Russland schon immer unsicherer Kandidat

Die Krim-Krise lässt auch in der Agrarwirtschaft die Sorgen wachsen. Deutsche Unternehmen wie der Stallanlagenbauer Big Dutchman, der Pflughersteller Lemken oder die Landmaschinenhersteller Claas und Grimme bangen um ihre russischen Logistikzentren und Fertigungsanlagen. Jahrelang wurden die Unternehmen vom großen Bedarf an Landtechnik nach Russland gelockt, viele erzielen dort einen beträchtlichen Umsatzanteil. Jetzt sind als Reaktion auf die Sanktionen der EU und bei einer weiteren Eskalation Enteignungen durch den russischen Staat nicht ausgeschlossen. Auch für die landwirtschaftlichen Produzenten steht viel auf dem Spiel. Russland ist weltweit einer der größten Milchimporteure. Laut aktuellen EU-Statistiken sind die Molkereiexporte nach Russland in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Den mit Abstand größten Posten stellen die Käseausfuhren, die sich von 2007 bis 2013 auf rund 985 Mio. Euro verdoppelten. Dabei waren deutsche Käsehersteller von 2010 bis 2012 besonders erfolgreich und exportierten jährlich Ware im Wert von 265 bis 284 Mio. Euro. Im vergangenen Jahr kam es jedoch zu einem Einbruch der Lieferungen auf 141 Mio. Euro. Mit diesem wechselhaften Importgebaren hat die europäische Agrarwirtschaft schon immer zu kämpfen. Das hat sich auch mit dem Beitritt Russlands zur WTO im Jahr 2012 kaum geändert. Jüngstes Beispiel ist der Importstopp für europäisches Schweinefleisch wegen des Ausbruchs der afrikanischen Schweinepest, den Russland selbst mit zu verantworten hat. Bis dato hat die EU etwa ein Fünftel der Schweinefleischausfuhren nach Russland exportiert, jedes Jahr mehr als 700 000 Tonnen. Unterdessen haben die Getreidemärkte angezogen, obwohl eine Verknappung derzeit nicht zu erwarten ist. Denn die Ukraine wie auch Russland brauchen den Export und die Devisen.

Cornelius Mohr