Respektable Leistungen auch ohne Trockenheit

LSV Winterweizen, frühe Sorten 2016

In Rheinland-Pfalz haben frühreife Sorten nach wie vor einen hohen Stellenwert. Denn nicht umsonst sind so „alte“ Sorten wie Cubus oder JB Asano in vielen Regionen immer noch stark im Anbau vertreten. Dies liegt wohl daran, dass man den Frühen in Zeiten des Klimawandels eher zutraut, mit Wasserknappheit und höheren Temperaturen zurechtzukommen als den später abreifenden Weizensorten. Nun war das Jahr 2016 alles andere als trocken. Wie sich die frühen Kandidaten in den Landessortenversuchen geschlagen haben, untersuchen Ferdinand Hoffmann, Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach.

Einige frühe Weizen sind begrannt (links) und werden vorzugsweise dort angebaut, wo es um den Schutz vor Wildschweinen geht.

Foto: Hoffmann

Im regenreichen Jahr 2016 konnten die frühen Sorten ihre Stärken nicht so richtig ausspielen. Dennoch haben sie nicht mal schlecht gedroschen. Im Versuchsdurchschnitt erzielten sie in den behandelten Stufen 84 dt/ha, während es auf denselben Prüforten im normalen Sortiment gut 88 dt/ha waren. Dabei gab es frühe B-Sorten, die im Landesmittel fast 100 dt/ha erreichten und damit die besten mittelspät abreifenden Sorten sogar deutlich übertrafen. Weder im Tausendkorn- noch im Hektolitergewicht gab es gravierende Abweichungen zwischen den beiden Sortimenten. Lediglich im Rohproteingehalt lagen die frühen Sorten im Mittel etwa 0,4 Prozent höher. Dass die frühen Weizen lageranfälliger sind, ist aus den Erfahrungen früherer Jahre bekannt. Denn während manche normal abreifende Sorten noch teilweise grüne Halme haben, sind die Frühen schon erntereif und brechen dann bei verzögerter Ernte (wie in diesem Jahr) ein. Starkniederschläge verschärfen zudem das Problem.

Nicht nur der Ertrag zählt

Gute, über mehrere Jahre bestätigte Ertragsleistungen sind natürlich das wichtigste Kriterium bei der Wahl frühreifender Sorten. Aber das allein genügt nicht. Vielmehr spielen Hitzetoleranz, schnellere und auch sicherere Kornfüllung vor allem im Hinblick auf den Klimawandel eine zunehmend gewichtigere Rolle. Auch traut man diesen Sorten auf ertragsschwächeren, insbesondere trockeneren Standorten, mehr zu als den normal abreifenden Sorten. Außerdem können vor allem in größeren Betrieben mit sehr hohem Weizenanteil Arbeitsspitzen entzerrt und die Anbaumaßnahmen, so auch die Ernte, über ein wesentlich breiteres Zeitfenster durchgeführt werden.

In manchen Regionen hat man darüber hinaus eine weitere Eigenschaft besonders schätzen gelernt: Bei einigen frühen Weizen handelt es sich nämlich um Grannenweizen. Diese werden vorzugsweise dort angebaut, wo es um den Schutz oder die Reduzierung von Wildschäden vor allem durch Wildschweine geht. Zumindest scheinen begrannte Weizen wegen der langen, abstehenden Grannen vom Schwarzwild weniger stark geschädigt zu werden als die normalen Weizen. Daneben gelten diese Frühen als besonders trockenheitstolerant, weil die Grannen eine geringere Verdunstung aufweisen und selbst dann noch assimilieren können, wenn die Blätter aufgrund von Trockenheit bereits abgestorben sind.

Auf die Fallzahlen achten

Nicht wenige frühe Sorten haben schwächere, wenig stabile Fallzahlen. Das heißt, dass die Fallzahlen bei unbeständiger Erntewitterung, ähnlich wie von Cubus oder JB Asano bekannt, schneller abfallen und damit die Gefahr von Qualitätsverlusten besteht. Deshalb muss die Ernte dem Reifezustand angepasst und eine eventuell höhere Kornfeuchte in Kauf genommen werden. Ein rechtzeitiger Drusch kann darüber hinaus das Einbrechen der vollreifen Bestände vermindern. Zwischen den frühen Sorten besteht eine große Spannbreite in der Frosthärte. Je nach Herkunftsregion neigen einige leichter zur Auswinterung, weshalb derart gefährdete Standorte nicht unbedingt günstig sind. Wie bei den normal abreifenden Sorten gilt es auch die unterschiedliche Anfälligkeit gegenüber Ährenfusarium zu beachten.

Im Übrigen unterliegt man einer Fehleinschätzung, wenn man frühe Weizensorten gleichsetzt mit Früh­-saat. Hier ist die Gefahr des Überwachsens im Herbst recht groß, was sich nachteilig auf die Frosthärte, Strohstabilität und Fallzahl auswirken kann. Deshalb sind ortsübliche Saattermine einzuhalten. Bei der Bestandesführung früher Weizen sollte man zudem den früheren Beginn der einzelnen Vegetationsabschnitte beachten, weshalb Düngungs- und Pflanzenschutzmaßnahmen in der Regel auch früher erfolgen müssen. Dies gilt, wie bereits erläutert, in besonderem Maße für die Ernte.

Ergebnisse der Landessortenversuche

In Rheinland-Pfalz wurden im Jahr 2016 Landessortenversuche mit frühen und mittelfrühen Winterweizen an vier Orten angelegt. Dabei wurden zwölf Sorten in zwei Intensitäten geprüft, einer extensiven und einer intensiven Stufe. Im Mittel der Standorte brachten es die Verrechnungssorten (VRS) KWS Ferrum, Rubisko und Rumor auf 54,2 dt/ha in der unbehandelten und 85,9 dt/ha in der behandelten Variante (siehe Tabelle 1). Bemerkenswert ist der gegenüber dem Vorjahr starke Ertragsabfall der VRS in der Stufe 1 (über 27 Prozent). Zwischen den Sorten wurde eine vergleichsweise weite Spanne in den Erträgen festgestellt. Somit konnten die Leistungsunterschiede statistisch abgesichert werden. Im Landesmittel lagen bei intensiver Bestandesführung die Hybriden HYFI und Hylux (beide B) deutlich an der Spitze des Sortiments, in den unbehandelten Stufen waren es Spontan und Faustus.

In Anbetracht der nicht sonderlich hohen Erträge wurden vor allem in den extensiven Varianten recht gute Rohproteingehalte erzielt, wogegen die Hektoliter- und Tausendkorngewichte recht knapp ausfielen. Mit Ausnahme des rheinhessischen Standorts Ober-Flörsheim trat teilweise sehr starkes Lager auf, wobei eine deutliche Sortendifferenzierung zu beobachten war. Das Krankheitsgeschehen wurde dominiert von einem starken Septoria- und einem mittleren Gelbrostbefall. Dementsprechend hoch waren die durch die Behandlungsmaßnahmen erzielten Mehrerträge. Über alle Sorten betrachtet waren es im Landesmittel knapp 28 dt/ha mit einer Spanne von 24 bis 32 dt/ha. Bei krankheitsanfälligeren Sorten wie HYFI oder KWS Ferrum führten intensive Behandlungen zu einem Ertragsplus von bis zu 42 dt/ha im Landesmittel. Wie bei den diesjährigen Ergebnissen liegen auch im mehrjährigen, überregionalen Ertragsvergleich (Tabelle 2) in den behandelten Stufen die beiden Hybriden HYFI und Hylux an der Spitze des Sortiments. Bei den zweijährig geprüften Sorten werden der A-Bereich von Rubisko (EU) und die B-Weizen von Faustus angeführt.

 – LW 38/2016