Technik für die Praxis auf den Düsser Milchviehtagen

Futtervorlage-, Stallpflege- und Kälberhaltungstechnik vorgestellt

Möglichkeiten zur Produktionsverbesserung sind besonders in schwierigen Zeiten gefragt. Um sich über die neuesten Entwicklungen aus den Bereichen Milchrinderzucht, Stallbau, Technik und das Melken zu informieren, zog es vergangene Woche etwa 5 000 Besucher in das Versuchs- und Bildungszentrum Haus Düsse. 170 Aussteller präsentierten ihre Produkte rund um die Milchviehhaltung. Jennifer Krämer berichtet für das LW.

Mit dem Tuchel-Trac werden zwei Arbeitsschritte vereint: das Reinigen und Einstreuen der Boxen.Foto: Krämer

Unter dem Motto „Das-100-Tage-Fenster“ wurde als Special dieser Veranstaltung von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und den teilnehmenden Firmen die Fütterung im geburtsnahen Zeitraum beleuchtet. Um eine stressarme Kalbung und einen guten Start in die Laktation sicherzustellen, müssen in den 100 Tagen vom Trockenstellen bis zur nächsten Besamung Futterrationen angeboten werden, die an den sich ändernden Bedarf der Tiere angepasst werden. Es wurden Informationen über die Fütterung der Trockensteher und Frischmelker, selektives Trockenstellen, Spezialfuttermittel und die Bewertung der Körperkondition gegeben.

Arbeitsabläufe mithilfe der Automatisierung erleichtern

Das Thema Automatisierung war auch bei den Milchviehtagen sehr präsent. So stellte De Laval die Body-Condition-Scoring-Kamera BCS aus, mit deren Hilfe jeden Tag die Körperkondition der einzelnen Tiere automatisch und ohne jeglichen Stress für die Tiere berechnet und ausgewertet wird. Diese Informationen ermöglichen dem Landwirt ein schnelles Handeln in Bezug auf Gewichtsverluste oder -zunahmen einzelner Tiere und der gesamten Herde. Die Firmen Lely, Boumatic und GEA stellten automatische Melksysteme, Spaltenschieber und Futteranschieber vor. Mit diesen Produkten wird darauf abgezielt, dem Landwirt Arbeitsschritte zu erleichtern und Zeit einzusparen.

Wie jedes Jahr bei den Düsser Milchviehtagen standen die Praxisvorführungen im Vordergrund. Zum Einsatz kamen einige Futtermischwagen, die sich durch ihre Entnahme- und Mischtechniken voneinander unterscheiden. So stellten unter anderem Kuhn sowie der italienische Hersteller Faresin Industries selbstfahrende Futtermischwagen vor. Als trotz seiner Größe besonders wendig zeigte sich der Selbstfahrer Triotrac New Edition von Trioliet.

Die Rinderunion West präsentierte ihre Zuchttiere bei den Düsser Milchviehtagen. Ein Thema war auch die Automatisierung der Spaltenreinigung.

Foto: Krämer

Interessiert beobachten die Zuschauer die Siloaufnahme der verschiedenen Futtermischwagen. Hier der Selbstfahrer Leader Compact 1 400 von Faresin.

Bei den Düsser Milchviehtagen wurden verschiedene Einstreugeräte vorgestellt, z.B. das Modell Taarup 853 des Herstellers Kverneland, das sowohl zum Einstreuen als auch zur Futterverteilung genutzt werden kann.

Einstreugeräte und Laufflächenreinigung

Zudem gab es Vorführungen zu den unterschiedlichen Einstreusystemen für Festmistställe. Hier wurden unter anderem Einstreugeräte der Firmen Mehrtens, Robert, VDW, Kverneland und Teagle vorgestellt. In einem weiteren Programmpunkt wurden die Laufflächenreinigung mit verschiedenen Spaltenschiebern sowie die Reinigung und das Einstreuen der Boxen demonstriert. Einen geringeren Arbeitsaufwand verspricht der Tuchel Trac, der die Arbeitsschritte des Säuberns und Einstreuens der Boxen kombiniert.

Eco-Boden ist Kombination aus Beton und Gummi

Auch Systeme zur Verbesserung der Sicherheit auf den Laufflächen, was für mehr Bewegung der Tiere sorgen soll, wurden vorgestellt. Der Boden des niederländischen Unternehmens Anders-Beton ist eine Kombination aus Beton und Gummi, die den Boden gleichzeitig rutschfest macht, durch den Betonanteil aber auch für den nötigen Abrieb der Klauen sorgt. Dadurch werde die Klauengesundheit verbessert, die Bewegungsaktivität der Tiere durch die gute Begehbarkeit erhöht und die allgemeine Gesundheit verbessert. Außerdem könne mit Hilfe von Abdichtungsklappen der niedrigste Emissionsfaktor unter allen Stallböden erzielt werden.

Eine Kälberbox zum Zusammenstecken stellte Agri-Plastics bei den Düsser Milchviehtagen vor.

Foto: Krämer

Auch das Belüftungssystem Vetsmarttubes wurde vorgestellt. Es wird vor allem in älteren Kälberställen immer häufiger eingebaut und bringt viel frische Luft in den Stall. In den USA werden damit auch neue Kälberställe ausgestattet.

Die Automatisierung der Körperkonditionsbewertung bei Kühen mithilfe einer Kamera wurde von De Laval vorgestellt.

Zusammensteckbare Kälberboxen vorgestellt

In einem an die Kälberställe angrenzenden Zelt wurde der Themenschwerpunkt des vergangenen Jahres noch einmal aufgegriffen. Hier konnte man sich ausführlich über die neuesten Entwicklungen der Kälberaufzucht informieren. Agri-Plastics stellte neben Kälber-Gruppenhütten und normalen Hütten Kälberboxen vor, die aus stabilen Kunststoffelementen bestehen und leicht zusammengesteckt werden können.

Automatische Fütterungssysteme für Kälber sowie unterschiedliche Ausführungen von Milchtaxen wurden neben Holm & Laue sowie Urban auch von weiteren Ausstellern vorgeführt. Die innovative Firma Vetsmarttubes stellte ein Belüftungssystem aus, das aus einem Ventilator und einem individuell auf den jeweiligen Stall angepassten textilen Belüftungsschlauch besteht, der mit Luft­aus­trittslöchern versehen ist. Die Schläuche sind für jeden Stall so konzipiert, dass sie in ausreichendem Maße Frischluft zu den Tieren bringen, ohne dabei Zugluft entstehen zu lassen. Wissenschaftliche Ergebnisse zeigen, dass mit der Schlauchbelüftung die Keimbelastung im Bereich der Tiere deutlich gesenkt werden kann und die Tiergesundheit sowie die Leistungsfähigkeit verbessert wird (mehrere interessante Artikel zur Schlauchbelüftung können auch auf der Website des LW unter www.lw-heute.de nachgelesen werden (Suchbegriff „Schlauchbelüftung“ eingeben).

Intelligente LED-Leuchte

Im Rahmen der Milchviehtage wurde das Forschungsprojekt „Smart Light“ vom Institut für Landtechnik und Tierhaltung gemeinsam mit Projektpartnern der Fachhochschule Bielefeld, der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, des Versuchs- und Bildungszentrums Landwirtschaft Haus Düsse und der De Laval GmbH vorgestellt. In diesem Projekt wurde der Einfluss von herkömmlichen Natrium-Dampf-Lampen sowie neuen LED-Lampen im Milchviehstall untersucht. Bei der Entwicklung einer optimal an die Kuh angepassten Leuchte wird das Verhalten der Kühe in unterschiedlichen Beleuchtungssituationen beobachtet und analysiert. In Kombination mit dem Wissen über das Sehvermögen der Kühe ist es das Ziel, den Tieren ein kuhgerechtes Spektrum zu ermöglichen. Ende März dieses Jahres wird dieses Projekt beendet, bei der Eurotier 2016 werden die Ergebnisse vorgestellt.

 – LW 8/2016