Rosmarin: beliebtes Heil- und Würzkraut

Heilpflanze des Jahres 2011

Seit zwanzig Jahren wird alljährlich eine Heilpflanze des Jahres ausgerufen. Der Verein zur Förderung traditioneller Naturheilkunde „NHV Theophrastrus“ wählte den Rosmarin (Rosmarinus officinalis) als „Heilpflanze des Jahres 2011“. Ausschlaggebend für seine Kür war insbesondere seine große Anwendungsbreite im medizinischen und kosmetischen Bereich.

Rosmarin ist ein toller Kombinationspartner in Blumenkübeln.

Foto: Weiser

„Durch seine natürliche, aktivierende und tonisierende Wirkung ist der Rosmarin für eine immer älter werdende Bevölkerung ebenso hilfreich wie auch für jüngere Patienten mit Erschöpfungs- und Ermüdungszeichen“, begründete die Jury die Wahl des Rosmarins zur Heilpflanze des Jahres. Der im Mittelmeerraum heimische Rosmarin gedeiht dort wild an trockenen, steinigen Stellen, bevorzugt in Küstennähe. Der immergrüne Halbstrauch mit den nadelförmi­gen, aromatischen Blättern kann dort über zwei Meter hoch werden. Rosmarin wird auch als „Tau des Meeres“ bezeichnet (abgeleitet von lat. ros = Tau und marinus = zum Meer gehörend). Möglicherweise bezieht sich sein Name aber auch auf die meerblauen Blü­ten oder auf den Wohlgeruch des Strauches. Volkstümliche Namen wie Weihrauchkraut, Brautkraut oder Gedenkemein weisen auf seine Verwendung und Symbolik hin.

Symbol von Liebe, Hochzeit, Eheglück

Im antiken Griechenland war der Rosmarin der Aphrodite, der Göttin der Schönheit und der Liebe, geweiht. Götterstatuen wurden mit Rosmarin geschmückt und auch zum rituellen Räuchern eingesetzt. Im späten Mittelalter brachten Mönche den Rosmarin über die Alpen. In den damaligen Klöstern galt er als wichtige Heilpflanze.

Als Sinnbild der Liebe und Treue war Rosmarin seit der Zeit Karls des Großen in Europa als Hochzeitsblume verbreitet. Um die „Liebe ewig grün“ zu halten, wurde das „Kranzenkraut“ in Brautkränze gebunden, lange bevor die Myrte in Mode kam. Nach der Hochzeit steckte die Braut einen Zweig in die Erde. Bewurzelte er sich, war jahrzehntelanges Eheglück gesichert.

Wuchs der Rosmarinbusch im Garten prächtig, galt das als Zeichen, dass die Frau die Hosen anhatte oder bald schwanger wurde.

Der Rosmarinstrauch wurde gehegt und gepflegt, welkte er oder ging er sogar ein, bedeutete dies Unglück. An manchen Orten wurde auch bei Beerdigungen den Toten ein Rosmarinzweig zur Erinnerung mitgegeben.

Als Hausmittel und zur Schönheitspflege

Bereits in den mittelalterlichen Kräuterbüchern werden viele Heilwirkungen des Rosmarins beschrieben. Menschen nutzten ihn als Anregungs- und Stärkungsmittel, bei Magen-Darm-Störungen, Gicht oder Rheuma und um „die Dummheit im Kopf zu lindern“. Außerdem galt er als Mittel gegen ansteckende Krankheiten. Die Pest ist nur ein Bespiel. Derzeit wissenschaftlich anerkannt ist die innere Anwendung von Rosmarin bei Verdauungsbeschwerden. Äußerlich aufgetragen wird Rosmarin zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Erkrankungen und bei Kreislaufbeschwerden empfohlen.

Rosmarin ist ein „Hallo-wach-Kraut“. Wer niedrigen Blutdruck hat und morgens schwer in die Gänge kommt oder unter Erschöpfung leidet, kann den Kreislauf mit Rosmarintee stärken oder ein Rosmarinbad nehmen. Das Kraut ist allgemein kräftigend und vitalisierend. Es wirkt wärmend, durchblutungsfördernd und krampflösend, was Rosmarin speziell in der Sportmedizin zu einem beliebten Heilmittel macht.

Das aus dem Rosmarin gewonnene ätherische Öl wird gerne von der Kosmetikindustrie verwendet als Zusatz für Parfums, Seifen, Shampoos, Haarwasser und Massageöle. Bereits die Teilnehmer der Olympischen Spiele im alten Griechenland wurden mit duftenden Ölen eingerieben, die Rosmarin enthielten, um Muskelschmerzen zu lindern.

Eine Bereicherung für den Garten

Gartenbesitzer sollten auf einen Rosmarinstrauch nicht verzichten. Er ist eine Zierde im Kräuterbeet oder in einem Blumenkübel auf der Terrasse. Es gibt inzwischen außer aufrecht wachsenden Arten auch kriechend oder hängend wachsende. Im Frühling blüht der Rosmarin in verschiedenen Blauschattierungen, auch rosa- oder weißblühende Arten werden in Gärtnereien angeboten. Besonders hübsch ist ein blühendes Rosmarinstämmchen. Die Pflanze liebt einen sonnigen geschützten Platz, am besten in der Nähe einer warmen Hauswand, sowie einen sandigen und durchlässigen Boden. Wie es leider viele Gartenbesitzer im letzten harten Winter erfahren haben, ist der Rosmarinstrauch nur bedingt winterhart. Einige frostharte Sorten wie “Arp', “Veitshöchheim' oder “Blue Winter' können bei geschütztem Standort Temperaturen bis minus 25 Grad Celsius überdauern. Ein Winterschutz mit einer Laub- oder Strohauflage und Tannenzweigen oder einem luftdurchlässigen Vlies ist dennoch zu empfehlen.

Die Pflanzen werden hauptsächlich durch Stecklinge vermehrt und sollten erst im dritten Jahr im Frühjahr ausgepflanzt werden. Überwintern Sie kleine Pflanzen bei fünf bis zehn Grad Celsius und hell. Ein Rückschnitt im Frühjahr fördert ein buschiges Wachstum.

Als Gewürz sehr beliebt

Durch gezielten Einsatz als Gewürz in der Küche kann das Kraut seine wertvollen gesundheitsfördernden Eigenschaften entfalten. Verwendet werden die Blätter, weichen Stiele und die Blüten. Rosmarin harmoniert nicht nur mit mediterranen Gemüsen wie Tomaten, Zucchini und Auberginen. Die frischen fein gehackten Blätter würzen Bratkartoffeln und Grillmarinaden, passen zu allen Arten von Fleisch und vielen Backwaren. Kräuter- oder Gewürzsalze, Essige und Olivenöl lassen sich damit hervorragend aromatisieren.

Süßen Obstdesserts und Fruchtaufstrichen gibt ein Zweig Rosmarin den letzten Pfiff. In der gehobenen Küche werden heutzutage gerne außergewöhnliche Kombinationen mit Rosmarin ausprobiert. Maria Weiser

Rosmarinrezepte

Tolle Rezepte rund um den Rosmarin, für Gau­men und Hausapotheke, finden Sie hier.