Stabilere Zäune und Saufänge in den Kernzonen
1,6 Mio. Euro für ASP-Maßnahmen in Rheinland-Pfalz
Anfang vergangener Woche lud das Umweltministerium Rheinland-Pfalz unweit von Dautenheim die Presse zu einer Informationsveranstaltung ein. Staatssekretär Dr. Erwin Manz verdeutlichte, dass Rheinland-Pfalz alles Notwendige veranlasst, um eine Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zu verhindern. Weitere Maßnahmen sind der Ausbau fester Zäune sowie Saufänge.

Foto: Setzepfand
Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd wies im Rahmen der Pressekonferenz darauf hin, dass die ASP – Stand Dienstag dieser Woche – auf einen kleinen Bereich des Landes Rheinland-Pfalz beschränkt ist. Die bisher getroffenen Maßnahmen und das verantwortliche Verhalten von Schweinehaltern, Landwirten, Jägern sowie der Mitarbeiter der Kreisverwaltungen haben dazu beigetragen, dass die Ausbreitung der Seuche eingeschränkt werden konnte.
Bis auf einen Fall bei einem Kleinstbestand von Hausschweinen im Kreis Bad Dürkheim, traten alle bestätigten Fälle bei Wildschweinen in der relativ kleinen Kernzone bei Gimbsheim und Eich in den Landkreisen Mainz-Bingen mit 40 infizierten Wildschweinen und Alzey-Worms mit 12 infizierten Wildschweinen auf.
Der Zaunbau an der A 61 soll einen möglichen Sprung der ASP in den Pfälzerwald entgegenwirken, wo sich die Seuche unkontrolliert ausbreiten würde. „Unsere bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest wirken. Dies ist ein Erfolg“, so Umweltstaatssekretär Dr. Erwin Manz.
Um die Tierseuche in Schach zu halten, müssen Landwirte weiterhin die erhöhten Biosicherheitsmaßnahmen vorweisen, haben Einschränkungen bei der Ernte, Spaziergänger können nicht wie gewohnt überall gehen, für Hundehalter besteht eine Leinenpflicht, dazu kommen Auflagen und Einschränkungen für die Jagd.
Für die aktuelle Maisernte empfiehlt das Umweltministerium, das Maisfeld im Voraus mit Drohnen zu befliegen. Werden Kadaver gefunden, sind diese an die Veterinärbehörde zu melden, zu entfernen und die betroffene Stelle ist zu desinfizieren. Damit Wildschweine die Möglichkeit haben, sich geschützt und ruhig zurückzuziehen und das Feld zu verlassen, sollte vor Start der Ernte um das Feld herum und anschließend durch das Feld in Kreuzform geerntet werden. Ein „einkreisen“ der Tiere sollte vermieden werden, da diese ansonsten in Panik geraten und das Feld in alle Richtungen verlassen.
Manz informierte sich gemeinsam mit dem Landrat von Alzey-Worms Heiko Sippel, den Maschinenring-Geschäftsführern Stefan Orlemann vom MBR Alzey und Thomas Bilabel vom MBR Vorderpfalz sowie mit Friedrich Ellerbrock vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd über den Stand des Zaunbaus am Autobahnkreuz Alzey an der A 61.
So wird als weitere Schutzmaßnahme gegen die Verschleppung der ASP ein zusätzlicher Elektrozaun das ASP-ÂGebiet großflächig doppelseitig entlang der Autobahnen A 63 und A 61 von Mainz nach Ludwigshafen einkesseln. Die Zäunung mit dem Elektrozaun auf diesem Bauabschnitt schließt im Norden an den bereits seit Jahren bestehenden Wildschutzzaun an der A 63 an. Insgesamt 270 km fester Zaun werden nun gebaut.
Aus Hessen wurde mitgeteilt, dass der Zaunbau nördlich des Pfungstädter Moores zwischen A 67 und A 5 auf sechs Kilometern mit selbstschließenden Toren abgeschlossen wurde. Dieser soll sicherstellen, dass keine infizierten Wildschweine in den nördlichen Teil gelangen.
Das Kerngebiet in Rheinland-Pfalz, in welchem bislang infizierte Wildschweine oder Wildschweinkadaver mit einem Radius von rund drei Kilometern um den Fundort des Tieres ermittelt wurden, ist von Oppenheim bis Osthofen eingezäunt. Eine weitere Elektro-Zäunung am Rhein entlang von Oppenheim bis Rheindürkheim ist ebenfalls abgeschlossen und von Oppenheim Richtung Mainz derzeit im Bau.
Ziel ist es, dass kein Wildschwein das Kerngebiet verlässt und dadurch der Erreger weiterverbreitet werden könnte. Daher wird innerhalb des Gebietes weiterhin mittels Drohnen-Befliegung und Kadaver-Spürhunden von einem sechsköpfigen Team der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) nach Wildschweinen gesucht. So sollen Kadaver möglichst schnell ermittelt werden.
Saufänge sollen weitere Ausbreitung verhindern
Die infizierten Wildschweine sterben zu 100 Prozent. Aus den ASP-Erfahrungen anderer Bundesländer weiß man, dass eine Bejagung mit Fallen, sogenannten Saufängen, wirksam ist. Dabei werden die Tiere mit Mais angelockt und erfahrene Jäger mit einer speziellen Ausbildung erlegen die Tiere in den Fallen.
Auch in Rheinland-Pfalz soll diese Maßnahme eingesetzt werden, erklärte der Wildbiologe Dr. Ulf Hohmann von der FAWF in Trippstadt. Im Kreis Groß-Gerau wurden in den vergangenen Wochen vier feste Saufänge aus Holz gebaut, siehe LW 39/Seite 19. Noch gebe es zu viel Futter für die Wildschweine auf den Äckern und in den Wäldern. Wird dieses weniger, dann werden die Sauen mit Mais in die Saufänge gelockt.
In Rheinland-Pfalz möchte man in den Kernzonen Saufänge aus Netzen aufstellen, sogenannte pig-brigs. Auch hier werden die gefangenen Tiere mit Kleinkaliberwaffen erschossen.
Mit dem Zaunbau sind in Rheinland-Pfalz drei Firmen beauftragt, damit dieser möglichst schnell errichtet werden kann. Dabei sind auch die heimischen Maschinenringe involviert, die für die Vorbereitung der Zaunstrecke Mulcher einsetzen und teils die Kontrolle der Zäune übernehmen.
Die Kosten für das Maßnahmenpaket in RLP übernimmt das Umweltministerium. Bislang sind Kosten in Höhe von rund 1,6 Mio. Euro entstanden.
mkuem/bwv/zep – LW 42/2024