Schäfer im Wettbewerb
Hessisches Leistungshüten erstmals in Stausebach
Am vergangenen Wochenende fand erstmals in Kirchhain-Stausebach mit dem Landesleistungshüten und einem Rahmenprogramm für die ganze Familie das Hessische Schäferfest statt. Der neue Standort ersetzt ab diesem Jahr Korbach, wo das Schäferfest mit Leistungshüten im jährlichen Wechsel mit Hungen stattgefunden hat.

Foto: Dr. Hildebrandt
Schäfer leisten Beitrag zum Landschaftserhalt
Obwohl in Hessen aktuell 5 599 Schafhalter mit 165 372 SchaÂfen registriert sind, werden nur etwa 100 Vollerwerbs- und Hüteschäfer gezählt, die mit ihren Herden übers Land ziehen und wertvolle Dienste in der Landschaftspflege und beim Erhalt der Kulturlandschaft wie beispielsweise im Biosphärenreservat Rhön leisten. Schafherden sorgen durch das Niederhalten des Bewuchses und der Vermeidung unerwünschter Verbuschung für einen entscheidenden und kostengünstigen Beitrag zum Landschaftserhalt, der ansonsten durch mechanische Pflegeleistungen und Entsorgung des Aufwuchses ein Vielfaches an Kosten für den Steuerzahler verursachen würde. Diese Aspekte sind die wesentlichen Argumente für die Erhaltung einer hessischen Schafhaltung, die den Haltern angemessenes Einkommen ermöglichen muss. Die hessischen Schäfer fühlen sich hier nicht ausreichend anerkannt und beklagen die überhandnehmende Bürokratie, welche die Arbeit des Schäfers erschwert.
Foto: Dr. Hildebrandt
Ihr Können stellten die Hüteschäfer beim Leistungshüten während des Schäferfests unter Beweis, wobei nach strengen Maßstäben von einer Bewertungskommission das Auftreten und Verhalten des Hüters während des Hütens, das Auspferchen oder Ausstallen, das Treiben zur Weide und der Abtrieb zum Pferch, Verkehrsbehinderungen, das Treiben über eine Brücke, das Hüten im engen und weiten Gehüt sowie das Einpferchen oder Einstallen bewertet wird. Entscheidend ist auch das Verhalten der Hütehunde, die bezüglich Gehorsam, Selbständigkeit, Wesen, Einhaltung der natürlichen Grenzen, Stellen (im weiten Gehüt soll sich der Hund vor die Herde stellen können) und Griff beurteilt werden.
Bei letzterem Kriterium soll der Hund durch Keulen-, Nacken- oder Rippengriff Abweichler und Ausreißer strafen und sich Respekt verschaffen ohne die Tiere zu verletzen. In StauseÂbach stand standen Wettkampfflächen in landschaftlich reizvoller Lage zur Verfügung.
Acht Wettkampfschäfer mussten mit ihren Hütehunden im Team eine fremde Schafherde, die vom ortsansässigen Vorsitzenden des Kreisschäfervereins Marburg-Biedenkopf, Winfried Emmerich, gestellt wurde über den Wettkampfparcours führen.
Frank Meyenberg ist neuer Landessieger
Das Siegerteam Frank Meyenberg aus Hüttenberg mit seinen altdeutschen Schäferhunden Wolle und Casper wird Hessen in vierzehn Tagen im gastgebenden Hüttenberg (siehe Hinweis in der Terminrubrik auf Seite 40) beim Bundesentscheid im Leistungshüten vertreten und gegen zwölf Teilnehmer aus den anderen Bundesländern antreten.

Foto: Dr. Hildebrandt
Letzter hessischer Bundessieger im Leistungshüten 1985 war der heute 83-jährige Christian Oxen aus Calden, der mit großem Interesse die Hüteleistungen der jüngeren Kollegen verfolgte. Im Rahmenprogramm fanden ein Netzsteckwettbewerb statt, bei dem es um Präzision und Geschwindigkeit beim Aufstellen eines Weidezaunnetzes ging. Dabei siegte Dietmar Altenauer. Großen Beifall der Zuschauer erhielt hier die erst neun Jahre alte Emelie Feußner aus Stadtallendorf, die im Netzsteckwettbewerb überzeugen konnte und einen Sonderpreis im Jugendwettbewerb erhielt.
Storch, Gerlach, Feußner siegten beim Schäferlauf
Einen weiteren Höhepunkt stellte der legendäre Schäferlauf dar, bei dem traditionell in vier KaÂÂtegorien die schnellste Jungschäferin, der schnellste Jungschäfer, die schnellste Schäferin und der schnellste Schäfer nach Absolvierung einer Laufstrecke mit Hindernis geehrt wurden. Jungschäferin Franziska Storch aus Langgöns erhielt als SiegesÂprämie einen jungen Schafbock und ihr männliches Pendant Lars Gerlach aus Philippstein ein weibliches Schaflamm. Siegerin beim Schäferinnenlauf wurde Michaela Feußner aus StadtallenÂdorf. Der Seniorenlauf der Schäfer kam nicht zustande.
Bei besten Witterungsbedingungen klang das Schäferfest am späten Abend aus.
Dr. Ernst-August Hildebrandt – LW 36/2015