Farbenfrohe Schattenkünstler

Geeignete Pflanzen für den schattigen Vorgarten

Noch bevor Besucher bis zum Gastgeber vorgedrungen sind, werden sie oftmals bereits vom Vorgarten empfangen. Die Gestaltung sagt viel über denjenigen aus, der sich im Haus dahinter verbirgt. Da die meisten Vorgärten im Norden und damit im Schatten liegen, ist die optimale Bepflanzung recht schwierig. Mit der richtigen Pflanzenauswahl lassen sich jedoch tolle Ergebnisse erzielen.

Der Vorgarten ist die Visitenkarte des Hauses. Oftmals liegt er auf der schattigen Nordseite des Gebäudes und ist damit eine Herausforderung für jeden Hobbygärtner.

Ulrike Leyhe von der Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan stellte auf dem Bayerischen Symposium für den Freizeitgartenbau zahlreiche geeignete Pflanzen für den Schatten- und Halbschattenbereich vor. Auch kleinkronige Hausbäume kamen zur Sprache. Denn nicht selten erleben Hausbesitzer nach einigen Jahren eine böse Ãœberraschung, wenn der „kleine“ Baum im Vorgarten plötzlich über 15 Meter hoch und äußerst ausladend geworden ist. Daher gab Dr. Philipp Schönfeld von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau einige Tipps zur richtigen Baumauswahl und präsentierte geeignete Arten und Sorten.

Stauden für den schattigen Vorgarten

Möchte man eine geeignete Pflanzenauswahl treffen, so muss man sich zunächst die Standortbedingungen genau ansehen. Dabei stehen besonders das Lichtangebot, die Temperatur sowie die Feuchtigkeit im Boden im Vordergrund. Unter Flachwurzlergehölzen wie Birken oder Kiefern herrscht meist eine Konkurrenz um Wasser. Hier sollten also trockenheitsverträgliche Stauden verwendet werden. Dazu zählen bespielsweise die Elfenblume Epimedium pinnatum ssp. colchicum oder der Blaurote Steinsame Lithospermum purpurocaeruleum.

Ist der Standort bestimmt, muss im nächsten Schritt die Umgebung in die Planung einbezogen werden. Welche Gehölze gibt es bereits? Welche ästhetischen Ansprüche an meinen Garten habe ich? Und welche Farbgebung wird bevorzugt? In dunklen Ecken sollten möglichst Pflanzen mit hellen Blüten in weiß oder gelb eingesetzt werden. Auch Stauden mit weiß-grün oder gelb-grün panaschierten Blättern, wie Funkien (Hosta), können den Schatten optisch aufhellen.

Ein gelungenes Beispiel hierfür ist die Kombination aus Kaukasusvergissmeinnicht (Brunnera macrophylla) mit himmelblauen Blüten, Golderdbeere (Waldsteinia ternata) mit gelben Blüten, Schaumblüte (Tiarella cordifolia) mit weißen Blüten und Gedenkemein (Omphalodes verna) mit ebenfalls himmelblauen Blüten. Abgerundet wird die Pflanzung durch weißblühendes Tränendes Herz (Dicentra spectabilis “Alba'). Aber auch weiße Astilben sind hervorragend für solche Standorte geeignet.

Spiel mit Formen und Strukturen

Selbstverständlich können viele Pflanzen noch mehr als durch ihre Blüten beeindrucken. Viele Arten halten ein breites Spektrum an ausgefallenen Blattformen und Strukturen bereit. Nicht nur die altbekannten Gräser sorgen für Spannung in den Beeten. Auch ausgewählte Farne und andere Strukturpflanzen überzeugen durch ihr auffälliges Blattwerk. So lassen sich ganze Beete nur mit Strukturpflanzen anlegen, bei denen die Blüte eine untergeordnete Rolle spielt.

Auch das Purpurglöckchen zeichnet sich durch ein breites Sortenspek­trum aus.

Bergenien beleben schattige Ecken mit ihrer Blatt- und Blütenfarbe.

Der Klassiker für den Schattenbereich: Die Funkie gibt es in großer Farbenvielfalt.


Beete mit Funkie, Purpur­glöckchen (Heuchera), Farnen, Gräsern und Bergenien können bei durchdachter Auswahl ihren eigenen Charme entwickeln. Und übrigens, je größer die Blätter einer Pflanze, umso schattenverträglicher ist sie in der Regel.

Der Natur ihren Lauf lassen

Um das ganze Jahr Freude an den Beeten zu haben, sollte bei der Pflanzenauswahl außerdem auf die Staffelung der Blütezeit geachtet werden; so kann man sich das ganze Jahr über an bunten Klecksen erfreuen. Und für den Herbst gilt: Alte Blütenstände und Blätter verbleiben bis zum Frühjahr im Beet. Zum einen schützen sie die Pflanze vor der strengen Winterkälte und zum anderen bilden sie einen ausgezeichneten Schmuck in der tristen Jahreszeit. So wird plötzlichen Lücken in den Pflanzbeeten vorgebeugt.

Kurz vor dem Austrieb der ersten Frühjahrsblüher reicht ein vorsichtiger Gang mit der Motorsense oder Heckenschere aus, um Licht für die Neuankömmlinge zu schaffen.

Keine bösen Überraschungen

Neben den Staudenbeeten spielen natürlich Kleinbäume als Strukturgeber im Vorgarten eine große Rolle. Damit der „kleine“ Hausbaum aber nicht irgendwann zum Ungetüm wird, ist bei der Auswahl in der Baumschule Vorsicht geboten. Manchmal sind es nur kleine Unterschiede im Namen, wie beispielsweise eine Subspezies, die aus einem fünf Meter kleinen Hausbaum für den Vorgarten einen zwölf Meter hohen Hofbaum werden lassen.

Für jeden Standort den passenden Baum

Die Echte Pavie (Aesculus pavia) ist die Alternative zur Kastanie. Sie ist kleinwüchsiger und wird nicht von der Kastanienminiermotte befallen.

Grundsätzlich sind bei der Auswahl eines Hofbaumes verschiedene Kriterien zu beachten. Zunächst muss auch hier eine Standortanalyse erfolgen. Welche Licht- und Bodenverhältnisse liegen vor? Wie viel Abstand zum nächsten Gebäude oder zur Straße ist vorhanden? Denn bei der Planung eines Hausbaums darf die Endgröße des Gehölzes nie außer Acht gelassen werden. In der Regel eignen sich Bäume mit einer maximalen Höhe von zehn Metern für den Vorgarten – besser sind sechs Meter.

Auch die Kronenform sollte passend gewählt werden. Was bringt ein Baum, wenn er in sechs Metern Höhe eine ebensolche Breite aufweist, obwohl ihm vor dem Haus nur eine Grundfläche von beispielsweise neun Quadratmetern zur Verfügung steht? Bei engen Verhältnissen sollte daher ein Säulenwuchs bevorzugt werden.

Entscheidet sich der Hausbesitzer für eine kugelförmige Baumkrone, so hat er die Wahl zwischen geschnittenen und natürlichen Kugeln. Aber Achtung: Auch natürlicher Kugelwuchs lockert mit der Zeit auf. Daher sollte man sich frühzeitig dazu entscheiden, den Kronenaufbau durch Schnittmaßnahmen zu unterstützen oder einen lockeren, eher ovalen Wuchs in Kauf nehmen.

Obst ist nicht nur gesund und schön

Wer sich im Vorgarten für einen Obstbaum wie Felsenbirne (Amelanchier arborea) oder Zierapfel (Malus-Hybriden) entscheidet, der darf sich im Frühjahr über ein duftendes Blütenmeer freuen. Ist die Blütezeit vorbei, ist die Einfahrt jedoch meist mit glitschigen Blütenresten übersät. Ähnlich verhält es sich im Herbst, wenn die oftmals dunkelroten Früchte der Bäume die Pflastersteine mit unschönen Flecken überziehen.

Bei regelmäßiger Reinigung der Wege und Flächen kann man sich jedoch an der unzähligen Vielfalt der Gehölze erfreuen. Und einen positiven Nebeneffekt hat das Ganze: Die reifen Früchte der Felsenbirne lassen sich hervorragend zu Kompott und Konfitüre verarbeiten. Außerdem steht eine Fülle an Wuchsformen, Blüten- und Fruchtfarben bei den Zieräpfeln zu Verfügung, auf die man im Vorgarten nicht verzichten sollte. rmk