Schluss mit dem ständigen Aufschieben

„Das mache ich später!“, versprechen Kinder gerne, wenn sie lieber spielen wollen, anstatt ihr Zimmer aufzuräumen oder für die nächste Klassenarbeit zu lernen. Diese im Volksmund „Aufschieberitis“ genannte Marotte kann ganz schön nerven. Aber mal Hand aufs Herz: Jeder hat schon Aufgaben vor sich hergeschoben. Insbesondere geschieht dies bei unliebsamen Tätigkeiten. So bleiben beispielsweise die Steuererklärung oder der Förderantrag erst einmal unberührt liegen, hingegen werden plötzlich Fensterputzen und Schuppenentrümpeln attraktive Tätigkeiten. Derartiges Aufschieben ist nicht weiter schlimm, sofern man beizeiten die Kurve kriegt und das Unliebsame noch rechtzeitig erledigt.

Das Aufschiebeverhalten kann viele Ursachen haben. Schlechte Zeiteinteilung, Defizite in der Konzentrationsfähigkeit, ein hoher Grad an Perfektionismus und Angst vor Versagen oder Kritik werden in Betracht gezogen.

Während Kinder noch lernen müssen, was Zeitmanagement bedeutet, und man sie darin unterstützen sollte, nicht alles auf die lange Bank zu schieben, sollten Verzögerungstaktiken auch bei Erwachsenen kein Dauerthema werden. Schließlich hat „Aufschieberitis“ fast immer negative Auswirkungen auf die Psyche. Man bekommt schlechte Laune, leidet an Selbstzweifeln und wird unproduktiv. Schlimmstenfalls kann das Aufschieben krankhafte Züge annehmen. Auch dafür gibt es einen Namen: „Prokrastination“. Diese Arbeits- und Hand­lungs­störung kann behandelt werden.

Das alte Sprichwort „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“ scheint für viele leichter gesagt als getan. Rund 20 Prozent der Bevölkerung haben Studien zufolge größere Probleme, direkt die Dinge anzupacken, die sie sich fest vorgenommen haben. Haushaltspflichten und „Papierkram“ führen die Hitliste der Vermeidungsthemen an. Fängt man das Aufgeschobene jedoch endlich an, erkennt man häufig, dass die Aufgabe gar nicht so schlimm ist. „Ich hab“s geschafft!“, kann man sich freuen, den inneren Schweinehund mal wieder besiegt zu haben.

In der Rubrik Hof & Familie liefert ein Beitrag hilfreiche Tipps gegen „Aufschieberitis“, ab S. I.

Stephanie Lehmkühler – LW 15/2015