Tendenziell etwas unterdurchschnittliche Werte
Nmin-Werte für Rheinhessen und Stickstoff-Düngeempfehlungen
Zwischen dem 17. und 26. Februar wurden auf 139 Feldern Bodenproben gezogen, 65 Prozent davon aus dem offiziellen Untersuchungsprogramm, die übrigen 35 Prozent steuerten Landwirte auf eigene Kosten bei. Sofern Nmin-Werte aus zwei Schichten (0-30 und 30-60 cm) vorliegen, besteht das Angebot, sich vom DLR eine Stickstoff-Düngeempfehlung erstellen zu lassen.
Foto: Fischer
Nmin-Werte nach Vorfrüchten und Regionen
Nach Sommergerste und Winterweizen sind geringere Nmin-Werte vorhanden, wenn Winterweizen steht, im Vergleich dazu, wenn eine Sommerung folgen soll. Nach Winterweizen finden sich nur geringfügig höhere Nmin-Werte als nach Sommergerste. Nach Zuckerrüben treten überdurchschnittliche Nmin-Werte mit hoher Streuung auf. Überdurchschnittliche Werte treten vor allem auf, wenn eine Sommerung folgt. Mögliche Ursachen könnten die niedrigen Zuckerrübenerträge 2015 oder die beginnende Mineralisierung des Zuckerrübenblattes sein. Der Leguminosenanteil dürfte für den Nmin-Wert und die zukünftige Nachlieferung eine Rolle spielen. Je nach Leguminosenanteil sollten zwischen 10 und 25 kg N/ha für die Stickstoff-Nachlieferung einkalkuliert werden.
Unter stark entwickeltem Wintergetreide wie der Wintergerste finden sich wie gewohnt nur geringe Nmin-Werte. Die Wintergerste sollte alsbald angedüngt werden. Zu Winterroggen liegen kaum Daten vor, so dass für die Düngeempfehlung von den Werten der Wintergerste-Felder ausgegangen wurde. Ansonsten ist meist noch genügend Rest-N in der Krume vorhanden, um die Befahrbarkeit der Felder abzuwarten. Lediglich in 4 der 139 Flächen liegen weniger als 10 kg Stickstoff/ha in der Krume vor. Unterdurchschnittliche Werte finden sich im Raum Mainz, überdurchschnittliche im Raum Selztal um Undenheim und durchschnittliche Werte treten im westlichen Rheinhessen (Raum Ober-Flörsheim, kühler Grund, Nack) sowie in den Gebieten um Gau-Bickelheim, Worms und Umgebung auf.
Empfehlungen zur Stickstoff-Düngung
Wenn die Nmin-Werte etwas unterdurchschnittlich sind, folgt daraus, dass die daraus abgeleiteten Stickstoff-Düngeempfehlungen ein etwas überdurchschnittliches Niveau aufweisen. Die Düngeempfehlungen können nur einen Anhaltspunkt geben. Eigene Nmin-Untersuchungen sind sicherlich der genauere Weg. Auch kann die weitere Mineralisierung, die in die Empfehlungen eingeht, auf den humusreichen Böden Rheinhessens stark schwanken, in Abhängigkeit von der Menge und Verteilung der Frühjahrsniederschläge. Daher können die Düngeempfehlungen nur durchschnittliche Witterungsverhältnisse abbilden und nicht etwa eine Frühjahrstrockenheit mit plötzlich einsetzendem Regen.
Da sich die Nmin-Gehalte nach Winterweizen und Sommergerste kaum unterscheiden, unterscheiden sich die Stickstoff-Düngungsempfehlungen nach Winterweizen oder Sommergerste ebenfalls kaum. Stark entwickelte oder gar überwachsene Wintergetreidebestände sollten um 10 bis 20 kg N/ha weniger angedüngt werden, um die Bestockung nicht noch weiter anzuheizen. Zu Sommergerste nach Zuckerrüben ergibt sich rechnerisch nur eine geringe Stickstoff-Düngung. Andererseits sollte die oberste Bodenschicht 0 bis 30 cm auf den N-Sollwert 60 kg N/ha aufgefüllt werden. Daher ist ein Empfehlungsbereich von 0 bis 25 kg N/ha angegeben. Die Sommergerste-Sorte Avalon reagiert ähnlich wie Propino im Eiweißgehalt. Neuere Auswertungen haben ergeben, dass die nach dem erwähnten Sollwertsystem empfohlene Stickstoffdüngung um etwa 15 (bis 20) kg N/ha angehoben werden kann. Im Vergleich zum Weichweizen wird der Hartweizen etwas stärker angedüngt, da er sich weniger bestockt.
Zu Zuckerrüben wurde der Zielertrag aufgrund der gestiegenen Erträge der nematodentoleranten Sorten auf 70 t/ha angehoben. Jedoch sollte man deutlich differenzieren nach dem geplanten Rodetermin. Das Sollwertsystem sieht eine maximale N-Düngung zu Zuckerrüben von 150 kg/ha vor. Zu Körnermais wurde die Ertragserwartung auf 100 dt/ha angehoben. Auf sandigen Böden sollten Sie allerdings die angegebenen Korrekturfaktoren für eine geringere Ertragserwartung anwenden. Generell können Sie die Ertragserwartung über die Korrekturfaktoren anpassen.
Im Winterraps wurden keine Nmin-Proben mehr gezogen, da dort erfahrungsgemäß nur geringe Nmin-Gehalte vorkommen. Der Raps nimmt den vorhandenen beziehungsweise den mineralisierten Stickstoff auf und baut ihn in seine Blatt- und Wurzelmasse ein. Daher wurde Anfang Dezember 2015 auf sieben repräsentativen Rapsfeldern der Aufwuchs gemessen und daraus die Stickstoff-Aufnahme im Herbst berechnet. Der Raps hatte sich im Herbst durchschnittlich entwickeln und Stickstoff aufnehmen können, so dass die N-Düngung gegenüber dem ortsüblichen Niveau kaum verändert werden muss. Dies ist in der Tabelle berücksichtigt. Allerdings ergab sich, je nach Bestandesentwicklung, eine hohe Varianz der Aufwuchsmasse zwischen den beprobten Feldern. Bei dem am stärksten entwickelten Raps ist ein Abschlag von 9 kg N/ha zur ortsüblichen Düngung notwendig, bei dem am schwächsten entwickelten Bestand ein Zuschlag von 19 kg N/ha. Wer selbst das hier benutzte N-Sollwertsystem einsehenwill, findet es unter www.dlr.rlp.de (Fachinformationen, Pflanzenbau, Nmin, Nmin-Sollwertsysteme).
Martin Nanz, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück – LW 10/2016