Themen: Generationenvertrag, Hofübergabe und Betriebsstruktur

Vielfältiger Austausch mit Verband und Messebesuchern

Der Besuch der Gäste aus Hessen am Landjugendstand auf der Grünen Woche in Berlin freute die Landjugendvertreter besonders. „Zehn Tage Standdienst in Berlin ehrenamtlich zu bewältigen hat uns herausgefordert“, so Carolin Hecker im Anschluss an die Messe. „Die Gespräche über die Themen Generationenvertrag und Hofübergabe waren sehr interessant und aufschlussreich“, fügt sie hinzu.

Friedhelm Schneider, Präsident des Hessischen Bauernverbands, diskutier­te am Grüne-Woche-Landjugendstand mit den Jugendlichen zum Thema.

Foto: HLJ (1)/ BDL(1)

Es wurden rund 2 000 Flyer zum Thema verteilt und ebenso viele Wünsche an den „Generationenbaum“ geheftet. „Die älte­re Generation wünscht sich eine mutige, authentische Jugend, die über den Tellerrand blickt und gesellschaftliche Verantwortung übernimmt“, so Hecker bei ihrer Bilanz. Täglich waren fünf hessi­sche Landjugendliche im Einsatz und haben Besucher zum Thema informiert und interviewt. „Damit machen wir auch deutlich, wie wichtig der Hessische Landjugend die Interessenvertretung ebenso in städtischen Regionen und auf Bundesebene ist“, so Hecker.

250 Teilnehmer besuchten den Junglandwirtekongress

80 Landjugendliche besuchten auf der fünftägigen Lehr und Kul­turfahrt im Zuge der Grünen Woche unter anderem auch das Olympi­a­stadion und kamen zum großen Land­jugendfest sowie zum festlichen Landjugendball im Palais am Funkturm.

Der debattenreiche Junglandwirtekongress zur Grünen Woche hatte mit der Slogan „Zum Landwirtschaften gehört Verbraucherdialog“ eingeladen und rund 250 Junglandwirte kamen.

„Die Landwirtschaft steht vor der großen Herausforderung, so zu wirtschaften, dass die Betriebe einerseits genug erwirtschaften, um die Familien zu ernähren. Andererseits werden die gesellschaftlichen Ansprüche immer höher“, stellte Matthias Daun fest. „Zeitgemäß zu wirtschaften heißt, dass wir beides unter einen Hut bringen müssen“, sagte der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL).

Die HBV-Vizepräsidenten Thomas Kunz (2.v.l.) und Karsten Schmal (2.v.r.) kamen ebenfalls zum Landjugendstand auf der Grünen Woche und stellten fest, dass sie gerade selbst im Hessischen Bauernverband die nächste Ge­neration darstellen würden und froh über die engagierte Landjugend in Hessen sind.

Foto: HLJ (1)/ BDL(1)

Dem stehe die Art und Weise gegenüber, in der in der Öffentlichkeit über Landwirtschaft und insbesondere Tierhaltung diskutiert werde. Die sei alles andere als zeitgemäß, sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied auf dem Junglandwirtekongress. „Wir sind gut beraten, wenn wir im Dialog bleiben. Dann darf aber auch eine sachliche Diskussion erwartet werden. Eine unberechtigte Stigmatisierung von Bauernfamilien müssen wir uns nicht gefallen lassen“, so Rukwied.

„Anschluss an das Ausland nicht verpassen“

Die Landjugend und der Bauernverband hatten als Organisatoren kontroverse Diskutanten eingeladen, wie Professor Wolfgang Bokelmann von der Hum­boldt-Uni­­versität zu Berlin und Eckehard Niemann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Land­wirtschaft. Podiumsteilnehmer waren auch Timm Fuchs vom Deutschen Städte- und Gemeindebund sowie Junglandwirt und Hähnchenmäster Markus Santelmann. In der Podiumsdiskussion stießen sehr unterschiedliche Ansichten, wie es mit der Landwirtschaft in Zukunft weiter gehen kann, aufeinander. Er vertrat den Standpunkt, dass das Größenwachstum falsch sein und sagte „Es muss Schluss sein mit der Wachsen-oder-Weichen-Mentalität. Wir müssen Klasse statt Masse produzieren.“ Durch einen Rückgang der Menge verspricht er sich eine Erhöhung des Preisniveaus.

Anders sah das Markus Santelmann. „Wir brauchen Mindestgrößen, sonst rentiert sich die eingesetzte Arbeitszeit nicht“, so der Junglandwirt. Einen Vorteil in der Mengenreduzierung sieht er nicht und sagte: „Das Ausland schläft doch nicht! Wenn wir teurer produzieren, springen die Produzenten im Ausland sofort in die entstehende Lücke“.

Auch Wolfgang Bokelmann sah darin keine Lösung des Problems. Für ihn war wichtig, dass die Verantwortung nicht nur bei der Landwirtschaft gesucht wird, sondern auch die weiterverarbeitende Industrie und der Handel sich umstellen müssen. Der Professor sieht die Zukunftsperspektiven der Landwirtschaft in Deutschland dennoch optimistisch und betonte, dass der Beruf des Landwirts in der Öffentlichkeit positiv belegt sei.

Für Timm Fuchs sind Landwirte auch wichtig für den Fortbestand der Dörfer in Deutschland. Er wies darauf hin, dass Landwirte ein wichtiger unmittelbarer und mittelbarer Arbeitgeber für die ländlichen Räume sind.

bdl/hlj – LW 6/2015