Projekt für mehr Tierwohl vermittelt Betrieben Wissen

DLR unterstützt interessierte Betriebsleiter

Der Dschungel an Labels und der wachsende Wunsch nach mehr Transparenz in der Landwirtschaft führen zu einer immer größeren Diskrepanz zwischen Landwirten und Verbrauchern. Neue Haltungsverordnungen und die neue Nutztierstrategie der Bundesregierung stellen Landwirte vor große Herausforderungen. Das Projekt „Fokus Tierwohl“ als Teil der Nutztierstrategie des Bundes hat das Ziel, das Wissen über Tierwohl in der Praxis zu verbessern, um schweine-, geflügel- und rinderhaltende Betriebe in Deutschland zukunftsfähig zu machen. Carolin Lax, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel (DLR), informiert über das Projekt.

Neue Haltungsverordnungen und die neue Nutztierstrategie der Bundesregierung stellen Landwirte vor große Herausforderungen.

In den kommenden drei Jahren sollen eine Vielzahl von Veranstaltungen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit dem Schwerpunkt Tierwohl, Umweltschutz und Nachhaltigkeit durchgeführt werden. Dabei sollen sich die Landwirte untereinander vernetzen, aktuelle Themen und Probleme diskutieren und das erarbeitete Wissen soll einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.

Mehr Platz, mehr Beschäftigung, besseres Klima sowie eine angepasste Fütterung. Eine Erhöhung des Tierwohls führt fast immer zu höheren Kosten. Heute wissen wir jedoch auch, dass nur ein Tier, was sich wohlfühlt und gesund ist, gute Leistungen erzielen kann. Durch eine Erhöhung des Tierwohls lassen sich mittel- bis langfristig Verbesserungen der wirtschaftlichen Situation erzielen. Positive Effekte wie eine Reduzierung des Medikamentenverbrauchs und eine längere Lebensleistung der Tiere können erzielt werden. Für das Wort „Tierwohl“ gibt es keine allgemeingültige Definition.

Gute Ergebnisse durch Rohfaserzufütterung

Generell sind drei Punkte entscheidend: die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Möglichkeit, den natürlichen Verhaltensweisen nachgehen zu können. Tierwohl hängt von verschiedenen Faktoren ab und wird schon lange erforscht. Zur Unterstützung der Landwirte hat man versucht, verschiedene Methoden zu erstellen, um das Wohlergehen der Tiere messbar und verständlich zu machen. Eine davon ist das „Prinzip der 5 Freiheiten“. Die Tiere sollen frei von Hunger, Durst, Schmerz, Verletzungen sowie Krankheiten, Angst und Stress sein.

Um ein Schwein nachhaltig zu beschäftigen, muss ein Material nicht nur kau- und fressbar, sondern auch von ernährungsphysiologischem Nutzen sein. Eine mögliche Umsetzung wäre eine Beschäftigungsfütterung. Hierbei ist es wichtig, die Futtermittel möglichst häufig und frisch in einem separaten Trog anzubieten. Eine Reihe von Versuchen hat gezeigt, dass die Erhöhung des Rohfasergehaltes durch separate Vorlage von Rohfaserträgern wie Luzerne Cops oder Melasseschnitzel positive Effekte auf die biologische Leistung in Form von Tageszunahmen hat.

Weniger Verletzungen durch Vorlage von Luzernecobs

Weiterhin wurde beobachtet, dass die Vorlage von separaten Luzernecobs auch die Verletzungen und Schwanzverluste bei Ferkeln reduziert hat. Unerwünschte Verhaltensweisen gehen zurück. Dies lässt sich voraussichtlich durch eine längere Beschäftigung der Ferkel und somit dem Ausleben der natürlichen Verhaltensweisen wie dem Erkundungstrieb erklären. Die damit einhergehende Erhöhung des Fasergehaltes verbessert zudem die Darmgesundheit. Der Versuch zeigt, dass auch mit kleinen Stellschrauben und geringem finanziellem Aufwand, sowohl Tierwohl als auch Leistung verbessert werden können.

Auch bei Rindern stehen das Wohlbefinden, die Gesundheit und Leistung in starkem Zusammenhang mit der Fütterung.

Hierbei sind Futtermittelqualität, Rationsgestaltung, die Versorgung mit Wasser und dessen Qualität die wichtigsten Faktoren. Ein geschwächtes Immunsystem, Funktionsstörungen der Organe, Infektionen sowie Dysfunktionen von Gebärmutter, Eierstöcken, Euter und Klauen können Folgen nicht angepasster Fütterung sein und zu erhebliche Leistungseinbußen führen. Auch die Haltung spielt eine große Rolle. Eine schlecht ausgestaltete Liegebox kann dazu führen, dass die Tiere nicht ausreichend liegen und die Klauen stärker belastet werden.

Laut der Tierarztpraxis www.Rindergesundheitsdienst.de erhöht jede Stunde, die das Tier länger als nötig steht, die Lahmheitshäufigkeit um den Faktor 2,5. Dadurch ist mit einer Minderung von durchschnittlich 1,7 Liter Milchleistung pro Kuh und Tag zu rechnen. Geht man von einer Stunde mehr Stehzeit pro Kuh und Tag sowie einer Laktationsdauer von 305 Tagen mit durchschnittlichem Milchpreis von 31,8 Cent/kg aus (de.statista.com, Stand Juli 2020), ergibt sich ein Verlust von knapp 165 Euro je Kuh und Jahr, nur auf die reduzierte Milchleistung bezogen.

Bei Interesse an die Berater des DLR wenden

Im Rahmen des Projektes Fokus Tierwohl will das DLR Eifel interessierte Betriebe aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland unterstützen, die sich für die zukünftigen Herausforderungen rüsten wollen oder bereits innovative und interessante Ideen im Bereich Tierwohl umgesetzt haben.

Bei Ideen und Themenwünschen zu Veranstaltungen oder um zukünftig auf dem Laufen gehalten zu werden, können sich Interessierte sich wenden an: Carolin Lax (Schwein und Geflügel), E-Mail: carolin.lax@dlr.rlp.de, 06561/ 9480465; Hannah Herres (Rind und Geflügel), E-Mail: hannah.herres@dlr.rlp.de,  06561/9480464.

 – LW 1/2021