Ran an den Speck

Übergewicht und Adipositas (Fettsucht) gehören zu den am meist verbreiteten Volkskrankheiten. 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von drei bis 17 Jahren gelten derzeit hierzulande als übergewichtig oder adipös. Seit den 1980er Jahren hat der Anteil übergewichtiger Kinder damit um 50 Prozent zugenommen, teilt das Robert-Koch-Institut mit. Bei den Erwachsenen schleppen 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen zu viel Gewicht mit sich herum. Es ist bekannt, dass massives Übergewicht der Gesundheit schadet. Die Folgen können Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt, verschiedene Krebsarten, Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems sowie Depressionen sein. Etwas gegen den Speck an Bauch und Hüfte zu tun, ist nicht einfach. Die Verlockungen durch leicht zugängliche Lebensmittel, süße Getränke und auch durch den massiven Konsum von Bildschirmmedien wie Tablets oder Smartphones und der damit verbundene Bewegungsmangel begünstigen die Entstehung von Übergewicht und den Folgeproblemen.

Die ernährungsmitbedingten Krankheiten der Bevölkerung sind so massiv, dass dies von Union und SPD im Koalitionsvertrag aufgegriffen wird und damit die gebührende Aufmerksamkeit erhält. Angekündigt ist, dass vom Acker bis zum Teller ein gesundheitserhaltender und nachhaltiger Lebensstil gefördert und ernährungs­mitbedingte Krankheiten bekämpft werden sollen. Ferner soll es noch in diesem Jahr eine nationale Reduktionsstrategie für Zucker, Fett und Salz in Fertiggerich­ten geben. Zwar sind Zucker, Fett und Salz nicht per se schlecht, aber im Übermaß und im Zusammenspiel mit mangelnder Bewegung begünstigt der Konsum Übergewicht und andere Krankheiten. Weniger fett, süß und salzig zu essen und zu trinken, lautet schon seit langem eine Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. Da dies offensichtlich von vielen Menschen aufgrund von beispielsweise fehlender Bildung oder mangelndem Wissen nicht umsetzbar ist, halten die Koalitionspartner in ihrem Vertrag ebenfalls fest, eine vereinfachte plakative Nährwertkennzeichnung zu entwickeln. Das muss jedoch auf wissenschaftlicher Basis erfolgen. Gut ist ferner, dass die Politiker der Ernährungsbildung einen großen Wert beimessen wollen.

Stephanie Lehmkühler – LW 9/2018