Rapsanbau 2025: Strategien in nachhaltigen Verfahren

Vortragsveranstaltung des VLF Frankfurt-Höchst

Am Montag fand in Liederbach eine Informationsveranstaltung des Vereins für landwirtschaftliche Fortbildung Frankfurt Höchst (VLF) statt. VLF-Vorsitzender Jürgen Pauly begrüßte 28 interessierte Landwirte aus dem Rhein-Main-Gebiet, die der Einladung des Veranstalters folgten, um einen Vortag von Ludger Alpmann von der Deutschen Saatveredlung zu hören, der zum Thema „Rapsanbau 2025: Anpassungsstrategien in nachhaltigen Pro­duktionsverfahren“ sprach.

Der Referent des VLF-Abends, Ludger Alpmann (r.) ist Mitglied der Ölpflanzen Fachkommission, UFOP.

Foto: VLF

In den deutschen Betrieben ist mit circa 1,28 Mio. ha Anbaufläche zur Aussaat 2017 Winterraps weiterhin ein wirtschaftlich tragendes Fruchtfolgeglied, stellte der Referent zu Beginn seines Vortrages fest. Die Herausforderungen für den Rapsanbau werden allerdings immer größer, räumte der Rapsexperte ein und be­schrieb dies anhand der in vielen Betrieben nicht zufriedenstel­lenden Rapserträge in den vergangenen zwei Jahren.

Wesentliche Ursachen sind seiner Ansicht nach zum einen zunehmende Wetterkaprio­len, welche die gesamte Vegetationsperiode von der Saat bis zur Ernte erschweren. „Auch ist es der gesellschaftspolitische Gegenwind, der zusätzlich den Rapsanbau schwieriger gestaltet“, wie Alpmann beschrieb. Das Verbot der neonikotinoiden Beizen und insgesamt eine enger werdende Wirkstoffpalette bei Pflanzenschutzmitteln wirken sich negativ auf die Erzielung eines stabi­len Ertrags aus. Zusätzlich stelle die neue Düngemittelverordnung eine weitere Herausforderung dar. Obwohl sich Winterraps die Position als wichtigster GVO-freier Eiweißlieferant Europas erarbeitet habe, lassen die Ökobilanz als sogenannte Iluc-Interpretation und die unsicheren THG-Bilanzen an der Zukunft des Rapsanbaus zweifeln, stellte der Referent kritisch heraus. Zusammenfassend stellte er die He­rausforderung folgendermaßen dar: Veränderte Umweltbedingungen führen dazu, dass die Schwankungsbreite von Erträgen und Qualitäten steigen. Zusätzlich wird die leistungssteigernde und stabilisierende Wirkung von Pflanzenbau, Düngung und Pflanzenschutz begrenzt.

Ertrag stabilisieren durch große genetische Variabilität

Auf diese Anforderungen gelte es Antworten zu finden, damit der Rapsanbau weiterhin wirtschaftlich für die Betriebe sei. So zeigen unter den schwieri­gen Vorzeichen des künftigen Rapsanbaues neue Anbautechniken wirtschaftliche interessante Lösungsansätze auf. Zusätzlich werden der Ertragsfortschritt und Stabilität mehr und mehr durch genetischen Fortschritt beeinflusst, lauteten seine Kernaussagen. Seiner Ansicht nach gilt es in der Rapszüchtung mehr denn je, bestehende klassische Zuchtmethoden und etablierte Züchtungstechniken zu nutzen und diese mit Nachdruck innovativ weiter zu entwickeln. Alpmann: „Um auch im Jahr 2025 noch erfolgreich Rapsanbau zu ermöglichen, müssen die Weichen in der Züchtung schon heute gestellt werden.“ Rapszüchter wollen das unter anderem mittels folgender Methoden erreichen:

  • Hybridzüchtung sowie durch
  • die Anwendung neuartiger digitaler, beziehungsweise sensorischer Methoden zur Merkmalserfassung und durch die
  • Nutzung neuer molekularer und biotechnologischer Methoden und Techniken zur schnelleren Identifizierung sowie gezielten Erzeugung einer genetischen Variabilität.

Züchter arbeiten interdisziplinär

Große Fortschritte werden in der Merkmalserfassung durch neue sensorbasierte Methoden erwartet. Derzeit werden in Zusammenarbeit von Züchtung, Pflanzenbau, Biologie und diversen Ingenieurswissenschaften verschiedenste Sensortechniken im Labor-, Gewächshaus- und Feldmaßstab hinsichtlich ihrer Eignung insbesondere für den Feldeinsatz geprüft, informierte der Experte. In Ergänzung zur sogenannten phänotypischen Selektion in Labor sowie im Gewächshaus und Feld gewinnen seiner Ansicht nach genomische Selektionsansätze an Bedeutung.

Ziel sei die Verbesserung vieler einfach vererbter Merkmale, wie Resistenzen gegen die wichtigsten Pilz- und Viruskrankheiten sowie morphologischer und phänologischer Merkmale. Durch mo­lekulare Marker unterstützte Verfahren können Prozesse beschleunigt und effizienter werden. Neue züchtungstechnische Verfahren sind damit schneller praxisreif, erläuterte der Experte. Auch werden punktgenaue, sogenannte Wunschmutationen, gezielt erzeugt.

Der Rapsanbau steht vor gewaltigen Herausforderungen; zum einen ist es der Klimawandel, zum anderen die neue Düngeverordnung und nicht zuletzt die Frage des Schutzes nektarsammelnder Insekten vor Wirkstoffen.

Foto: Moe

Im Anbau beschrieb er zum Beispiel die DropLeg-Technik als eine realisierbare Lösung für den insektenschonenden Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Mittels der abgehängten Spritzdüsen (droplegs) wird ermöglicht, den Rapsbestand im Frühjahr unterhalb der Blüte zu behandeln. Ferner gehe es darum, enge Fruchtfol­gen durch ausgeklügelte Ackerbaumaß­nah­men zu entzerren und den Ausfall­raps­­anteil zu verringern, dies stehe in Verbindung mit der Stickstoffeffizienz. Untersaaten und sogenannte „No-Tillage-Varianten“ als Direktsaatverfahren zeig­en seiner Ansicht nach Ansätze für einen weiterhin rentablen und ebenso grundwasserschonenden Raps­anbau auf. Einige Krankheiten und Schädlinge könnten zukünftig durch neue Sorten in Schach gehalten werden, so Alp­mann. Hinsichtlich der Toleranz gegenüber Phoma, Virus sowie Verticillium (Rapswelke) gebe es gute Entwicklungen.
vlf-höchst – LW 45/2017