Schutz des Gartenreichs
Zaunelemente im ländlichen Raum
Seit die Menschen sesshaft geworden sind, Häuser gebaut und Land urbar gemacht haben, wird auch dieses kultivierte Stück Erde eingefriedet. Sei es als Schutz vor wilden Tieren, räuberischen Diebsgesindel oder um Nutztiere einzusperren. Die Tradition, Zäune zu bauen, ist eine der ältesten bäuerlichen Volkskünste überhaupt.
Alles Land um uns herum, egal ob flaches Ackerland, hügeliges Weideland, Obstbaumgärten oder Weinbergterrassen, ist von Menschenhand geschaffene Kultur. Gerade die regionalen Unterschiede durch historische Baukunst an landschaftsprägenden Höfen, Mühlen, Speichergebäuden, Backhäusern, Bildstöcken und Brunnen sind Kulturdenkmäler von prägenÂdem Wert.Der Zaun schafft einen Rahmen
Zur volkskunstlichen Bauweise sollten aber auch Zäune und Einfriedungen gezählt werden. Sie wurden, je nach Höhenlage und Materialvorkommen in der Umgebung, recht unterschiedlich, aber immer zweckmäßig gestaltet. Generell geben Zäune jedem Garten einen besonderen Rahmen. So wie ein schönes Bild durch den passenden Bilderrahmen die zu zeigenden Details umschließt und dadurch besonders hervorhebt, so wird ein Garten mit stilvollen Zaunelementen geradezu geadelt.
Als beachtenswertes Kleinod unterstreicht auch damit eine Region ihre kulturelle Besonderheit. Anregungen kann man sich hier besonders in den Freilichtmuseen holen, die zu jedem regionstypischen Gebäude auch die dazugehörenden Selbstversorgungsgärten mit den passenden Zäunen darstellen. So viele verschiedene Bereiche, die eingezäunt werden sollen, so viele Möglichkeiten gibt es auch dazu. In erster Linie war und ist es wichtig, seine Tiere und seine Nutzpflanzen einzuzäunen. Letzteres war nicht nur aus Schutz vor Wildfraß wichtig, sondern war als eingezäuntes Stück Land einer besonderen Rechtsprechung unterstellt. Auf dieses „Zaunland“ wurden in der Regel wenig bis gar keine Abgabeleistungen erhoben und es wurde sehr streng bestraft, wenn etwas daraus gestohlen oder beschädigt wurde.
Das indogermanische Wort „ghortos“ – was so viel heißt wie der Eingefasste, gibt diesem bezaunten Stück Erde seinen Namen. Dieser Garten beherbergte alles, was eine Familie mitsamt den Tieren als Nahrungsgrundlage und Apotheke zugleich brauchte. So hat schon Karl der Große vor über Tausend Jahren in seiner „capitullare de villis“ festgelegt, was zu einem Selbstversorgungsgarten an Pflanzen nötig war.
Weidezäune und Geflechte wieder „in“
Eines der ersten Bilder, die in Büchern über Bauerngärten gezeigt werden, ist ein Stück Garten mit einem dichten Weidenzaun umschlossen. Es war sicher die einfachste und schnellste Weise, eine stabile Abtrennung zu bauen. Weidenzäune und Geflechte erfreuen sich heute auch wieder zunehmender Beliebtheit. Man braucht so gut wie kein Werkzeug und mit ein bisschen Geschick bekommen auch Ungeübte trennende Elemente hin.
Die beste Bauzeit ist im Winter und Vorfrühling
Im Winter bei frostfreiem Wetter oder im Vorfrühling werden diese geschnitten. Haselruten können sofort weiterverarbeitet werden, bei Weide sollte man so rund zwei Wochen warten, da diese im frischen Zustand sehr spröde ist und leicht bricht. Weiden bestehen zur Hälfte aus Wasser, nach besagter Wartezeit ist sie halbtrocken und geschmeidig.
Ganz klassische Einzäunungen sind Staketenzäune. Diese werden an Querbalken geschraubt oder genagelt und finden Halt an starken Holzpfosten oder in manchen Gegenden auch Sandsteinsäulen. Holz ist und war je nach Region vorhanden, so hat man verwendet, was der Wald hergab. Ob Fichte, Eiche, Kastanie oder Esche, meist wurde Restholz vom Langholzmachen oder Stangen von Heckenrodungen verwendet.
Staketenzäune mit Holz aus der Umgebung
Ausschlaggebend war dabei auch das Ansehen und der Besitz der bäuerlichen Familie, wollte man doch auch mit der Einzäunung des Gartens seinen Wohlstand repräsentieren. Der Garten war das Schaufenster des Hofes, deswegen wurden gerade prägende und bleibende Elemente gerne großzügig und mit handwerklichem Können bearbeitet. In manchen Gärten findet man daher noch schön behauene Steine, die im Eingangsbereich manchmal spezielle Verzierungen und Ornamente aufweisen.Die Art und Weise, wie die Staketen gemacht wurden, ist ebenfalls recht vielfältig. Vielerorts wurden geschälte, dünne Fichtenstämmchen mit Weidenruten zusammengehalten. Aber auch dünnere oder dickere Schwartenstücke, die oben dachmäßig zugesägt wurden, fanden oft Verbreitung. Gleich lange Latten zu sägen und zu hobeln, wurde erst in jüngerer Zeit praktiziert. Doch egal auf welche Art und Weise Gärten eingefriedet werden, es macht viel Arbeit und Mühe – aber das Ergebnis lohnt sich.
Holz ist ein Naturmaterial, das je nach Art, kürzer oder länger hält. Irgendwann verrottet jedoch jeder noch so stabile Zaun. Wirklich alte Zäune, im historischen Sinne, gibt es daher nicht. Ist ein Zaun kaputtgegangen, kann er so, wie der alte war, wieder nachgebaut werden. Zäune aus Holz haben eine Lebensdauer von 15 bis 25 Jahren.
Wichtig, um die Lebensdauer von Staketen zu erhöhen, ist, genügend Abstand zum Boden zu haben. Auch hat sich bewährt, die Bretter oder Stangen oben etwas anzuschrägen, damit das Regenwasser ablaufen kann. Schauen Sie sich in Ihrem Tal, in Ihrem Dorf einmal bei alten Gehöften und Häusern um, in welchem Stil diese ihre Zäune einst arbeiteten. Das kann eine gute Vorlage für die Bauweise dieser Gegend sein. Oder verlegen Sie einfach Ihren Sonntagsspaziergang in eines der Freilichtmuseen Ihrer Region. Ganz bestimmt werden Sie hier tolle Anregungen finden.
Walburga Schillinger