Schnarchen wirksam bekämpfen
Schnarchen – die heimliche Gefahr
Müde Autofahrer von der Straße zu holen, ist das erklärte Ziel von Dr. Susanne Schwarting. „Menschen, die schnarchen, sind vier- bis siebenmal häufiger in Unfälle verwickelt, als andere. Sie können beim Autofahren in einen gefährlichen Sekundenschlaf fallen“, warnt die Zahnärztin. In ihrer Praxis hat sie sich auf die Behandlung von Patienten spezialisiert, die an nächtlichen Atempausen und Schnarchen leiden.
„Rund 30 Millionen Deutsche schnarchen. Doch dass sich dahinter ein gravierendes Krankheitsbild, die Schlafapnoe, verbergen kann, wissen nur die wenigsten“, so Schwarting. Schnarchen entsteht durch Flattern und Schwingen von Muskulatur und Weichteilen im verengten Rachen. Weil sich die Muskulatur während des Schlafes entspannt, fällt der Unterkiefer mit der Zunge nach hinten und engt so den Atemweg ein. Eine geringe Gewebespannung und Ãœbergewicht wirken sich dabei verstärkend aus. Die Betroffenen bemerken ihr Schnarchen zunächst oft nicht. Meist sind es die Lebenspartner, die Alarm schlagen, weil sie sich in ihrer Nachtruhe gestört fühlen.Harmloses und gefährliches Schnarchen
Dabei unterscheidet Dr. Susanne Schwarting harmloses und gefährliches Schnarchen. „Das harmlose Schnarchen ist zwar sozial störend, stellt aber kein medizinisches Risiko dar. Beim gefährlichen Schnarchen kommt es zu Atempausen, den Apnoen, von bis zu zwei Minuten. Dabei entspannen sich die Rachenmuskeln und die Zunge während des Schlafes so sehr, dass sie einen zeitweisen Verschluss des Atemwegs verursachen.“ Den Schlafenden bleibt bis zu 600 Mal pro Nacht die Luft weg. Weil es zu unterbewussten Weckreaktionen des Gehirns kommt, ersticken sie zwar nicht, fühlen sich aber morgens müde und unausgeschlafen. Diese Müdigkeit setzt sich als Tagesschläfrigkeit fort. Etliche Schlafapnoe-Betroffene neigen dazu, in monotonen Situationen, wie beim Autofahren, kurz einzunicken – oft mit schlimmen Folgen.
Gesundheitliche Folgen
Zudem können die nächtlichen Atemaussetzer ernste gesundheitliche Auswirkungen haben: Bluthochdruck, ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, Depressionen oder sexuelle Lustlosigkeit.
Ob es sich um ein behandlungsbedürftiges Schnarchen handelt, sollten Betroffene deshalb von ärztlicher Seite abklären lassen. Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. Er kann an einen Lungenfacharzt oder einen HNO-Arzt weiter überweisen. „Durch eine ambulante nächtliche Schlafaufzeichnung mit einem kleinen Gerät, das der Patient mit nach Hause nimmt, wird festgestellt, ob eine Behandlung des Schnarchens erfolgen muss. Der Befund wird gegebenenfalls in einem Schlaflabor abgesichert“, informiert Schwarting. Schlafapnoe wird dann meist mit einer Schlafmaske, die für eine Ãœberdruckbeatmung sorgt, behandelt.
Dr. Susanne Schwarting hat bei ruhestörendem Schnarchen und bei leichter bis mittelgradiger Schlafapnoe gute ErfahrunÂgen mit Zahnschienen gemacht. Sie ist seit 13 Jahren auf diese Form der Behandlung spezialisiert und arbeitet mit den Schlaflaboren zusammen.Zahnschiene kann helfen
„Nicht immer ist eine nächtliche Ãœberdruckbeatmung nötig. Eine Zahnschiene kann helfen, wenn Patienten nicht stark übergewichtig sind und pro Kiefer noch zehn eigene Zähne haben.“ Nach Zahnabdrücken wird im Labor eine individuell angepasste „Unterkiefer-Vorschubschiene“ gefertigt. Sie besteht aus einer oberen und einer unteren Zahnschiene, die beweglich miteinander verbunden sind. „Diese Therapie ist sehr diskret und kaum zu sehen. Sie sorgt dafür, dass Zunge und Unterkiefer nach vorn gehalten werden. So bleiben nachts die Luftwege frei“, erklärt die Zahnmedizinerin. Ihre Patienten fühlen sich mit der Zahnschiene morgens endlich wieder frisch und voller Tatendrang. Sie sind außerdem leistungsfähiger, weil ihre Nachtruhe jetzt erholsam ist.
„Auch Paare sind froh, wenn durch den Einsatz einer Zahnschiene getrennte Schlafzimmer vermieden werden können“, berichtet die Zahnärztin. Eine komplette Behandlung mit der Unterkiefer-Vorschubschiene kostet 700 bis 900 Euro. Die Kosten können bei Vorliegen einer Schlafapnoe von den Kassen übernommen werden. Silke Bromm-Krieger
Selbsttest: Haben Sie eine Schlafapnoe?
Wenn Sie mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, wenden Sie sich zur Abklärung der Beschwerden an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin.
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