Risiko und Ausgleich

Bis Mittwoch dieser Woche waren auf heimischem Gemüse keine Bakterien gefunden worden, die die schlimmen EHEC-Infektionen in Deutschland auslösen. Tausende Untersuchungen auch der Kühlhallen, der Mehrwegverpackungen, des Waschwassers, der Sortier- und Packanlagen sowie des Bodens und des Bewässerungswassers brachten ebenfalls keine Funde. Aufgrund der Indizien sind die Sprossen aus Niedersachsen immer noch verdächtig. Ob sich überhaupt noch etwas finden lässt, ist aufgrund der fortgeschrittenen Zeit fraglich. Unterdessen bleiben die Gemüsebauern auf ihren Salaten, Gurken und anderen Produkten sitzen, und die Betriebe verzeichnen jetzt in der Saison täglich Verluste von mehreren Tausend Euro.

Die Vorsicht der Politiker und der für Verbraucher und Gesundheit zuständigen Behörden, die immer noch pauschal vor dem Verzehr von Gurken, Tomaten und Salaten warnen, ist nachvollziehbar. Keiner will den möglichen Tod eines Patienten verantworten, der sich auf den Verzehr von kontaminiertem Gemüse zurückführen lässt. Gleichwohl ist es auch so, dass heimisches Gemüse, wenn es zudem gewaschen und unter hygienischen Bedingungen zubereitet wird, ein äußerst geringes Risiko darstellt. Die Gesellschaft akzeptiert aber, zumindest wenn es um Lebensmittel geht, kein Risiko. Für das Null-Risiko, dass zu so weitreichenden und fragwürdigen Empfehlungen führt, muss die Gesellschaft dann aber auch finanziell geradestehen. Wenn nun die EU einen Ausgleich zahlt, ist dies nur folgerichtig. Wichtig bleibt aber auch, dass die Verbraucher wieder lernen, was die Hausfrauen von früher verinnerlicht hatten, nämlich so banale Dinge wie das Händewaschen vor dem Essen und das richtige Lagern und Zubereiten von Lebensmitteln. Ansonsten wird es teuer für uns alle.

Cornelius Mohr