Soja braucht ausreichend Wasser und Wärme
LSV und Sortenempfehlung Sojabohnen 2016
Für den Anbau von heimischen Körnerleguminosen rückt seit einiger Zeit auch die Sojabohne in den Blickpunkt. Ãœber die Ausweitung der heimischen Erzeugung kann die Abhängigkeit von Importsoja und auch das Risiko, dass möglicherweise gentechnisch verändertes Importfutter zum Einsatz kommt, reduziert werden. So können Tierhalter die zunehmende Nachfrage nach Produkten „ohne Gentechnik“ besser bedienen.
Gegenüber der Ackerbohne und der Körnererbse hat die Sojabohne sowohl aufgrund ihres hohen Eiweißgehalts als auch aufgrund der Eiweißzusammensetzung Vorzüge. In den hessischen Sortenversuchen wurde im Mittel der Prüfjahre ein Rohproteinertrag von rund 10 dt/ha erreicht. Damit liegt die geerntete Eiweißmenge je Hektar zwar deutlich unter der der anderen Körnerleguminosen, zeichnet sich allerdings durch höhere Proteinqualität aus.Wegen ihres erheblich höheren Wärmebedarfs kommt Soja jedoch nur für Gunstlagen in Betracht. Für die innerbetriebliche Verwertung ist darüber hinaus wichtig zu wissen, dass die Rohware vor der Verfütterung erhitzt werden muss, um die Verdaulichkeit zu verbessern.
Ergebnisse der Landessortenversuche
Die Anbaufläche hat sich von letztjährig rund 200 ha auf nunmehr knapp 700 ha in Hessen erhöht. Sojaflächen können mit dem Faktor 0,7 auf die „ökologischen Vorrangflächen“ angerechnet werden. In Hessen werden vier LSV mit Sojabohnen betreut. Versuche werden sowohl in Südhessen im Raum Griesheim als auch in den mittelhessischen Ackerbauregionen in Friedberg (Niederweisel), Homberg-Mardorf sowie in Bad Hersfeld am Landwirtschaftszentrum Eichhof durchgeführt. Die geprüften Sorten kommen aus den Reifegruppen 00 (mittelfrüh) und 000/0000 (früh bis sehr früh). Meist handelt es sich dabei um EU-Sorten, von denen oft nur unvollständige oder gar keine Sortenbeschreibungen für Deutschland vorliegen. Bei diesen Sorten ist daher nicht bekannt, wie sie auf hiesige klimatische Bedingungen reagieren und ob die angegebene Reifegruppe das Abreifeverhalten auch tatsächlich zutreffend beschreibt. Als grobe Orientierung gilt, dass sich 000-Sorten für Regionen eignen, in denen Körnermaissorten ab K 240 noch ausreifen.
Die Aussaat der Versuche erfolgte auf allen Standorten in der dritten Aprilwoche. Nach zügigem Aufgang trat schnell Wasserknappheit auf und die eher kühlen Temperaturen in der zweiten Maihälfte verzögerten die Jugendentwicklung. Dennoch begannen die Pflanzen in Südhessen bereits Mitte Juni mit der Blüte. Auf die Hitzetage im Juli reagierten die Bestände dank guter Wasserversorgung (in Griesheim wurde beregnet) mit einer zügigen Weiterentwicklung. Die Abreife erfolgte sortenspezifisch, wobei einige spätreifere Sorten die Blätter nur sehr zögerlich abwarfen. Geerntet wurden alle Versuche in den letzten September- beziehungsweise ersten Oktobertagen. Der Versuch in Niederweisel war durch Vogelfraß so stark geschädigt, dass er abgebrochen werden musste. Der Versuch in Mardorf war aufgrund der großen Datenstreuung nicht auswertbar. Die Erträge lagen in Griesheim bei 40 dt/ha, hier hat sich der Einsatz der Beregnung sehr positiv ausgewirkt. Die beste Sorte war mit 45,5 dt/ha SY Eliot, gefolgt von der schon langjährig geprüften Sorte ES Mentor. In Bad Hersfeld wurden durchschnittlich knapp 33 dt/ha geerntet. Hier lag Obelix mit 36,4 dt/ha an der Spitze, gefolgt von SY Eliot und Pollux. Auffällig ist, dass ein deutlicher Ertragsabstand zwischen den frühreifen und den etwas späteren Sorten besteht. Die Gruppe der mittelfrühen Sorten brachte rund 6 Prozent höhere Erträge als die frühen und sehr frühen Sorten. Die sehr frühen 0000-Sorten fallen im Ertragsvermögen deutlich ab.
Sortenempfehlung zur Aussaat 2016
In hessischen Anbauregionen muss bei der Sortenwahl das Kriterium sichere Abreife immer Priorität vor dem höheren Ertragspotenzial späterer Sorten haben. Außerdem sollte die Ertragssicherheit immer vor Ertragshöhe gestellt werden. Denn aus den Ergebnissen der letzten Jahre lässt sich ablesen, dass der Sojaanbau auch an Gunststandorten immer gewissen Risiken unterliegt und die Erträge stark schwanken. Sorten mit höheren Rp-Gehalten sind in der Veredlung interessant. Auf der Basis zwei- bis dreijähriger hessischer Ertrags- und Qualitätsergebnisse sind folgende Sorten aus der Reifegruppe 000 empfehlenswert: Die bewährte Merlin ist eine kleinkörnige Sorte mit mittlerer Standfestigkeit und knapp durchschnittlichen, aber stabilen Erträgen. Sie hat sich als anpassungsfähig und sehr kältetolerant gezeigt. Merlin kommt auch mit ungünstigeren Witterungsbedingungen relativ gut zurecht. Sie reift sicher und zügig ab und der Proteingehalt ist durchschnittlich. Diese Sorte eignet sich gut für Einsteiger in den Sojaanbau, weil sie kleine produktionstechnische Fehler eher verzeiht.
Pollux bringt überdurchschnittliche Erträge, aber die Proteingehalte liegen in den Versuchen nur knapp über Merlin. Sie zeigte in den Versuchen etwas höhere Lagerneigung, etwas höhere Wärmeansprüche sowie eine im Vergleich zu Merlin spätere Abreife. Der Anbau sollte sich auf günstige, auch trockenere Standorte beschränken. Sultana fällt durch gute Standfestigkeit und zügige Abreife bei ausgeglichenen Erträgen auf. Ihre Jugendentwicklung verläuft je nach Witterung etwas zögerlich. Sultana bringt relativ hohe Proteingehalte und erreicht somit tendenziell höhere Proteinerträge. Sie passt nicht auf trockenere Standorte. Amarok und Obelix sind neuere Sorten, die durch eine gute Jugendentwicklung und zügige, aber nicht ganz so frühe Abreife wie Merlin, auffallen und deswegen für einen Testanbau in Frage kommen könnten. Die Erträge sind überdurchschnittlich, die Eiweißgehalte liegen auf dem Niveau von Merlin.
In der Gruppe der 00-Sorten, die sich allerdings nur für wärmere Standorte empfehlen, können folgende Sorten in Betracht gezogen werden: ES Mentor ist eine großkörnige so-wie ertragsstarke Sorte mit etwas höheren Proteingehalten. In der Jugendentwicklung zeigte sie sich als recht kältetolerant, benötigt aber zur Abreife Wärme, sonst kommt es zu Reifeverzögerungen. Die Standfestigkeit ist gut. Primus ist für den Speisesojaanbau geeignet. Sie bringt sehr hohe Rohproteingehalte und stabile Erträge bei ausreichender Standfestigkeit. In Gunstlagen kommt sie für den Vertragsanbau in Frage.
Opaline ist eine sehr frohwüchsige und relativ kältetolerante Sorte mit guter Unkrautunterdrückung in der Jugend. Wenn die Bestände zu dicht sind, kann die etwas höhere Lagerneigung problematisch sein. Sie reift gleichmäßig ab und bringt trotz knapper Proteingehalte gute Proteinerträge. Interessierte Anbauer sollten sich rechtzeitig um Saatgut der gewünschten Sorten bemühen und dabei auch die Lieferung von Impfmittel beziehungsweise Fix&Fertig geimpftem Saatgut abklären. Eine Zusatzimpfung mit frischem Impfmittel zeigte positive Effekte. Der Soja-Berater und Projektbetreuer des Sojanetzwerkes im LLH, Phillip Lausmann, 06621/9228-894, kann als Ansprechpartner weitere Fragen zum Anbau und zu Vermarktung beantworten.
Gabriele Käufler, Fachreferentin Marktfrucht- bau, LLH, Landwirtschafts- zentrum Eichhof – LW 7/2016