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Die Preisträger des Tüftlerwettbewerbs 2024
Der Tüftlerwettbewerb des LW Hessenbauer/Pfälzer Bauer/Der Landbote findet seit 16 Jahren statt. Von Beginn an werden die Preise von der GHV Versicherung gesponsert. Bei der Preisverleihung vergangene Woche am Sitz der Versicherung in Darmstadt freuten sich der GHV-Vorstandssprecher Volker Lauenstein und LW-Chefredakteur Cornelius Mohr über die hohe Qualität der Einreichungen und gratulierten den Siegern Lucas Arnsteiner (2. Preis 1 000 Euro), René Kömpf (1. Preis 1 500 Euro) und Kai Weber (3. Preis 500 Euro).
1. Preis
Ein Tor zur Weide für den gelenkten Kuhverkehr
René Kömpf erhält den 1. Preis für ein Schiebetor
Der Milchviehbetrieb von Florian Luckert (37) in Laubach-Wetterfeld ist mit zwei Melkrobotern von DeLaval ausgestattet. Die Kühe werden mittels Gatter und Tore, die sich jeweils nur in eine Richtung öffnen, vom Ruhebereich über den Hof, zur Weide beziehungsweise zum Fressbereich und schließlich zu den Melkrobotern geführt. Luckerts Schwager René Kömpf (34) hat hierzu ein Schiebetor gebaut, das ein entscheidender Baustein für den auf dem Betrieb praktizierten gelenkten Kuhverkehr mit Weidegang ist. Kömpf erhält dafür den 1. Preis des LW-Tüftlerwettbewerbs, der mit 1 500 Euro dotiert ist.

Foto: Mohr
Tore lassen sich nur in eine Richtung öffnen
Auf dem Betrieb werden die Tiere deshalb gelenkt. Es ist eine Art Einbahnstraßenverkehr durch die verschiedenen Stallbereiche: Vom Liegebereich, einem Tiefmiststall, gehen sie, wenn sie Hunger verspüren, durch ein Tor, dass sich nur in eine Richtung öffnen lässt in den Laufhof. Der Betrieb Luckert wirtschafet ökologisch und bietet seinen Tieren Weidegang an. Deshalb können die Tiere vom Laufhof entweder auf die Weide zum Fressen oder zum Fressbereich in den Stall laufen. Um auch hier einen gelenkten Verkehr hin zum Melkroboter zu gewährleisten, haben Luckert und Kömpf ein Schiebetor entwickelt, das dafür sorgt, dass die Tiere ungehindert zur Weide gelangen und beim Rückweg nur über den Fressbereich und dann zum Melken kommen. Dazu kommt ein weiteres Gatter zum Einsatz, das zwischen dem Ausgangs- und dem Eingangsbereich des Schiebetors zur Weide beziehungsweise (siehe Foto oben links) zum Fressplatz platziert wird.
Auf dem ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieb Luckert werden 120 Milchkühe gehalten. Sie haben eine jährliche Leistung von 9 000 Kilogramm. Außerdem betreibt die Familie eine Biogasanlage. Auf dem Hof arbeiten Florian Luckert, sein Bruder, seine Eltern sowie ein Angestellter.
Alle Kühe sind mit einem Transponder ausgestattet. Wenn sie den Fressbereich verlassen wollen, um zum Ruhebereich zu gelangen, müssen die Tiere ein sogenanntes Smart Gate durchlaufen. Dort wird die Identität der Kuh durch einen Scanner erfasst und entschieden, ob sie momentan ein Melkanrecht hat oder nicht. Je nachdem öffnet das Smart Gate die Tür zum Melkroboter oder zum Liegebereich.
Akkurate Ausführung
Der Vorteil des gelenkten Kuhverkehrs ist, dass die Nachtreibearbeit der Tiere zum Melkautomat entfällt, erklärt der Betriebswirt der Fachrichtung Agrarwirtschaft. Mit seinem Schwager, der als Maschinenbautechniker bei einem großen Unternehmen für industrielle Wärmetechnikanlagen arbeitet, hat er an dem Konzept und wie das Tor aussehen muss, getüftelt. Kömpf hat das Tor sehr akkurat mit Hilfe einer Computergestützten Konstruktionsplanung (CAD) entworfen und selbst gebaut. Es wurde lackiert und teilweise verzinkt. Das Tor lässt sich trotz des hohen Gewichts, dank einer Aufhängung mit zwei Doppelrollen pro Stütze, von einer Person sehr bequem öffnen und schließen. Es besteht aus einem Doppel-T-Träger und beweglichen Metallbügeln. Durch eine Schubstange, die in der ganzen Breite am unteren Rand des Tores in Halterungen läuft, kann sie auch komplett verschlossen oder teilweise geöffnet werden. Gegenüber einem Flügeltor hat das Schiebetor den Vorteil, dass es auch dann geöffnet werden kann, wenn die Kühe direkt davor oder dahinter stehen. Das Tor überspannt einen breiten Zugang beziehungsweise eine breite Zufahrt, die so angelegt ist, dass Schlepper oder Hoffahrzeuge zum Tiefmiststall fahren können, der regelmäßig eingestreut und entmistet werden muss.
2. Preis
Dämme zur optimalen Nutzung von Niederschlagswasser
Lucas Arnsteiner erzielt mit Dammfräse den 2. Preis
Lucas Arnsteiner (24) baut auf dem Obst- und Ackerbaubetrieb seiner Eltern in Wiesbaden-Frauenstein Wassermelonen an, die gut in das Sortiment der Direktvermarktung im eigenen Hofladen passen. Die Pflanzen benötigen allerdings viel Wasser, während die Sommer trockener werden. Deshalb hat sich der junge Obstbaumeister überlegt, das Regenwasser besser zu nutzen, indem er Dämme anlegt, sie mit Folie abdeckt und die Niederschläge so in die Dammsohle mit den (Jung-)pflanzen leitet. Dazu hat er eine herkömmliche Fräse zu einer Dammfräse umgebaut, die die gewünschte Dammform bildet. Arnsteiner erhält hierfür den 2. Preis des Tüftlerwettbewerbs, der mit 1 000 Euro dotiert ist.
Der Betrieb hat die Möglichkeit, die Kulturen mit Tropfschläuchen zu bewässern. Das Wasser hierfür, das aus einem eigenen Brunnen gepumpt wird, muss allerdings mit großen Tanks an die Schläge gefahren werden. Das ist sehr arbeitsaufwendig. Deshalb muss Arnsteiner besonders sparsam mit dem Bewässerungswasser umgehen. Sein Gedanke ist, das Wasser in der Dammsohle, wo die Pflanzen stehen, zu sammeln. Dazu nimmt die umgebaute Fräse die oberste Bodenschicht, etwa 10 Zentimeter, auf und formt sie mit einem Stahlblech in die gewünschte Dammform.Der Damm wird anschließend von einer Welle, die Arnsteiner ebenfalls erdacht hat und von einem Metallbauer gefertigt wurde, verfestigt und geglättet. „Die Welle wird von einem Hydraulikmotor angetrieben, um die Verfestigung zu verbessern“, erklärt Arnsteiner. Damit lässt sich die Folie anschließend mit einem Folienleger plan über die Fläche legen. Das Wasser kann somit ungehindert in die Dammsohle abfließen. Zuvor werden noch die Bewässerungsschläuche verlegt, um im Falle von Trockenheit zusätzlich bewässern zu können. Das Wassersammeln durch die Dämme hat sich nach Überzeugung von Arnsteiner bewährt. In diesem Jahr, dem ersten Einsatzjahr, war kein zusätzliches Bewässerungswasser nötig, berichtet der Obstbaumeister. An dem Stahlblech und an dem Winkel, in dem es zur Oberfläche steht, arbeitet Arnsteiner noch. „Es ist ein Prototyp, der weiterentwickelt wird, der sich aber schon bewährt hat.“
Die jungen Melonenpflanzen, Arnsteiner kultiviert mehrere Sorten, werden dann dort in die Sohlen gesetzt. Damit das Wasser durch die Folie eindringen kann, wird sie mit einem Werkzeug, einer umgebauten Rollsternhacke aus dem Gartenbau, perforiert. Die Folie besteht aus Maisstärke, kann nach dem Anbau untergepflügt werden und baut sich im Boden ab.
„Die Melonen werden nach den Eisheiligen gepflanzt und benötigen vier Monate bis zur Ernte. Pro Hektar können etwa 30 Tonnen geerntet werden“, erläutert Arnsteiner. Warum er eine Pflanze mit hohem Wasserbedarf anbaut, in einem Gebiet mit zunehmender Sommertrockenheit? „Sie ist hierzulande eine bislang gesunde Kultur. Das ist wichtig, denn der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Heilquellenschutzgebiet ist stark eingeschränkt“, erklärt Arnsteiner. Und die Kultur benötige nicht so viele Arbeitsstunden wie die arbeitsintensiven Obstkulturen. Außerdem wirft sie im Gegensatz zu Obstbäumen im Jahr der Pflanzung einen Ertrag ab. Zudem ist ein Kilogramm Melone viel schneller geerntet als ein Kilo Zwetschen, aber fast dasselbe wert.
Der Betrieb mit 70 Hektar Ackerbau und 40 Hektar Obstbau wird von Lucas Arnsteiner und seinen Eltern bewirtschaftet. Hinzu kommen zwei festangestellte Mitarbeiter sowie in der Saison etwa 15 Erntehelfer.
Die Jury des Tüftlerwettbewerbs
Foto: privat
3. Preis
Rinder gefahrlos und stressfrei verladen
3. Preis für Kai Weber aus Mauschbach
Beim Umtreiben und Verladen von Rindern sind Ruhe und Gelassenheit die besten Ratgeber. „Aber das muss man erst einmal lernen“, sagt Landwirt und Rinderzüchter Kai Weber, der seinen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb führt. Um das Verladen seiner Rinder sicherer zu machen, entwickelte er ein ferngesteuertes Gatter, das er in seinen Verladewagen integrierte.
Das Verladen sei ein Arbeitsschritt, der Stress für die Tiere und gleichzeitig Gefahr für den Menschen bedeutet. Werden die Tiere vom Stall auf den Hänger oder LKW getrieben, müssen sie von einem hellen, offenen Ort in einen kleinräumigen, dunklen Ort laufen. Weil Rinder dies innerhalb ihrer natürlichen Verhaltensweisen vermeiden würden, in dieser Situation aber müssen, löst das Verladen mitunter eine starke Abwehrreaktion aus, die für Landwirte sehr gefährlich werden kann. „Hinzu kommt der Zeitdruck, denn der Viehhändler will die Tiere ja zügig verladen“, ergänzt Kai Weber. Dann wird Druck auf die Tiere ausgeübt, was ihren Stress noch vergrößert.Weber baute zunächst einen an den Stall angrenzenden Laufhof, zu dem die Tiere freien Zugang haben. Bevor der Viehhändler die schlachtreifen Tiere abholt, werden sie vom ihnen bekannten Laufhof in Ruhe und ohne Zeitdruck auf Webers Anhänger getrieben. Sobald der LKW des Viehhändlers allerdings rückwärts an Webers Hänger fährt und die Laderampe herunterklappt, beginnt für Webers Rinder der richtige Stress. „Wir hatten die Situation, bevor meine Erfindung zum Einsatz kam. Alles hat gerappelt und gewackelt, als die Verladerampe des LKW heruntergeklappt wurde und die vier Mastbullen wollten nicht reinlaufen. Ich konnte aber auch nicht zu ihnen in den Hänger, das wäre lebensgefährlich gewesen. Und so hat es einfach sehr lange gedauert, bis die Bullen auf dem LKW waren“, erzählt Weber.
Rinder sicher beim Verladen begleiten
Auf die Frage nach seiner hauptsächlichen Motivation für seine Erfindung lacht Weber und sagt: „Meine Frau Katharina hat mir die Pistole auf die Brust gesetzt. Sie sagte, ich solle irgend etwas ertüfteln, was das Verladen sicherer für mich macht.“ Für Weber war dies eine lösbare Aufgabe, denn er ist ein geübter Tüftler, der sich bereits im letzten Jahr den ersten Preis beim Tüftlerwettbewerb des LW mit seiner mechanischen Auslaufschürze sichern konnte. Weber arbeitet hauptberuflich als Landmaschinenmechaniker bei John Deere in Zweibrücken und verfügt dank seiner Ausbildung über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten.
„Mein Ziel war es, dass ich nicht mehr direkt auf die Tiere einwirken muss, sondern dass der Raum im Anhänger langsam kleiner wird und die Tiere so dazu animiert werden, auf die Rampe des LKW zu gehen.“ Weber installierte zunächst im Dach des Anhängers dessen Länge nach eine Führungsschiene. An deren vorderes Ende baute er eine elektrische Seilwinde, die durch die Batterie des Traktors betrieben wird. Das Seil läuft durch die Führungsschiene und ist am hinteren Ende mit einem Tor im Anhänger verbunden. Mittels Funkfernbedienung kann Weber die Seilwinde bedienen und so das Tor innerhalb des Anhängers vor- und zurückfahren. Sind die Rinder also im Anhänger, ist das Tor zunächst ganz hinten. Bedient Weber die Fernbedienung, fährt das Tor langsam weiter in Richtung Hänger-Ausgang. Somit wird der Raum, der den Tieren im Hänger zur Verfügung steht, kleiner. Sobald Weber das Tor etwa einen Meter vorgefahren hat, kann er selbst gefahrlos durch eine kleine Tür in den Hänger steigen. So kann er den Tieren nahe sein und sie stimmlich und durch Berührungen auf dem Weg in den LKW begleiten, ohne sich in Gefahr zu bringen. Nach und nach fährt der Landwirt dann das Tor weiter nach vorne, bis die Tiere den Schritt auf die Verladerampe gewagt haben und in den LKW gelaufen sind.
Diese Erfindung wurde von der Jury mit dem dritten Platz beim Tüftlerwettbewerb gewürdigt.