Schwere Zeiten für den heimischen Gemüsebau

Gerade ist der Pfälzer Gemüsebautag in Mutterstadt vorüber, und in normalen Jahren tauschen sich die Gemüseerzeuger dann auch aus, wo in den nächsten Wochen der lang ersehnte Urlaub mit der Familie verbracht wird. All die sonnigen arbeitsreichen Wochenenden des Sommers werden dann nachgeholt. Dieses Jahr ist das nicht bei allen so.

Es gibt Gemüsebaubetriebe, die 2014 keine schwarze Null schreiben, die angesichts des Russland-Embargos und der niedrigen Auszahlungspreise, die vielfach nicht die Kosten der Produktion deckten, nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll. Manche schließen die Tore. Gemüsebau zu betreiben, das kostet Pacht, Beregnung, Jungpflanzen, Saatgut, Pflanzenschutz, Verfrühungstechnik, Düngung, Ernte, Maschinen, Personal – viel Handarbeit ist notwendig.

Nach der Verhängung des Embargos war es schwierig, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sollten schnell andere Kulturen angebaut werden? Sollten die Saisonarbeitskräfte nach Hause geschickt werden? Gibt es einen anderen Markt für die Produkte? Sollte eine Gründüngung oder gar Raps eingesät werden? Gleichzeitig bestand immer die Hoffnung, dass es weitergeht. Es wurden ja Entschädigungen in Aussicht gestellt. Doch diese gelangten nicht nach Deutschland, sondern überwiegend in osteuropäische Länder. Von dort kam viel Ware zu günstigen Preisen in den Westen, die eigentlich für den russischen Markt bestimmt war.

Der Lebensmitteleinzelhandel nahm die Ware dankend an, schließlich konnten so höhere Gewinne erzielt werden. Ethik spielt keine Rolle, auch wenn mit heimischen Landwirten Werbung betrieben wird und regionale Marken angeboten werden. Wenn es darauf ankommt, versagt das regionale Bündnis.

Wie wird es weitergehen? Ab 1. Januar 2015 gilt der Mindestlohn; für Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft gilt zunächst das tarifvertragliche Mindestentgelt. Die Wasserrahmenrichtlinie verlangt geringere Nitrat- und Pflanzenschutzmengen in den Gewässern und bei all diesen Anforderungen kaufen die Verbraucher seelenruhig die günstige Ware. Aufklärung ist notwendig, damit die Produktion nicht ins Ausland abwandert.

Elke Setzepfand – LW 49/2014