Schnelle Rotte einleiten und Schädlingen vorbeugen
Mais-Praktikertag Strohmanagement und Bodenbearbeitung
In einer Gemeinschaftsveranstaltung des Deutschen Maiskommitees (DMK), der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung und des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) wurde vergangene Woche in der Stadthalle Alsfeld und auf den Flächen des Betriebs Georg GbR Alsfeld im Rahmen eines Praktikertages der Frage nachgegangen, welche Maßnahmen dazu geeignet sind, eine zügige Strohrotte nach der Silomais- oder Körnermaisernte einzuleiten und der Ausbreitung von Schädlingen vorzubeugen.

Foto: Dr. Hildebrandt
Auf die Zerkleinerung und Einarbeitung kommt es an
Da die Überwinterung der Schädlinge maßgeblich von unzersetzten Ernterückständen abhängt, stellte der Referent als zentrales Problem die Stoppel- und Strohzerkleinerung heraus, die die Zersetzung der Erntereste primär beeinflusst. An Beispielen verdeutlichte Voßhenrich die Zerkleinerungswirkung verschiedener Geräte und Gerätesysteme auch in Abhängigkeit der Werkzeugform und Fahrgeschwindigkeit. In Kleinparzellenversuchen sei nachgewiesen worden, dass mit der Intensität der Zerkleinerung und Einarbeitung in den Boden der DON-Gehalt im nachfolgenden Weizen bis auf 14 Prozent des Ausgangswertes gedrückt werden konnte. Verbesserungen beim Fusarienbefall könnten zudem durch Sortenwahl und eine verbesserte Fruchtfolge erzielt werden. Hinsichtlich des Maiszünslerbefalls würden ebenfalls Maßnahmen durch Stoppelhäckseln (so kurz wie möglich) und eine intensive Einarbeitung in den Boden helfen.
Problem sind die umgefahrenen Stoppeln in der Radspur
Ein Problem beim Stoppelhäckseln stellten allerdings durch die Erntetechnik umgefahrene Stoppeln in Radspuren dar, die durch die Werkzeuge von Sichel-, zum Teil auch von Schlegelhäckslern nicht erfasst werden. In Versuchen seien Lösungen durch direkten Schlegelanbau an die Erfassungsorgane zur Silo- oder Körnermaisernte untersucht worden, die gute Ergebnisse gebracht hätten, aber von der Landtechnik noch nicht angeboten würden. Umgefahrene Stoppel können Maiszünslerlarven beherbergen, da diese zur Silomaisernte in den unteren Stängelbereichen anzutreffen sind.
Eine Vorbesichtigung der Alsfelder Praxisflächen am Vortag hatte zur Überraschung der Experten gezeigt, dass ein Großteil der Larven in Stängelbereiche unterhalb des ersten Internodiums etwa 2 bis 4 cm über dem Bodenhorizont eingewandert waren und so nur schwer von den Werkzeugen der Stoppelhäcksler erfasst würden. In diesem Zusammenhang sei auch wichtig, dass bei der Bodenbearbeitung vor der Maisbestellung ein sehr ebenes Saatbeet erreicht werde, so Voßhenrich. Ferner sei eine standortangepasste Sortenwahl wichtig. Auch der Spleißgrad der Erntemaschine spiele eine Rolle. Hilfreich könne es auch sein, bei der Mulcharbeit gegen die Stoppelrichtung zu fahren.
Michael Lenz vom Pflanzenschutzdienst Hessen ging auf die Biologie des Maiszünslers ein, der in Hessen durch die widrigen Witterungsbedingungen im Frühjahr 2013 erst ab Juli auftrat, dann jedoch ideale Entwicklungsbedingungen durch Trockenheit und hohe Temperaturen vorfand. Zu den entscheidenden Zeitpunkten des Falterfluges und der Eiablage an den Unterseiten der Maisblätter betreibt der Pflanzenschutzdienst Hessen in Kooperation mit dem LTZ Baden-Württemberg ein Monitoring mit Licht- und Pheromonfallen an 16 hessischen Standorten, die regionalbezogene Aussagen für das Auftreten des Zünslers ermöglichen und über den Warndienst und das Internet (www.llh.hessen.de) verbreitet werden. In diesem Jahr wurde an allen hessischen Standorten das Zünslerauftreten zwischen der 27. und 33. mit einem Höhepunkt der Lichtfallenfänge in der 30. Kalenderwoche festgestellt, wobei ein Befall der Pflanzen bis zu 80 Prozent nachgewiesen werden konnte.
Die Befallstärke hänge von den ersten zwei bis drei Tagen nach dem Junglarvenschlupf ab. In diesem Zeitraum könne die Witterung wie auch Feinde zu hohen Verlusten bei den Larven führen. Da die Larven während ihrer gesamten Lebenszeit „wandern“, könnten sie auch mehrere Pflanzen befallen. Selbst aus eingearbeiteten Stoppeln könnten Larven durch den Boden wieder an die Oberfläche gelangen und dort weitere Stoppelreste besiedeln. Zur Erntezeit würden sich rund 60 Prozent der Zünslerlarven in Stängelbereichen unterhalb des zweiten Internodiums befinden, die bei der Ernte nicht erfasst werden. Neben durch Zünsler verursachte Fraßschäden würde häufig auch ein Sekundärschaden durch Fusarienbefall festgestellt, der die DON-Belastung bei Weizen als Folgefrucht verursachen kann.
LLH – LW 44/2013