Schieben oder schieben lassen?

Automatisieren des Futteranschiebens spart Zeit und Kraft

Ein gutes Futtertischmanagement ist wichtig für eine hohe Futteraufnahme von Milchkühen. Dazu gehört auch das täglich mehrmalige Anschieben der Ration. Es animiert die Kühe dazu, den Futtertisch aufzusuchen und zu fressen. Um das Futteranschieben zu erleichtern, bietet der Markt neben Anbaugeräten wie Radialbesen, Kehrreifen, Schiebeschildern oder Futterschnecken auch Futteranschiebesysteme, die diese Arbeit automatisch und zeitunabhängig erledigen.Thomas Bonsels, LLH Kassel, stellt verschiedene Varianten vor, erläutert die Zusammenhänge und gibt Tipps zur praktischen Umsetzung.

Akkubetriebene Futteranschiebe-Roboter schieben die Ration nach einmalig festgelegten Routen mit jeder weiteren Fahrt näher zu den Kühen. Alle Systeme sind mit einem Kollisionsdetektor ausgerüstet, die den Anschieber beim Anfahren eines Hindernisses zum Anhalten bringen. Nach Abschluss der Anschiebearbeiten fahren die Roboter wieder zurück in ihre Ladestationen. Es gibt die Roboter mittlerweile von mehreren Herstellern.

Kühe fressen knapp die Hälfte der benötigten Futtermengen nachts und haben neben sogenannten Zwischenfresszeiten allgemein drei Hauptfresszeiten. Zum einen tagsüber nach der Futtervorlage und in den Abendstunden bis etwa 22 Uhr. Diese letzte späte Hauptfresszeit ist besonders in der heißen Jahreszeit ausgeprägt. Dies spricht auch für eine Futtervorlage am Abend, sodass die Kühe weitgehend „über die Nacht“ kommen und fehlende Futtermengen am Tag leichter nachgelegt werde können. Ergebnisse aus dem LVZ Futterkamp (Mahlkow-Nerge, 2013) zum Fressverhalten von Milchkühen bei zweimaliger täglicher Futtervorlage (6 und 17 Uhr) zeigen diese drei Hauptfresszeiten bei den laktierenden Kühen sehr prägnant. Zwei deutlich erhöhte Peaks rund um die beiden Futtervorlagezeiten zwischen 6 und 10 Uhr und zwischen 17 und 20 Uhr, auch in der Mittagsphase zwischen 13 und 15 Uhr konnte ebenfalls eine leicht erhöhte Fressaktivität festgestellt werden. Die höchste Aktivität am Futtertisch und die damit verbundene höchste Futteraufnahme wurden in den Abendstunden ermittelt. Grafik 1 zeigt die prozentuale Verteilung der Futtertischbesuche und der aufgenommenen Futtermenge im Tagesverlauf während der vierwöchigen Versuchsphase. In den späten Abendstunden und während der Nacht (3 bis 6 Uhr) war die Fressaktivität deutlich geringer. Untersuchungen zum Fressverhalten von Mastbullen bestätigen die drei Hauptfresszeiten. Die höchste Fressintensität und Futteraufnahme hatten die Tiere vormittags zwischen 9 und 11 Uhr, die beiden Intervalle am Nachmittag (16 bis 17Uhr) und am Abend (20 bis 21 Uhr) waren hinsichtlich Fressaktivität und Futteraufnahme in etwa identisch.

Hier gilt es, den Tagesrythmus der Herde zu beobachten. Auswertungen der Besuchszeiten der Kühe im Automatischen Melksystem (AMS) am LZ Eichhof zeigen, dass rangniedere Kühe, vor allem der ersten Laktation, den Roboter in den „stressfreien“ Nachtstunden aufsuchen. Eine vermehrte Aktivität der Herde ist neben der Futtervorlagezeit (10 Uhr) auch zu den beiden Stallzeiten (5 und 16 Uhr) festzustellen.

Das natürliche Verhalten unterstützen

Das natürliche Verhalten der Tiere hinsichtlich Futteraufnahmeintervall und -menge kann durch die Automatisierung dieses Teilbereiches unterstützt werden. Eine höhere Futteraufnahme, in Kombination mit einer verbesserten Pansengesundheit aufgrund geringerer Pansen-pH-Wertschwankungen mit der Folge einer ebenfalls höheren Milchleistung (Grafik 2) dürfte die Folge sein. Die Auswirkungen der Häufigkeit des Futternachschiebens auf den Futterverzehr und die Milchleistung zeigt eine Untersuchung von Nydegger et al. aus 2005.

In Untersuchungen von Mayer (2008) wurde in diesem Zusammenhang eine höhere Gewichtszunahme der Tiere festgestellt. Dies führt bei Kühen, vor allem in der ersten Laktation, zu einer Stabilisierung und schnelleren Wiederherstellung der Körperkondition in der Frühlaktation und somit zu einer besseren Fruchtbarkeitsleistung.

 – LW 15/2014