Erbsen und Bohnen hatten es nicht leicht

Ergebnisse der Landessortenversuche Körnerleguminosen 2016

Körnerleguminosen hatten es 2016 nicht leicht. Stichworte sind starke Regenfälle, Pilzkrankheiten, Blattläuse und auch noch Nanoviren. Das waren auch wichtige Aspekte in den Landessortenversuchen. Wie sich die Sorten unter diesen Bedingungen geschlagen haben, darüber berichten Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Bad Kreuznach.

Körnerleguminosen hatten es 2016 nicht leicht. Stichworte sind starke Regenfälle, Pilzkrankheiten, Blattläuse und auch noch Nanoviren.

Foto: agrarfoto

Über die vielfältigen Vorteile von Leguminosen in Fruchtfolgen wurde und wird ausgiebig berichtet. Entscheidet man sich für den Anbau, so stellt die Sortenwahl eine der wichtigsten anbautechnischen Maßnahmen dar. Die nachfolgend vorgestellten Ergebnisse beruhen zum einen auf Sortenversuchen aus Rheinland-Pfalz aus dem Jahr 2016. Bei der Beurteilung der Sortenleistungen sollten aber auch die mehrjährigen Ergebnisse Berücksichtigung finden, denn diese sind Ausdruck von Ertragspotenzial und vor allem der Ertragsstabilität. Bei diesen mehrjährigen Ergebnissen fließen auch die Daten der benachbarten Bundesländer Baden-Württemberg und Hessen mit ein, um eine ausreichende Datengrundlage zu gewährleisten.

Neue Futtererbsen-Sorten erst zur kommenden Saison

2016 wurden in den drei Bundesländern wieder acht Versuche angelegt, davon drei in Rheinland-Pfalz. Mit durchschnittlich 44,1 dt/ha für die Verrechnungssorten Astronaute, Navarro und Respect wurde 2016 in den Versuchen von Rheinland-Pfalz nur ein mittleres Ertragsniveau erreicht. Das Sortiment besteht aus bekannten Sorten. Neuzulassungen sind erst wieder 2017 zu erwarten. Die Spitzenerträge liefern in diesem Jahr die Sorten Astronaute, Navarro und Salamanca. Die sehr standfeste Sorte Respect liegt bekanntermaßen rund 10 Prozentpunkte dahinter. Auch mehrjährig (2012 bis 2016) und überregional betrachtet liegen Astronaute, Alvesta, Navarro vorne und bestätigen ihre Ertragskonstanz. Tabelle 2 gibt einen Überblick zu wichtigen Eigenschaften der geprüften Erbsensorten laut Beschreibender Sortenliste (BSL) 2016 des Bundessortenamtes, welche auf bundesweiten, mehrjährigen Ergebnissen beruhen. In den nachfolgenden Sortenbeschreibungen wird auf diese Tabelle Bezug genommen.

Empfehlungssorten zur Aussaat 2017

Alvesta (Zulassung 2008) bestätigt ein weiteres Jahr ihre guten und sehr stabilen Ertragsleistungen und bleibt damit auch im mehrjährigen Vergleich eine Spitzensorte. Hinsichtlich der Vermehrungsfläche wurde sie mittlerweile von Astronaute vom Spitzenplatz verdrängt. Der Rohproteingehalt liegt etwas unter dem der Konkurrenz, so dass sie im Rohproteinertrag etwas Boden verliert. Die Neigung zu Lager wird als gering bis mittel und die Bestandeshöhe als mittel eingestuft. Astronaute (Zulassung 2013) erzielte 2016 die höchsten Erträge und setzt sich in den mehrjährigen Leistungen etwas von Alvesta, Navarrro und Salamanca ab. Die Einstufungen durch das Bundessortenamt (Ertrag und Rohproteinertrag jeweils 9) werden eindeutig bestätigt, so dass Astronaute uneingeschränkt empfohlen werden kann, zumal sie auch noch etwas standfester als Alvesta ist. Sie weist nun bundesweit die größte Vermehrungsfläche auf.

Navarro (Zulassung 2010) konnte wieder überzeugen und liegt deshalb mehrjährig betrachtet nur leicht unter dem Niveau von Alvesta. Hinsichtlich Rohproteingehalt wird sie etwas besser als Alvesta eingestuft und schließt beim Rohproteinertrag zu Alvesta auf. Pflanzenlänge und Lager werden bei Alvesta und Navarro gleich bewertet. Die Tausendkornmasse ist bei Navarro etwas höher, was zu etwas höheren Saatgutkosten führen kann. Die Sorte Respect (Zulassung 2007) liegt ertraglich deutlich hinter Astronaute, Alvesta, Salamanca und Navarro (ca. 10 Prozent). Ihre Empfehlung verdankt sie ihrer Standfestigkeit und guten Beerntbarkeit. Sie weist die größte Bestandeshöhe von allen geprüften Sorten vor der Ernte auf. Beim Rohproteingehalt liegt sie nach den LSV-Ergebnissen etwas über Alvesta. Bundesweit weist sie 2016 die dritthöchste Vermehrungsfläche auf.

Salamanca (Zulassung 2009) gehört ebenfalls zu den sehr standfesten Sorten und ist auch in der Beschreibenden Sortenliste 2016 mit Note 1 eingestuft, wobei sie nach den LSV-Ergebnissen nicht ganz das Niveau von Respect erreicht. Hinsichtlich Ertrag liegt sie zwar vor Respect, aber doch noch deutlich hinter den Spitzensorten. Über ihren leicht überdurchschnittlichen Rohproteingehalt kann sie hinsichtlich Rohproteinertrag leicht aufholen und liegt dann gleichauf mit Alvesta und Navarro.

Ergebnisse der Ackerbohnenversuche

2016 wurden in Rheinland-Pfalz zwei Versuche und in Hessen ein Versuch angelegt. Der Versuch bei Montabaur war aber aufgrund der starken Schwankungen im Bestand (Niederschläge und Verdacht auf Befall durch Nanoviren) nicht auswertbar. Ebenso kann der Versuch in Fritzlar wegen Befalls durch Nanoviren ertraglich nicht gewertet werden. Von Baden-Württemberg konnten zwei Versuche ausgewertet werden. Das Ertragsniveau der Standorte reichte von 39,5 dt/ha für Orschweier bis 81,7 dt/ha in Döggingen. Diesjährig bilden die Sorten Tiffany, Fuego und Fanfare die Spitzengruppe, während die übrigen Sorten deutlich zurückliegen. Auch mehrjährig und überregional lautet die Reihenfolge Tiffany, Fuego, Fanfare. Zu Tiffany ist noch zu bemerken, dass sie eine vicin-/convicinarme Sorte darstellt, was in der Fütterung von Legehennen von Bedeutung ist. Die Sorte Taifun kann mit Tanninarmut punkten, dies muss aber auch entsprechend honoriert werden, da die Ertragsleistung doch deutlich geringer ist. Wichtige Eigenschaften der Sorten sind in Tabelle 4 zusammengefasst und stellen einen Auszug aus der Beschreibenden Sortenliste 2016 des Bundessortenamtes dar.

Empfehlungssorten Ackerbohnen

Fanfare (Zulassung 2012) hat in diesem Jahr knapp durchschnittliche Erträge erzielt und liegt mehrjährig betrachtet auf dem Niveau von Fuego. Die Standfestigkeit wird mit Note 3 bewertet und damit etwas schlechter als bei Fuego. Die Tausendkornmasse liegt etwas niedriger als bei Fuego. Die Sorte hat bundesweit die größte Vermehrungsfläche und wird uneingeschränkt empfohlen. Fuego (Zulassung 2004) liegt nun bundesweit bezogen auf die Vermehrungsfläche hinter Fanfare. Ihre Ertragstreue hat sie auch 2016 mit guten Erträgen bestätigt und liegt damit ertraglich gleichauf mit Fanfare. Auch ihre ausgeglichenen Eigenschaften (z.B. Standfestigkeit Note 2) sprechen für sie. Die Tausendkornmasse ist höher als bei anderen Sorten. Tiffany (Zulassung 2015) übertrifft ertraglich die Sorten Fanfare und Fuego. Im Rohproteingehalt liegt sie ebenfalls etwas über den vorgenannten Sorten, so dass sie in den Landesversuchen hinsichtlich Rohproteinertrag die Spitzensorte darstellt. Auch bei anderen Merkmalen fällt sie nicht negativ auf. Sie ist eine vicin-/convicinarme Sorte und wird uneingeschränkt empfohlen. Taifun (Zulassung EU 2011) kann hinsichtlich Ertrag nicht mit den anderen Sorten mithalten, hat aber den Vorteil der Tanninarmut.

 – LW 5/2017