Schlaf gut, Igel!

Igelhilfe im Winter – einige Tipps

Noch trippeln sie abends durch unsere Gärten: die letzten Igel auf der Suche nach Nahrung. Doch bald wird es Zeit, sich schlafen zu legen. Wie wir den stachligen Zeitgenossen den Winterschlaf erleichtern können, lesen Sie hier.

Endspurt vor dem langen Schlaf: Im Spätherbst suchen die Igel emsig nach Futter für den Winterspeck.

Foto: Erika Hartmann/pixelio

Im Winterschlaf ist der Stoffwechsel des Igels stark heruntergefahren. So verbraucht er wenig Energie und kann ohne Nahrung fünf bis sechs Monate überleben. Der Winterschlaf überbrückt die Zeit des knappen Nahrungsangebots im Winter. Dazu muss sich der Igel jedoch vorher ein Fettpolster anfressen.

Sie können ihm dabei helfen, indem Sie im Garten eine Futterstelle anbieten. Idealerweise ist diese geschützt vor Katzen und anderen Mitfressern. Da Igel Fleisch­fresser sind, eignen sich als Futter Hackfleisch sowie Hunde- und Katzenfutter, nass oder trocken. Dazu sollte man etwas Haferflocken oder Igeltrockenfutter aus dem Zoohandel geben. Gekochtes Ei und Mehlwürmer, ebenfalls aus dem Zoohandel, sowie ab und zu ein bisschen Obst ergänzen den Speiseplan. Milch ist nicht geeignet.

Die richtige Hilfe zum richtigen Zeitpunkt

Nicht allen Igeln gelingt es, sich in den Winterschlaf zu begeben. Unterernährte und kranke Igel werden den Winter in freier Wildbahn nicht überleben. Längst nicht alle Igel brauchen im Winter unsere Hilfe, aber in folgenden Fällen ist sie angesagt:

  • Bei Jungigeln, die am November­anfang weniger als 500 g wiegen.
  • Bei unterernährten und kranken ausgewachsenen Igeln. Sie sind daran zu erkennen, dass sie nach Wintereinbruch tagsüber herumlaufen und Futter suchen.

Ein Winterquartier für den Igel

Hilfsbedürftige Igel bringen Sie am besten in eine Igelstation oder ein Tierheim, wo sie über den Winter versorgt und anschließend wieder ausgewildert werden. Will man den hilfsbedürftigen Igel jedoch selbst in Pflege nehmen, sollte man ihn zuerst von einem Tierarzt untersuchen lassen, denn Igel sind fast immer von Parasiten befallen.

Zur Unterbringung schneiden Sie in ein Schlafhäuschen, zum Beispiel einen Schuhkarton, einen Eingang. Stellen Sie das Häuschen in eine große Holzkis­te oder einen Karton, der als Auslauf dient. In das Schlafhaus geben Sie zusammengeknülltes Zeitungspapier. Auch der Boden wird mit Zeitungspapier ausgelegt, das täglich gewechselt werden muss.

Solange der Igel untergewichtig ist, wird er bei Zimmertemperatur gehalten. Hat er das erforderliche Winterschlafgewicht erreicht, kann man versuchen, ihn zum Winterschlaf zu bewegen, indem man ihn in einen kühlen Raum bringt.

Schlafen in menschlicher Obhut

Die Temperatur sollte unter sechs Grad Celsius betragen, da die Igel ab acht Grad in einen gefährlichen Dämmerzustand geraten. Sie haben dann einen erhöhten Stoffwechsel, verspüren aber keinen Appetit und verhungern.

Das Winterschlafnest muss gut isoliert sein, zum Beispiel mit viel Zeitungspapier. Füttern Sie so lange zu, bis der Igel das Futter verweigert. Legt er sich tatsächlich schlafen, stellen Sie ihm ein bisschen Trockenfutter und Wasser hin, für den Fall, dass er zwischendurch aufwacht.

Hoffnungslos: Im Schnee finden Igel keine Nahrung mehr.

Foto: imago images/McPHOTO

Willkommene Mahlzeit: Futterstellen nehmen Igel gerne wahr.

Foto: Barbara Adams/pixelio

Der schlafende Igel sollte so wenig wie möglich gestört werden. Wenn Sie wissen möchten, ob der Igel wach ist, kleben Sie ein Stück Toilettenpapier vor den Eingang des Schlafhäuschens. Beim Hinausgehen zerreißt es der Igel.

In die Freiheit entlassen

Auch wenn es uns schwer fällt, müssen wir die Igel nach dem Winter der Natur zurückgeben. Denn Wildtiere gehören nicht in Wohnungen. Zu Recht ist es verboten, einen nicht hilfsbedürftigen Igel in Gefangenschaft zu halten.

Igel haben ein ausgezeichnetes Ortsgedächtnis. Darum sollte man sie am Fundort wieder auswildern. Ist das Fundgebiet stark befahren oder aus anderen Gründen kein geeigneter Lebensraum, müssen wir einen anderen wählen. Das wichtigste ist, dass ausreichend Nahrung und Versteckmöglichkeiten vorhanden sind.

Nach dem Winterschlaf muss der Igel so lange aufgefüttert werden, bis er genauso viel wiegt wie vor dem Winterschlaf. Gesunde Jungigel kann man mit einem Gewicht von 600 bis 700 Gramm auswildern, ausgewachsene mit einem Gewicht von 1 000 bis 1 400 Gramm. Da Igel nachtaktiv sind, sollten wir bis zur Dämmerung warten.

Am Auswilderungsort bereiten Sie dem Igel ein Nest aus Heu und legen etwas Futter dazu. Wenn möglich, sollten Sie dem Igel bis zu zwei Wochen nach der Auswilderung Futter an diesen Ort bringen, um ihm die Eingewöhnung zu erleichtern. Schließlich muss sich das Tier erst wieder daran gewöhnen, sich selbst Nahrung zu beschaffen.

Am einfachsten geht dies im eigenen Garten. Hier kann man dem Igel Futter hinstellen, so oft und so lange man will. Bieten Sie ihm zusätzlich einen Unterschlupf, so gewinnen Sie einen treuen neuen Gartenbewohner. Auch früh aus dem Winterschlaf aufgewachte Igel, die noch nicht genügend natürliches Futter finden, können Sie auf diese Weise unterstützen.

Ausführliches Informationsmaterial zum Igelschutz bietet das Internetportal www.pro-igel.de.

Gisela Ehret