenzahn.

Der Löwenzahn ist eine extrem anspruchslose Pflanze. Auf fast jedem Boden lässt sich eine lohnende Ernte erzielen. Er bevorzugt jedoch eine gut gedüngte Erde. Zum kultivierten Anbau werden die Samen im Frühjahr oder im Herbst direkt ins Beet gesät und später vereinzelt. Wie einen Pflücksalat kann man Löwenzahn laufend ernten. Hat man einmal ein Löwenzahnbeet, bleibt dieses bei minimaler Pflege lange erhalten.

Delikatesse auf dem Speiseteller

Die geschlossenen Blütenknospen schmecken gedünstet als Gemüsesnack und sind eingelegt in Essig ein guter Kapernersatz. Aus den goldgelben Blütenköpfchen lässt sich ein hervorragender „Honig“, Gelee, Likör und Magenbitter herstellen. Die gerösteten und gemahlenen Wurzeln können als koffeinfreier Kaffee-Ersatz ge­nom­men werden.

Auch Haustiere wie Hühner oder Kaninchen haben den frischen Löwenzahn „zum Fressen gern“. Und die Blüten sind eine hervorragende „Bienenweide“, für sie spendiert der Löwenzahn Pollen und Nektar. Für ein Kilogramm Honig muss eine Biene 125.000 Löwenzahnblüten besuchen.

Rotklee – eine Pflanze mit Zauberkraft

Zwischen Mai und September blüht auf Äckern, Wildwiesen und in Gärten der Rot- oder Wiesenklee. Seit dem 11. Jahrhundert wird er als hochwertiges eiweißreiches Viehfutter angebaut. Als man gemerkt hatte, dass der Klee auch für eine Bodenverbesserung sorgt, wurde er bei Einführung der Dreifelderwirtschaft oft als Zwischenfrucht angebaut.

Da man nicht wusste, woher die guten Erträge kamen, vermutete man besondere Zauberkräfte in der Pflanze. So wurde das Kleeblatt zum Glückssymbol. Da ein vierblättriges Kleeblatt so selten zu finden ist, vermutete man in ihm ganz besondere Kräfte. Heute wissen wir, dass der Schmetterlingsblütler mit Bodenbakterien in Symbiose lebt, die den Luftstickstoff binden und in eine verwertbare Form umwandeln können. Dennoch ist das Kleeblatt bis heute ein Glückssymbol geblieben.

Der botanische Gattungsname Trifolium bedeutet „Dreiblatt“, und der lateinische Beiname „pratense“ heißt übersetzt „Wiese“, ein Hinweis auf den Standort der Pflanze. Bei vielen älteren Menschen ist der rote Wiesenklee auch als Honigblume, Zuckerbrot, Herrgottsbrot oder Himmelsbrot bekannt.

Ein Traum für Bienen und Schmetterlinge

Der Rot- oder Wiesenklee macht seinem Namen alle Ehre: von Mai bis September prägt er viele Wiesen und Äcker im Land.

Foto: Maria Weiser

Wer Rotklee im Garten anbaut, stellt eine gute Nahrungsquelle für die verschiedensten Tiere bereit. Der Rotklee ist eine „Hummelblume“. Mit ihrem langen Rüssel kommen sie an den süßen Blütennektar. Eine Hummelweide im Garten ist von großer Bedeutung, denn Hummeln sind eifrige Bestäuber von Obstbäumen. Der Rotklee-Bläuling nutzt die Blüten zur Eiablage, und den Nektar benötigt der hübsche Schmetterling zum Ãœberleben. Von den Klee- und Löwenzahnsamen ernähren sich viele kleine Vögel wie Finken und Spatzen.

Kraft von der Wiese

Dass dem Rotklee außergewöhnliche Kräfte innewohnen, ist seit Langem in der Volksheilkunde bekannt. Rotklee-Tee wurde bei Husten und Bronchitis, bei Durchfall und zur Blutreinigung eingesetzt. Bei Hautkrankheiten wie Ekzemen und Entzündungen wurde er auch äußerlich eingesetzt.

1946 wurde man auf die östrogenähnliche Wirkung besonderer Inhaltsstoffe im Klee aufmerksam. Rotklee besitzt einen hohen Gehalt an pflanzlichen Hormonen. Die östrogenartig wirksamen Isoflavone können das Wohlbefinden in den Wechseljahren steigern und dem Knochenabbau vorbeugen. Außerdem verfügt der Rotklee über zellschützende Komponenten, er soll deshalb bei der Vorbeugung von hormonabhängigen Krebsarten hilfreich sein.

In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Rotklee jedoch nicht verwendet werden.

Rotkleeauszüge sollen der Hautalterung vorbeugen und werden heute in vielen Wellness­produkten verwendet.

Leckeres aus der Naturküche

Die abgezupften Blütchen des Rotklees eignen sich hervorragend zur Verfeinerung und Dekoration von Speisen, besonders für süße und pikante Salate sowie Brotbeläge. Die jungen Blätter können roh oder als Gemüsebeilage zubereitet werden.

Getrocknete Rotkleeblüten ergeben ein köstliches Teegetränk im Winter, ein wahrer „Trosttee“ ähnlich wie Johanniskraut. Mit den getrockneten und gemahlenen Blüten wurde früher auch das Mehl gestreckt. Aus den Samen lassen sich Sprossen ziehen, die sehr gut schmecken und als Verjüngungsmittel gelten. Das sollte man doch mal ausprobieren! Maria Weiser

Sammeltipps

  • Löwenzahn und Rotklee nur von naturgemäßen, nicht gedüngten Flächen sammeln.
  • Junge Löwenzahnblätter können ganzjährig gepflückt werden. Der beste Zeitpunkt ist der Frühling, da die Blätter dann noch jung und knackig sind und noch nicht so viele Bitterstoffe enthalten. Später sollten nur die kleineren Blätter geerntet werden.
  • Die Blütenknospen ernten, solange sie noch fest geschlossen unten in der Rosette sitzen. Die Wurzeln werden im Herbst oder zeitigen Frühjahr geerntet.
  • Die Löwenzahn- und Kleeblüten am besten morgens bei sonnigem Wetter pflücken.
  • Alle Blüten zunächst im Freien auf ein weißes Tuch ausbreiten, um Insekten und Käfern die Chance zur Flucht zu ermöglichen.


Gedünstete Löwenzahnblütenknospen

Löwenzahnknospen werden in etwas Butter gedünstet, mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abgeschmeckt. Schmecken wunderbar zu kurz gebratenem Fleisch oder zu Nudeln.

Blütenbutter – ein leckerer Brotaufstrich

Zimmerwarme Butter schaumig rühren. Reichlich ausgezupfte und kleingeschnittene Löwenzahnblüten / Rotkleeblüten dazu geben, mit Salz und Zitronensaft pikant abschmecken.

Kleeblütenlimonade

1/2 Messbecher Kleeblüten mit 1/2 l Apfelsaft und dem Saft einer halben Zitrone übergießen, kräftig andrücken. Die Mischung über Nacht ziehen lassen. Dann abseihen und mit Mineralwasser auffüllen. Vor dem Servieren mit Blüten dekorieren.

Wiesenblüten-Sirup

Ein Litermaß Löwenzahn- oder Rotkleeblütenköpfe grob hacken und mit drei Zitronenscheiben, evtl. etwas Vanillestange und einem Liter Wasser aufkochen, zugedeckt 20 Minuten ziehen lassen. Dann abfiltern und mit 1 kg Zucker sanft einkochen. Noch heiß in saubere und trockene Flaschen gefüllt ist der Sirup über 1 Jahr haltbar. Er eignet sich für Süßspeisen, Bowlen und Mixgetränke.

Wird der Sirup stärker eingeköchelt, wird die Masse zäh wie Bienenhonig und lässt sich als Honigersatz verwenden.

Löwenzahngelee

Von 2-3 Handvoll Löwenzahnblüten die gelben Blüten aus den grünen Körbchen zupfen. 1/2 l Wasser aufkochen, die Blüten zugeben und ca. 10 Minuten leise simmern und anschließend erkalten lassen.

Danach abseihen und die Blüten ausdrücken. Den aufgefangenen Sud mit dem Saft von einer Orange und Zitrone mischen, abwiegen und dieselbe Menge Gelierzucker 1:1 zugeben. Erhitzen und 4 Minuten kochen lassen. Sofort in ausgespülte Gläser füllen und verschließen.