Stickstoff-Aufnahme mit Jojo-Effekt

Bedarfsgerechte Düngung im Winterraps

Wir wissen zwar nicht, ob es noch einmal richtig Winter wird, oder ob wir in den nächsten Wochen auch weiter mit der milden Witterung rechnen können, dennoch ist es bereits Zeit sich über die anfallenden Tätigkeiten in den nächsten Wochen Gedanken zu machen. Als Stichwort ist hier die bedarfsgerechte und angepasste Düngung zu nennen. Vielleicht ist es noch sehr viel schwieriger diesem Grundsatz bei der Düngung von Winterraps nachzukommen, als es bei anderen Kulturen der Fall ist.

Aber warum ist die bedarfsgerechte Düngung bei Winterraps so schwierig? Keine andere Kultur mit wesentlichem Anbauumfang kann über Winter so viel Stickstoff aufnehmen und Wachstum realisieren wie Winterraps. Und keine andere erleidet so viele Verluste an vegetativer Masse in der Vegetationsruhe wie der Raps. So können vor Winter sehr üppige Beständen 100 bis 120 kg N/ha aufnehmen. Allerdings kann ein solcher Bestand fast genauso viel Stickstoff wieder abgeben. Keine andere Kultur muss sich daher so intensiv regenerieren.

Raps muss sich nach Winter regenerieren

Verschiedene Modelle der Bedarfsberechnung zur Stickstoffdüngung von Winterraps versuchen diesen Umständen gerecht zu werden, in dem sie die Stickstoffaufnahme des Winterrapses vor und nach Vegetationsbeginn abzuschätzen versuchen. Auch das hessische Stickstoffbedarfsanalysesystem (SBA) versucht die Entwicklung der Bestände nach Winter mit ein zu beziehen.

Hierzu hat der Landesbetrieb Landwirtschaft (LLH) ein webbasiertes Programm entwickelt, mit dessen Hilfe der Stickstoffbedarf des Winterrapses kalkuliert werden kann (www.llh.hessen.de/pflanzenproduktion/). Im Gegensatz zu Getreidekulturen wird aufgrund der zeitlich eng beieinander liegenden Düngungstermine der Sollwert für die Gesamtkultur ausgewiesen. Der Gesamtsollwert richtet sich hierbei nach der Ertragserwartung. Dabei liegt bei einer Ertragserwartung von 40 bis 45 dt der Gesamtsollwert bei 290 kg N pro Hektar (siehe Tabelle 1).

Dieser zunächst einmal sehr hoch anmutende Sollwert wird anhand von einigen Parametern auf die tatsächliche Empfehlung korrigiert. Die erste Anpassung des Sollwertes geschieht anhand des Bestandesbildes im Frühjahr. Je nach Vegetationsbeginn und je nach Regenerationsbedürftigkeit der Pflanzen können, wie in Tabelle 2 ausgewiesen, unterschiedliche Stickstoffgehalte im Bestand angenommen werden, die vom Sollwert abgezogen werden müssen.

Dierk Koch, LLH – LW 6/2014