Salicornia europaea – regional erzeugtes Salzkraut

Gibt es Betriebe, die Salzkraut anbauen wollen?

Nur wenigen Konsumenten ist bisher das Salzkraut Salicornia europaea ein Begriff. Es handelt sich bei diesem Gewächs, das auch unter der Bezeichnung Queller oder Meeresspargel bekannt ist, um eine Pionierpflanze, die auf Salzböden in Verlandungszonen einen wichtigen Beitrag beim Küstenschutz spielt.

Queller oder Salzkraut, botanisch Salicornia europaea genannt, enthält Salz und kann nicht nur zu Fisch, sondern auch als Salzersatz in Salate, Dips oder auch an Bratkartoffeln gegeben werden.

Foto: LLH

Traditionell wird es auch kulinarisch genutzt, wobei das Angebot sowohl regional als auch saisonal auf den Zeitraum April bis September begrenzt ist. Als hochpreisige Delikatesse wird Queller oft als gedünstete Beilage zu Seefisch angerichtet. Folgerichtig wird Salicornia ausschließlich im Bereich der Fischtheken platziert und dort als geschnittene Sprossware angeboten.

Marktpotenzial für Gartenbaubetriebe

Der gastronomische Bedarf dieser Delikatesse wird aufgrund der eingeschränkten regionalen Verfügbarkeit derzeit meist durch Importware aus Israel und Mexiko gedeckt. Die bisherige Fokussierung auf Fischgerichte begrenzt die Marktchancen. Dabei besitzt das Salzkraut aufgrund seines knackig-frischen Bisses und seines Salzgeschmacks größeres Absatzpotenzial, insbesondere als Bestandteil von (Convenience-) Salaten, in Verbindung mit Fruchtgemüsen wie Tomaten und Gurken oder als Partner zu Käse.

Am Gartenbauzentrum Geisenheim haben die Anbauversuche mit Queller zum Ziel, für die hessischen Gärtnereien Informationen über die Kulturführung abzuleiten. Denn als sogenannter obligater Halophyt benötigt diese Kultur zwingend Kochsalz (NaCl) als Nähr­element, ohne das es nicht gedeihen kann. Bei den bisherigen Versuchen konnte durch gezielte Steuerung der verabreichten Salzmenge im geschützten Anbau qualitativ hochwertige Schnittware produziert werden. Diese zeichnet sich gegenüber der verfügbaren Freiland- und Importware durch unterschiedliche Salzigkeitsstufen, weniger Verholzung und eine lange Lagerfähigkeit aus. Insbesondere die Beeinflussung der Salzigkeit ist zum einen für die Verwendung der Abschnitte als Rohkost interessant, zum anderen lässt sich durch die Höhe der Salzgaben die Wüchsigkeit und die Ertragsmenge stark beeinflussen. Als Spitzenertrag konnten nach zwei Ernteschnitten bis zu 5 kg / m² erzielt werden. Dabei profitiert diese Sprossqualität von der hohen Wuchsneigung, indem die Triebe lang geschnitten werden können, ohne bereits Verholzungen aufzuweisen. So ist es möglich, der Gastronomie eine Qualität anzubieten, bei der nicht von Hand nachgeputzt werden muss. Ferner ist es gelungen, durch Versuche zur Biofortifikation den Jodgehalt der Gewächshausware auf einen ernährungsphysiologisch vorteilhaften Bereich von 200 µg / 100 g Frischmasse einzustellen. Somit kann der Verzehr von Salicornia dazu beitragen, den weit verbreiteten Jodmangel zu lindern.

Produktumplatzierung und Bekanntmachung wichtig

Frisch geernteter Queller kann im Gemüseregal die Kräuterabteilung bereichern.

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Queller bietet Potenziale für die Produktpalette hessischer Gartenbaubetriebe. Anbauversuche haben gezeigt, dass eine Produktion im Binnenland möglich ist. Es handelt sich bei Queller um ein Premiumprodukt, das Markterlöse bis zu 30 Euro/kg verspricht. Verbraucher würden das Produkt annehmen, wie die positive Resonanz mehrerer lokaler Gastronomiebetriebe sowie eine Probeverkostung im Rahmen des Open Campus 2019 in Geisenheim zeigen. Allerdings bedarf es dazu einer begleitenden Markteinführung sowie einer Umplatzierung in den Gemüsebereich des LEH, damit die Kunden das Produkt wahrnehmen. Zusätzlich helfen begleitende Verzehrsempfehlungen den Einsatzbereich der Würzpflanze aufzuzeigen.

Die Versuche zu Salicornia europaea werden am Gartenbauzentrum fortgesetzt. Die Fragestellungen beziehen sich auf alternative Substratbestandteile, Schnittrythmen und Erntemengen bei intensiver Beerntung. Bei Interesse können Betriebe Michael Kloss vom LLH in Geisenheim kontaktieren unter 06722 / 502 866.

LLH – LW 51-52/2019