Viel Regen, wenig Stickstoff und kräftige Bestände

Düngeempfehlung Wintergetreide 2016 für Mittel- und Südhessen

Der Winter 2014/15 war ähnlich dem Vorjahreswinter recht mild mit wenigen Frosttagen. Die Wintergetreidebestände sind meist gut entwickelt und ohne Auswinterungsschäden. Die Niederschläge in den Wintermonaten waren ergiebig und lang anhaltend und haben zu einer Verlagerung von leichtlöslichen Nährstoffen geführt.

Die leichteren Böden sind in diesem Frühjahr weitgehend leer. Bei Böden mit besserer Bonität ist eine deutliche Verlagerung in die unteren Schichten zu erkennen. In Mittelhessen enthalten über 70 Prozent der bislang beprobten Wintergetreideflächen weniger als 25 kg Nmin-N in 0 bis 90 cm Tiefe. Die lang anhaltenden Niederschläge verhinderten eine zügige Beprobung der Flächen auf Stickstoffgehalte. Weizen befindet sich je nach Aussaattermin im 2- bis 3-Blattstadium (nach Zuckerrüben) mit drei bis fünf Trieben/Pflanze (etwa nach Kartoffeln, Raps oder Mais). Die Wintergerste ist oftmals schon sehr weit entwickelt. In Gunstlagen sind früh gesäte Bestände sogar schon überwachsen.

Mittelhessen: Startgabe in üblicher Höhe

Die hohen Niederschlagsmengen über Winter ließen geringe Nmin-Gehalte in der Krume erwarten. Der Durchschnittswert aus allen 95 in Mittelhessen (WRRL Maßnahmenraum „Marburger Land“) beprobten Flächen im Frühjahr 2016 beträgt 25 kg N/ha in 0-90 cm. Der Nmin-Gehalt der Krume beträgt durchschnittlich 7 kg N/ha. Die Verteilung über die oberen drei Bodenschichten (0-30 cm, 30-60 cm, 60-90 cm) beträgt 7+8+10 kg (=25 kg) N/ha und ist bei beinahe allen Hauptfrüchten gleichmäßig. Einzelne Nmin-Werte über 50 kg N/ha sind oft durch Leguminosen-Vorfrucht oder organische Düngung bedingt.

Die Startgabe im Getreide ist an der kräftigen Bestandsentwicklung und dem niedrigen Nmin-Wert auszurichten: das heißt bei kräftigen Beständen und niedrigen Nmin-Werten ist eine Andüngung in der üblichen Höhe ausreichend (60 kg N/ha). Gerade die schon stark bestockte Wintergerste sollte durch hohe Düngergaben und schnell verfügbaren N-Dünger nicht zur Bildung von noch mehr Seitentrieben angeregt werden. 1b-Gaben im Winterweizen sollten bei Spätsaaten, Stoppelweizen und bei niedrigen Nmin-Werten eingeplant werden. Gut entwickelte Bestände sollten eine schossbetonte Düngung erhalten, um die Ährenanlagen abzusichern. Bei Spätsaaten kann die Startgabe leicht erhöht werden (bis etwa 70 kg N/ha), um noch genügend Bestockungstriebe pro Pflanze zu erreichen. Hier sind nitrathaltige, schnell wirksame Dünger wie Kalkammonsalpeter oder ASS empfehlenswert. Eine Schwefeldüngung in Höhe von 20 kg S/ha sollte eingeplant werden.

Region Odenwald: In Gunstlagen überwachsene Bestände

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Die hier veröffentlichten Nmin-Werte können – insofern keine eigenen Bodenuntersuchungsergebnisse vorliegen – als Grundlage zur Bemessung der Stickstoffdüngung im Frühjahr herangezogen werden. Die Seiten können herausgetrennt und aufbewahrt werden; die Angaben erfüllen die Anforderungen der Düngeverordnung zur Dokumentation der betrieblichen StickstoffDüngung.

LW

Die Wintergetreidebestände präsentieren sich nach dem milden Winter im Allgemeinen gut entwickelt, ohne Auswinterungsschäden in den Gunstlagen und zum Teil überwachsen. Die ergiebigen Niederschläge haben auf den Lößstandorten im Reinheimer Hügelland zu einer Verlagerung der Bodenvorräte in die unteren Schichten geführt. Auf schwächeren oder stauwasserbeeinflussten Standorten ist damit zu rechnen, dass der Nitratstickstoff zum großen Teil ausgewaschen wurde.

Aufgrund der ergiebigen Niederschläge in den letzten Wochen verzögert sich die Probenahme. Die bislang vorliegenden Werte Nmin Werte wurden auf Schlägen im Reinheimer Hügelland ermittelt. Unter Wintergerste lassen sich im Mittel 39 kg und unter Winterweizen 55 kg Nmin-N/ha in 0 bis 90 cm Tiefe feststellen. Die langjährige Ausbringung von organischer Düngung übt auf die Frühjahrs-Nmin-Werten keine Effekte aus, größeren Einfluss hat die Vorfrucht. Stickstoff im Unterboden wird erst zur Wirkung kommen, wenn die Wurzeln den Untergrund erschlossen haben. Daher ist vor der Schossergabe die Nährstoffversorgung der Bestände unbedingt zu prüfen (Düngefenster, Nitrachek, Chlorophyllmessungen). Auch der Schwefelvorrat im Boden ist sehr gering. Die erste Gabe sollte unbedingt mit einem schwefelhaltigen N-Dünger erfolgen.

Sobald die Flächen befahrbar sind sollten die Wintergetreidebestände angedüngt werden. Für dieses Jahr werden die in den Tabellen 4 und 5 genannten Mengen empfohlen. Überwachsene, gut bestockte Bestände sind nur verhalten anzudüngen. Bei gut bestockten Beständen darf die 1b-Gabe nicht zu früh fallen. NH4-N-haltige Dünger haben absoluten Vorrang. Vegetationsbegleitend werden von AGGL und WBV MR wieder Nitrachek Messungen auf repräsentativen Flächen vorgenommen. Damit kann eine konkrete Aussage über die Versorgung der Bestände mit Nitratstickstoff im Vegetationsverlauf gemacht werden. Gerade bei Wirtschaftsdüngereinsatz oder auf Flächen mit einem hohen Mineralisierungspotenzial ermöglichen diese vegetationsbegleitenden Untersuchungen in Kombination mit der Bodenanalyse eine bessere Abschätzung der N-Versorgung.

Susanne Fischer, Markus Rhiel, Wasser- und Bodenverband Marburger Land; Dr. Angela Homm-Belzer, Matthias Bahr, Silke Reimund, AGGL Otzberg – LW 10/2016