Skepsis gegenüber dubiosen Ernährungstipps

Gesund und mit Genuss zu essen und zu trinken, ist eigentlich bei der Hülle und Fülle an Lebensmittelangeboten heutzutage ein Kinderspiel. Wenn dann vermeintliche Ernährungsexperten (wie Schauspieler, Fernsehköche oder Verfechter dubioser Ernährungsweisen) kundtun, dass es völlig unerheblich ist, was man isst und man weder auf die Zusammenstellung von Speisen oder auf Fett und Kalorien achten muss, spricht das Verbraucher an – schließlich können Ernährungsregeln ja die subjektive Lebensqualität einschränken. Und wer will das schon? Doch wie kann man dann so un­umstöß­liche Ergebnisse wie die der Nationa­len Verzehrsstudie „verdauen“, die belegen, dass durchschnittlich jeder zweite Erwachsene fettleibig ist, oder dass ernährungsmitbedingte Krankheiten heute für rund zwei Drittel aller Leistungen und Kos­ten im Gesundheitssystem verantwortlich sind?

Leider passt die Verharmlosung, alles essen zu können, egal wie viel und in welcher Qualität, wunderbar zu der wachsenden Verunsicherung der Verbraucher bezüglich der Glaubwürdigkeit von Ernährungsinformationen. Dass es wissenschaftlich abgesicherte Untersuchungsergebnisse über richtige Ernährung gibt, lässt man gerne unter den Tisch fallen, denn die könnten ja unbequem und wenig medienwirksam sein. Doch Vorsicht: Wenn bei all den quoten­bringenden Schlamm­schlachten über unsere Ernährung nicht aufgepasst wird, kann die jahrelange Arbeit von Ernährungsaufklärung und -prävention, für die sich auch der landwirtschaftliche Berufsstand einsetzt, zunichte gemacht werden.

Es bedarf einer Skepsis gegenüber einseitigen und dubiosen Ernährungstipps. Umsetzen sollte man nur wissenschaftlich fundier­te Empfeh­lun­gen, wie sie beispiels­weise beim Ernährungsführerschein oder Bauernhof als Klassen­zimmer vermittelt werden. Lassen Sie immer den Verstand „mitessen“ und glauben Sie nicht jeden Unfug vermeintlicher Ernährungsexperten!

Stephanie Lehmkühler