Stabwechsel beim Hessischen Bauernverband

Der Wechsel an der Spitze des Hessischen Bauernverbandes ist vergangene Woche ruhig und mit großer Einmütigkeit vonstattengegangen. Mit knapp 98 Prozent Zustimmung erhielt der neue Präsident Karsten Schmal die (fast) größtmögliche Rückendeckung. Angesichts der schweren Aufgaben ist dies Ansporn und Fundament und gleichzeitig ein Signal der Geschlossenheit des Berufsverbandes in einem schwierigen Umfeld.

Schmal wird ein Hauptaugenmerk auf die Öffentlichkeitsarbeit legen. Diese ist in Zeiten, in denen die öffentliche Meinung – egal wie sie zustande kommt – eine immer größere Rolle bei der politischen Willensbildung spielt, enorm wichtig. Der Bauernverband muss sich dabei gegenüber einer großen Anzahl von gut finanzierten Organisationen behaupten. Das gelingt nur, wenn sich viele Landwirte an der Aufklärung der Mitbürger beteiligen. Dies wurde auf der Vetreterversammlung deutlich gemacht.

Mit dem Wechsel geht auch die Ära von Friedhelm Schneider zu Ende. Er verfügte aufgrund seines langjährigen (partei-)politischen Engagements und seiner langen Zeit als Vizepräsident und Präsident über sehr gute Kontakte in die Politik. Diese unterhielt er in alle Richtungen. Das konstruktive Verhältnis zur Landesregierung, die als schwarz-grüne Ausführung nicht unbedingt die Traumkonstellation für die meisten Landwirte darstellt, ist zu einem großen Teil sein Verdienst. Bei der Regierungsbildung vor knapp einem Jahr hat Schneider richtig damit gelegen, dass es keine niedersächsischen Verhältnisse geben werde.

Darüber hinaus hat er die Beziehungen zu den anderen landwirtschaftlichen Organisationen vertieft und auf eine vertrauensvolle Basis gestellt. Schneider wirkte auch entscheidend an der Einrichtung des Kuratoriums mit, das die Inhalte der Offizialberatung maßgeblich bestimmt. Der Pakt für die Landwirtschaft mit der Landesregierung, bei dem es unter anderem um Flächenschonung und den Bestand der Standorte der landwirtschaftlichen Schulen geht, ist ein weiteres Plus in seiner Bilanz und sogar eine bundesweite Besonderheit. Bei allem Miteinander war Schneider immer ein Mann der deutlichen Worte. Der eine oder andere hat sich deshalb auch gerne an ihm gerieben.

Cornelius Mohr – LW 50/2015