Spannungsfeld Herbizideinsatz
Strom als Pflanzenschutzmaßnahme – eine Alternative?
Lässt sich der Herbizideinsatz im Ackerbau durch den Einsatz elektrophysikalischer Verfahren reduzieren? Im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit (EIP-Agri) läuft dazu ein Forschungsvorhaben an der TH Bingen. Benjamin Klauk stellt erste Ergebnisse vor.

Foto: Klauk
Electroherb-System wird an der TH Bingen getestet
Die Idee ist nicht neu. In den 1980er Jahren wurden Versuche mit Strom zur Bekämpfung von Schosserrüben durchgeführt, mit vielversprechendem Erfolg. Mangels Traktorleistung und Absatzmöglichkeiten wurde dieses Gerät jedoch nicht weiterentwickelt. Heute sieht das anders aus. Traktorleistung ist nun meist im ausreichenden Maß vorhanden und die eingangs genannten Entwicklungen machen die Applikation von Strom als Herbizidersatz für verschiedene Bereiche des Ackerbaus interessant. Die Firma Zasso hat hierzu ein eigenes Verfahren entwickelt (Electroherb). Dieses beruht auf der Applikation von Strom durch Elektroden, welche in der Front des Traktors angebaut sind. Der Strom wird von einer Generatoreinheit im Heck des Traktors erzeugt und zu den Elektroden in der Front geleitet. Durch den Kontakt zwischen Elektroden und Pflanzen entsteht ein geschlossener Stromkreislauf. Der abgegebene Strom schädigt in der Pflanze Chlorophyll und Zellstrukturen, was einen raschen Welkeprozess einleitet.
Zur Überprüfung der Einsetzbarkeit dieses Verfahrens in bestimmten Bereichen des Ackerbaus wird an der Technischen Hochschule Bingen ein dreijähriges EIP-Projekt durchgeführt (EIP-Europäische Innovationspartnerschaft). Ein Teil dieses Projekts beschäftigt sich mit der Krautsikkation bei Frühkartoffeln. Feldversuche sollen zeigen, inwiefern die Applikation von Strom im Frühkartoffelanbau geeignet ist und den Wegfall des Wirkstoffs Deiquat (Reglone) kompensieren kann. Zudem wäre dieses Verfahren auch im Ökolandbau einsetzbar.
– LW 32/2021