Solide Erträge und Zukunftssorgen

Erntegespräch des RBV Kurhessen in Fritzlar

Beim Erntegespräch des Regionalbauernverbandes (RBV) Kurhessen, das Anfang September in Fritzlar stattfand, trafen sich Landwirte mit Vertretern aus Verwaltung und Verbänden sowie der Raiffeisen Waren GmbH, um die diesjährige Erntebilanz zu ziehen und über die Zukunft der Landwirtschaft in Nordhessen zu diskutieren.

V.l.: Friederike Körber (Schwalm-Eder-Kreis), Claus-Wilhelm Lux (stellv. Vorsitzender RBV), Georg Koch (Vorsitzender Verband der Zuckerrübenanbauer Kassel), Martin Warburg (Spartenleiter Agrar Raiffeisen), Ralf Desel (Geschäftsführer RBV), Norbert Klapp (Vorsitzender RBV), Rainer Ochs (stellv. Vorsitzender RBV), Karsten Schmal (Präsident HBV), Matthias Stieglitz (Vorstand Erzeugergemeinschaft Industriegemüse Fritzlar), Philipp von Dalwig (Regionalleiter Agrar Nordhessen Raiffeisen), Philipp Rudolph (stellv. Vorsitzender RBV), Thomas Nachbar (Niederlassungsleiter Raiffeisen Felsberg-Gensungen), Renè Ritter (Mitarbeiter RBV), Matthias Wicke (Vorsitzender Erzeugergemeinschaft Industriegemüse Fritzlar), Stefan Strube (Geschäftsführer RBV).

Foto: RBV Kurhessen

„Nordhessen war in diesem Jahr ein gesegneter Bereich“, sagte Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes. Die Region profitierte von günstigen Niederschlägen im Frühjahr, während andere Landesteile unter extremer Trockenheit litten. Die Folge: Überdurchschnittliche Erträge bei Wintergerste und erfreuliche Ergebnisse bei Weizen, Sommergerste und Raps.

Auch im Gemüsebau gab es positive Entwicklungen. Matthias Wicke von der Erzeugergemeinschaft Industriegemüse Fritzlar berichtete von starken Frühkohl-Erträgen. „Die Kombination aus punktgenauem Regen und gezieltem Pflanzenschutz hat zu sauberen Beständen und hoher Qualität geführt“, so Wicke.

Doch nicht alle Kulturen konnten überzeugen: Ackerbohnen litten unter dem trockenen Frühjahr, und Sonderkulturen wie Spargel und Erdbeeren hatten mit Wetterextremen und wirtschaftlichem Druck zu kämpfen. „Wenn unsere Ernte­helfer doppelt so viel kosten wie in Südeuropa, verlieren wir den Wettbewerb“, warnte Schmal mit Blick auf die steigenden Mindestlöhne.

Schilf-Glasflügelzikade verschont bisher den Norden

Ein weiteres Thema war der Pflanzenschutz, gerade im Anbau der Zuckerrübe. Die Schilfglasflügelzikade und damit verbundene Krankheiten wie Stolbur und SBR bedrohen zunehmend die Bestände – bislang blieb Nordhessen verschont, doch die Sorge wächst, betonte der Vorsitzende der Zuckerrübenabauer Georg Koch.

Herausforderungen gemeinsam meistern

Trotz guter Erträge bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt. Die Preise für Getreide liegen teils unter 17 Euro pro Dezitonne. „Diese Ernte hat viele Nerven gekostet“, sagte Norbert Klapp, Vorsitzender des RBV Kurhessen. Viele Betriebe lagern ihre Ernte ein, in der Hoffnung auf bessere Preise im Frühjahr. Der Strukturwandel in der Tierhaltung sowie die fortschreitende Digitalisierung der Agrarförderung waren weitere zentrale Punkte. Friederike Körber vom Fachbereich Landwirtschaft des Schwalm-Eder-Kreises berichtete von Herausforderungen bei der Nutzung digitaler Anwendungen wie der Helawi-App und dem Flächenmonitoring. „Wir sind Unternehmer, daher brauchen wir ein positives Zukunftsdenken“, betonte Klapp zum Abschluss.

Das Erntegespräch zeigte, wie flexibel und professionell die Betriebe in Nordhessen auf klimatische und politische Herausforderungen reagieren. Der Austausch in Fritzlar war ein wichtiger Schritt, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln. Klapp wies auf die Notwendigkeit starker Partner wie der Raiffeisen Waren GmbH und der damit verbundenen Modernisierung der Standorte hin. Zukunftsfähige, leistungsstarke Getreideannahmen, der Agrarstruktur angepasste Lagerkapazitäten. Aber auch die entsprechenden Transportmöglichkeiten aus der Region heraus seien zentrale Punkte, die der nachgelagerte Bereich abdecken müsse. Die Standortmodernisierung in Fritzlar und Gensungen haben waren während der Ernte 2025 spürbar positive Parameter. Das konnten auch Philipp von Dalwig, Regionalleiter Agrar, Martin Warburg, Spartenleiter Agrar und Thomas Nachbar, Niederlassungsleiter Gensungen bejahen.

RBV Kurhessen – LW 39/2025