Talentschmiede für Grüne Berufe feierte Schulabschluss

Erstmals fachliche Ergänzung „Ökologischer Weinbau“

Daniela Schmitt, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, Mainz, konnte in einer Feierstunde am DLR in Bad Kreuznach 29 Kreuznacher Weinbautechniker und 21 Kreuznacher Wirtschafter zu deren erfolgreichen Abschluss gratulieren. Die Leistung und die Bedeutung der „Kaderschmiede“ BBS Bad Kreuznach für junge Unternehmer in der Weinbranche wurde dabei von allen Festrednern und Gratulanten hervorgehoben. Die konstanten Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr bestätigen die Nachfrage nach dieser Ausbildung am zentralen Schulstandort für die Agrarberufe in Bad Kreuznach.

Die zwei Klassen der Weinbautechniker der Bad Kreuznacher BBS mit Staatssekretärin Daniela Schmitt (l.) nach der Übergabe der Urkunden.

Foto: DLR RNH

In der Eröffnungsansprache konnte der stellvertretende DLR-Leiter Otto Schätzel die Staatsekretärin im Mainzer Wirtschaftsministerium, Daniela Schmitt, als Festrednerin, die Vertreter der Branchenverbände, Johannes Thilmann und Dr. Thomas Höfer, wie auch den Vorsitzenden der Kreuznacher Agrarabsolventen, Hans-Willi Knodel, begrüßen. Schätzel machte die hohe Qualität der Techniker- und Wirtschafterausbildung in Bad Kreuznach an der engen und fruchtbaren Verbindung von Unterricht, Beratung und Versuchswesen seitens des Lehrpersonals fest. „Kein Lehrbuchwissen, sondern aktuelle Versuchsergebnisse fließen in den Unterricht ein“, so Schätzel.

Staatssekretärin Daniela Schmitt verwies auf die Bedeutung der zentralen Funktion der Bad Kreuznacher BBS für die Grünen Berufe. Die Staatssekretärin verknüpfte den Übergang der Absolventen vom Schulleben in den Arbeitsmarkt mit einer Forderung: Repräsentation des Berufstandes und positives Vorleben des Berufsbildes. In der Verzahnung von Weinbergsflächen und Weingütern als Kulturgut mit den Weinregionen als attraktives Urlaubsziel sah die Staatssekretärin weiteres Potenzial für die jungen Absolventen im Wettbewerb um Weinkunden und Weinmärkte.

Nachhaltige Personalpolitik für die Schule gefordert

Hans Willi Knodel als Vorsitzender der Absolventenverbände blickte mit Stolz auf die Ausbildung der Weinbautechniker und Wirtschafter für Weinbau und Oenologie. „Damit Form und Qualität nicht sinken, fordere ich eine nachhaltige Personalnachführung an der BBS in Bad Kreuznach“, so Knodel. Laut Knodel unterstreicht die Preismisere am Fassweinmarkt, aber auch auf anderen Agrarmärkten wie Milch und Fleisch, die besondere Bedeutung der unternehmerischen Ausbildung im Agrarsektor. Sie befähige die Betriebsleiter zukunftstragende Entscheidungen zu treffen. Für die Mitgliedschaft in den Absolventenverbänden warb Knodel mit den Vorzügen einer Bindung der zukünftigen Betriebsleiter zu erfahrenen Beratern, dem Besuch von attraktiven Tagungen und Fortbildungen sowie dem Austausch mit Unternehmern der Weinbranche.

Für hervorragende schulische Leistungen wurden bei den Weinbautechnikern Simon Schreiber, Karsten Horter und Jürgen Büchner, bei den Wirtschaftern Stephanie Johaentges und Yvonne Rottmann von Staatssekretärin Daniela Schmitt mit dem Buchpreis des DLR, und von Hans Willi Knodel mit dem Buchpreis des Verbandes Kreuznacher Agrarabsolventen ausgezeichnet.

Als Novum in der Technikerausbildung und einmalig in der Weinbauausbildung in Deutschland stellte Oswald Walg den Erwerb der Zertifikate für Ökologischen Weinbau mit einem Unterrichtsumfang von 160 Modulstunden heraus. In der Berufsschule, besonders aber im Unterricht der an die Erstausbildung sich anschließenden Fachschulen, fließen Themen der Ökologie für alle Auszubildenden, wie auch Fachschüler in Arbeitspläne und Unterricht ein. Als zusätzliche fachliche Ergänzung wurde Ökologischer Weinbau in der Technikerausbildung im aktuellen Schuljahrgang erstmalig angeboten. Elf Schüler haben das Modul erfolgreich absolviert und erhielten die begehrten Zertifikate aus den Händen von Oswald Walg.

Die Klasse der Wirtschafter der Bad Kreuznacher BBS mit Staatssekretärin Daniela Schmitt, dem Klassenlehrer Matthias Gaugler und stellvertretendem DLR-Leiter Otto Schätzel.

Foto: DLR RNH

Ökologische Ausrichtung folgerichtig

Laut Walg wurden gerade im Frühsommer 2016 durch Schäden des Falschen Mehltaus die Risiken der ökologischen Bewirtschaftung offenbart. Damit erhöht sich konsequenterweise die Notwendigkeit einer kompetenten Ausbildung für den Winzernachwuchs mit Themen der ökologischen Bewirtschaftung und des Pflanzenschutzes für alle Bewirtschaftungsformen. Der Schulstandort Bad Kreuznach sei auch mit diesem Themenkomplex hervorragend für die weinbauliche Ausbildung in der Berufsschule, der Wirtschafter- und Technikerausbildung geeignet. Die ökologische Ausrichtung des Staatsweingutes kann dabei weinbauliche und kellerwirtschaftliche Praxisprobleme und Lösungsstrategien optimal mit dem theoretischen Unterricht für den gesamten Weinbaunachwuchs aus konventionellen und ökologisch ausgerichteten Betrieben verzahnen.

Ulrich Hamm, Klassenlehrer der beiden Weinbautechnikerklassen lenkte in seiner Ansprache den Blick in die Zukunft der Absolventen. Herausforderungen sollten als solche nicht nur angenommen werden. Durch kluge Vorgehensweise können solche zur Entwicklung der Persönlichkeit und des Know-how beitragen – sozusagen als Fortführung von dem in der Schulzeit begonnenen Prozess des Lernens. Klugheit spiegelt sich dabei in der Fortführung von sinnvollen Traditionen und gleichzeitiger Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Entwicklungen wider. Innovative Ideen zu träumen und realistische Pläne zu entwerfen kann durchaus als Stärke der jungen Weinbaugeneration auch in der Weinbranche zu hohem Nutzen führen.

Der Klassenlehrer der Wirtschafterklasse, Matthias Gaugler, erinnerte in seinem Rückblick an die Strapazen mancher Schüler während des Schuljahres. Dank vieler Mitstreiter in Form von Eltern, Freunden und Mitschülern sei es gelungen, 21 erfolgreichen Absolventen von zuvor 23 gestarteten Schülern Urkunde und Zeugnis zu überreichen.

Der Klassensprecher der Wirtschafterklasse, Sebastian Lechner, formulierte die in der Ausbildung erworbenen Fähigkeiten mit einem Strauß von Kompetenzen. Zentraler Kern sei dabei die Stärkung der Persönlichkeit in Verbindung mit den soft skills gewesen. Ein Schülerquartett aus den Technikerklassen mit Karsten Horter, Franz Eger, Philipp Krieger und Sebastian Layendecker ließen das Schuljahr der Weinbautechniker mit einer Fotoserie der Exkursionen in verschiedene Anbaugebiete und der Abschlussfahrt nach Burgund Revue passieren.

Dr. Müller führte in die grundlegende Systematik der Projektarbeiten ein. Dabei wies er vielen Projekten ein hohes Maß an Wertigkeit zu. Ergebnisse dieser von Technikerschülern angefertigten Arbeiten fließen ein in die Beratungsarbeit, den Fachunterricht, und in Fachveröffentlichungen. Mit der von Jonas Korndörfer professionell vorgestellten Projektarbeit „Möglichkeiten zur Verbesserung der Stickstoff- und Wasserversorgung sowie des Erosionsschutzes im Ökologischen Weinbau durch das Konzept gestörte Begrünung“ erlebten die Gäste eine äußerst gelungene Präsentation auf sehr hohem Niveau.

Konrad Schneiders – LW 36/2016